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Tierschutz bei Sache Vet: „Empathie muss gelernt werden“

Am Valentinstag hat die Stiftung Sache im Veranstaltungsraum Maison 13 auf der Messe Love Fair zahlreiche Tierfreunde aus Bukarest zusammengebracht. Die Stiftung, die eine langjährige Tätigkeit hinter sich hat, gilt in Rumänien als Bahnbrecher im Bereich des Schutzes von ausgesetzten Tieren, denn dieses Jahr eröffnet sie die erste soziale Tierklinik in Rumänien. Wir haben mit der Gründerin der Stiftung, Laura Fincu, und der PR-Frau Olivia Sandu über das Event, die Geschichte und die Zukunft der Stiftung sowie die lang erwartete Eröffnung der Klinik gesprochen.

Olivia Sandu (l.i.B.) und Laura Fincu von der Sache Foundation mit Bild der Hündin Hiena, die immer noch ein Zuhause sucht (Foto: Ana Nedelea)
Olivia Sandu (l.i.B.) und Laura Fincu von der Sache Foundation mit Bild der Hündin Hiena, die immer noch ein Zuhause sucht (Foto: Ana Nedelea)

, 28.02.2025, 11:00

 

 

Auf der Messe Love Fair, die einen großen Wert auf Nachhaltigkeit legt, haben lokale Hersteller und Designer ihre Produkte ausgestellt, die einen gewissen Bezug zu Haustieren haben. Von Duftkerzen, Seifen, Broschen, Armbändern, Postkarten und sogar Artikeln aus dem Bereich gesunder Lebensstil bis hin zu veganen Produkten und Süßigkeiten – alles war da, und der Erlös für den Verkauf eines jeden Artikels war zugleich eine Spende für die Tiere, die von der Stiftung Sache betreut werden. Für die jüngeren Tierfreunde organisierte die Stiftung Workshops wie Der kleine Tierarzt, wo den Teilnehmern beigebracht wurde, wie man sich um Tiere kümmert und ihnen im Grunde genommen einfach nur Empathie und Respekt entgegenbringt. Laura Fincu ist Gründerin der Stiftung Sache, die im Laufe der Jahre einen langen Weg gegangen ist und jetzt vor der Einweihung der ersten sozialen Tierklinik in Rumänien steht. Wie alles begann, erfahren wir gleich von ihr.

 

 

„Sache gibt’s schon… ich meine den Welpen, der zum Namensgeber unserer Stiftung wurde, ihn gibt es also seit 2007, als er im Innenhof eines Studentenheims in Bukarest geboren wurde. Ich war Studentin im zweiten Jahr an der Fakultät für Kommunikation und Politikwissenschaften, wohnte im Studentenheim und habe ihn dort gefunden. Er war total auf Hilfe angewiesen, weil er von einem Kommilitonen misshandelt worden war, und zwar ziemlich schwer. Ich griff in letzter Sekunde ein, las den Hund auf, der mitten in der Nacht jämmerlich wimmerte, brachte ihn in eine Tierarztpraxis, wo man ihm einen Ganzkörpergips anlegte. Bis zu seiner vollen Genesung nahm ich ihn in mein Zimmer im Studentenheim auf. Das war sozusagen der Anfang. Ein hilfsbedürftiger Welpe, und daraus erwuchs ein großartiges Projekt.“

 

 

Da sie nichts mit der Veterinärmedizin und umso weniger mit der sozialen Tiermedizin am Hut hatte, glaubte die Studentin von damals vorerst nicht, dass sie imstande gewesen wäre, das Leben eines Welpen zu retten. Die Begebenheit mit Sache hat sie aber tief berührt und ihre Sicht auf die Welt und die Realität stark geprägt. Laura Fincu wollte diese Geschichte nicht auf sich beruhen lassen und 2016 startete sie ein Projekt für soziales Unternehmertum, das sie Sache Vet nannte. Alles drehte sich um die so getaufte Tierarztpraxis, die bald mit Härtefällen überflutet wurde, denn zahlreiche Menschen kamen mit ausgesetzten Tieren hin, die medizinische Versorgung brauchten. Auch die Zahl der Fälle von kranken Haustieren, deren Besitzer sich keine medizinische Versorgung für sie leisten konnten, stieg deutlich an. Besonders beeindruckend fand Laura auch, dass sich immer mehr Tierärzte bereit zeigten, ehrenamtlich mitzumachen. Die Idee, eine soziale Tierklinik zu gründen, entstand also aus einer doppelten Verantwortung, die Laura sowohl gegenüber den zurückgelassenen Tieren als auch gegenüber den zahlreichen Menschen verspürte, die sich als hilfsbereit zeigten. Die soziale Klinik wird auch über ein Trainingszentrum verfügen, wo sich Tierärzte und Veterinärmedizin-Studenten im Bereich der sozialen Tiermedizin weiterbilden können. Die Klinik soll im Herbst eingeweiht werden und wird alle Erwartungen erfüllen, verspricht die Gründerin von „Sache“. Doch gleichzeitig konfrontiert sich die Stiftung mit vielfältigen Herausforderungen. Welche diese sind, erläutert Laura Fincu:

 

„Finanzielle und emotionale Schwierigkeiten, doch daraus schöpfen wir wahrscheinlich auch die wichtigsten Ressourcen. Der finanzielle Aufwand ist sehr, sehr hoch, vor allem für Tiere, die keine menschliche Bezugsperson haben, und somit keine Möglichkeit, jemals von einem Tierarzt behandelt zu werden, also 0 % Chancen auf Behandlung, wenn es keine Initiativen wie unsere gäbe. Und emotional ist es herausfordernd, weil wir es auch mit besonders schweren Fällen zu tun haben – es geht dabei um Tiere, die von Menschenhand leiden. Damit wollen wir uns einfach nicht abfinden. Es ist sicherlich auch nicht für alle Menschen einfach, mit den Ansprüchen klarzukommen, die die Tiere an uns haben.“

 

 

Gerade eklatante oder besonders schwierige Fälle sind der Antrieb für die Mitarbeiter der Sache-Stiftung. Ihr Ziel ist es, so viele Tiere wie möglich zu retten und ihnen ein gutes Leben zu ermöglichen. Das ist der Wind in den Segeln der Stiftung. Damit solche Geschichten auch andere Menschen dazu bringen, gute Taten zu vollbringen, haben die Sache-Mitarbeiter eine Sammlung von absolut sensationellen Fällen zusammengestellt, die ihnen in Erinnerung geblieben sind und eben durch die Augen des Welpen Sache gesehen und aus seiner Perspektive erzählt werden. Eine Geschichte hat Laura Fincu besonders beeindruckt.

 

„Es geht um einen Hund, der noch etwa 60–70 Kilo in der Zeit wog, als er noch gesund war, bevor er in Brăila auf einem Feld ausgesetzt wurde. Er war extrem krank, erschöpft, die Röntgenaufnahmen zeigten eine Art Lungenkrebs, und der Hund spie Blut aus – es war schrecklich. Wir standen also vor der Wahl, ob ihn einzuschläfern (was wir allerdings nicht tun wollten), die bessere Lösung wäre oder nicht. Und einer unserer Ärzte entschied, ihm noch einen Tag einzuräumen. Dieser Tag machte den Unterschied aus, denn wir alle flehten den Hund an, um sein Überleben zu kämpfen. Wir begannen, mit ihm sozusagen zu verhandeln, wir versprachen ihm ein freundliches Zuhause, wenn er nur Überlebenswille zeigen würde. Und am nächsten Tag kam der Hund wieder zu sich. Die Röntgenaufnahmen zeigten nach einigen Monaten, dass seine Lungen geheilt waren. Wir hatten ohnehin auch eine experimentelle Behandlung begonnen, aber eine große Rolle spielte – meiner Meinung nach – auch diese quasi religiöse oder magische Vorstellung von der Heilung. Die Ärzte wollten nicht einmal, als es besonders schlimm aussah, aufgeben, und taten alles, was möglich war. Das führte zur Genesung und zum Überleben dieses absolut sensationellen Exemplars.“

 

 

Der Hund heißt Gandalf und er genießt jetzt ein glückliches Leben in Deutschland, wo er adoptiert wurde. Der Fall von Gandalf ist ein gutes Beispiel dafür, wie entscheidend es ist, um den letzten Lebensfunken eines Tieres zu kämpfen. Und man weiß nie, welche Überraschungen das einem bereiten kann, glaubt Laura Fincu. Seit 2007 sind etwa 3000 Hunde und Katzen, die von „Sache“ vermittelt wurden, in Deutschland adoptiert worden. Für die Stiftung ist Deutschland daher ein äußerst vertrauensvoller Partner in der Adoption von zuvor geretteten Tieren. Olivia Sandu ist PR-Beauftragte der Stiftung Sache und sie erzählt von einem anderen Fall, der sie stark beeindruckt hat.

 

„Da fällt mir die Geschichte von Hiena (rumänisch für »Hyäne«) ein. Wenn man dieses Wort hört, hat man ein ganz anderes Bild im Kopf. Es handelt sich um eine Hündin, die ihrem Namen alle Ehre macht, eine starke Hündin, von beeindruckender Statur. Aber als sie zu uns gebracht wurde, war ihr Körper ein Wrack. Ihre Muskeln waren wegen des erlittenen Hungers verkümmert, und jede Bewegung war eine Qual für sie. Man hatte ihr nicht viele Überlebenschancen eingeräumt, doch gerade das ist unsere Aufgabe: Wo andere keine Hoffnung mehr hegen, flößen wir Lebenserwartung ein. Diese Hündin erholte sich unter der Obhut unseres Teams prächtig. Sie hatte viel abgenommen, weil ihre Besitzer sie lange vernachlässigt hatten, sie hat aber das verlorene Körpergewicht wiedererlangt und ihr Vertrauen in die Menschen wiedergefunden. Und eben das ist es, was diese unschuldigen Seelen in solchen Situationen besonders brauchen: sich in einer Welt beschützt zu fühlen, die für sie manchmal zu gefährlich und zu grausam ist.“

 

 

Wie im Fall anderer Hunde wurde das Bild von Hiena auf der Messe ausgestellt, denn sie ist immer noch auf der Suche nach einem eigenen Zuhause. Da sie eine große Hündin ist, suchen die Mitarbeiter von „Sache“ eine Adoptionsfamilie, die ihr auch einen Hof zum Austoben anbieten kann. Dass ihr Bild auf der Messe ausgestellt wurde, sei auch als Beweis dafür zu verstehen, dass alles möglich ist. In der Hektik des Alltags innezuhalten und einer Katze oder einem Hund in Not eine helfende Hand entgegenzustrecken, kann wirklich etwas bewirken, glaubt Olivia Sandu. Und immer mehr Menschen tun das in letzter Zeit, stellt Laura Fincu fest. Auf breiter Ebene sei diesbezüglich in Rumänien ein Mentalitätswandel zu erkennen. Laura Fincu:

 

„Solche Initiativen wie die unsere stiften meiner Meinung nach mehr Vertrauen innerhalb der gesamten Gemeinschaft. Ich persönlich glaube, dass die gutherzigen Menschen in letzter Zeit selbstbewusster geworden sind, sie haben Orte gefunden, an denen sie ihre Gefühle ausdrücken können. Ich finde, sie sehen jetzt die Empathie als eine grundlegende menschliche Eigenschaft an, ebenso wie die Solidarität und den Wunsch, den Hilfsbedürftigen entgegenzukommen. Ich glaube, dass die Menschen in Rumänien mittlerweile viel stärker Empathie an den Tag legen. Die Empathie ist in der Tat eine zutiefst menschliche Verhaltensweise, man muss sie jedoch auch zum Ausdruck bringen. Eine große Rolle spielt dabei, dass es mittlerweile auch Gemeinschaften gibt, die Empathie fördern. Bislang war die rumänische Gesellschaft nicht sehr freundlich zu Lebewesen, die sich als verletzlich erweisen oder ihre Verletzlichkeit zeigen. Aber viele von uns treten in Bezug auf den Tierschutz inzwischen entschlossener auf, und das hilft auch anderen, den Mut zu fassen, sich für hilfsbedürftige Tiere einzusetzen.“

 

 

Wie jede Stiftung ist auch Sache auf Spenden angewiesen, falls auch Sie helfen möchten, finden Sie auf der Website sache.info weiterführende Details, wie Sie die Stiftung unterstützen können.

 

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