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Gesundheitwesen: Fehlende Fachärzte, Patienten mangelhaft behandelt

Neulich wurde der Europäische Index des Gesundheitsverbrauchers veröffentlicht. Dieser verweist darauf, dass Rumänien schwerwiegende Probleme bei der Verwaltung des ganzen medizinischen Sektors aufweist“.

Gesundheitwesen: Fehlende Fachärzte, Patienten mangelhaft behandelt
Gesundheitwesen: Fehlende Fachärzte, Patienten mangelhaft behandelt

, 14.02.2018, 17:30

Rumänien belegt einen der letzten Plätze in puncto Rechte und Information der Patienten, Zugang zu den Behandlungen, angebotene Dienstleistungen und Prävention. Ihrerseits haben die Patienten in Rumänien die Möglichkeit, sich im Rahmen verschiedener Umfragen zu äu‎ßern und somit objektive Daten mit ihren subjektiven Eindrücken zu belegen. Eine dieser Studien wurde von Koalition der Rumänischen Patientenverbände mit Chronischen Leiden (COPAC) durchgeführt. Luminiţa Vâlcea, Mitglied dieser Koalition, stellt uns die wichtigsten Unzufriedenheiten der Patienten dar.



Laut unserer Studie, bei der 300 Patienten befragt wurden, wurde einem von drei Patienten eine Diagnose nach mehr als 6 Monaten oder sogar nach 12 Monaten gestellt. Ein Viertel der Patienten, die an der Studie teilgenommen haben, sagen, dass es in ihrer Stadt keinen Facharzt gibt, von dem sie sich behandeln lassen können oder der ihr Leiden überwachen kann. Einer von drei Patienten hat keine detaillierten Erläuterungen vonseiten des Arztes erhalten, nachdem ihm die Diagnose gestellt wurde. Aus der Studie ergibt sich auch noch, dass fast einer von fünf Patienten die Erläuterungen des Arztes nicht verstanden hat. In den meisten Fällen hat ihnen der Arzt nur die Behandlung verschrieben, ohne die Alternativen zu erklären.




Es gibt aber nicht nur Kommunikationsprobleme in der Beziehung zwischen dem Patienten und dem Arzt. Es fehlt auch die integrierte Behandlung des Patienten, aber es mangelt auch an Fachärzten, präzisiert Luminiţa Vâlcea:



Im Falle der Patienten mit chronischen Leiden sprechen wir nicht nur über die erste Diagnose oder über die für das Hauptleiden, denn chronische Patienten entwickeln eine Reihe von Nebenleiden. Das bringt weitere Unannehmlichkeiten, denn die Behandlung einer Krankheit kann im Falle der anderen kontraindiziert sein. Es gibt also kein System, das den Patienten als Ganzes betrachtet und seine Leiden behandelt. Es gibt aber au‎ßerdem Probleme hinsichtlich des ärztlichen Personals. Es ist wahr, dass sehr viele Ärzte ausgereist sind, aber es sind ja auch viele Assistenten ausgewandert. Was bestimmte Fachrichtungen anbelangt, ist die Zahl der Ärzte dramatisch gesunken.“




Laut dem Nationalen Statistikamt haben sich 15.700 rumänische Ärzte entschieden, im Ausland zu arbeiten. Könnte das auch eine Erklärung für den aktuellen Zustand des medizinischen Systems in Rumänien darstellen, so wie es sich aus dem Europäischen Index des Gesundheitsverbrauchers ergibt? Diese Frage haben wir Ştefan Voinea gestellt, Mitglied im Team eines anderen Projekts — Der Rumänische Gesundheitsbeobachter — das von einer NGO durchgeführt wird. Ştefan Voinea:



Es besteht ein klarer Zusammenhang zwischen der Entprofessionalisierung des rumänischen Medizinsystems, der hohen Zahl von Ärzten, die auswandern, und der Situation, in der wir uns derzeit befinden. Es gibt dieses Phänomen des Gehirnexodus und wir werden in die Situation versetzt, in der das System an der Überlebensgrenze gelangt und sich auf Assistenzärzte stützt, die sehr viel Bereitschaftsdienst leisten. Somit sind die verbliebenen Ärzte überfordert. Dieses verbunden mit den niedrigen Gehältern im System und mit dem Mangel an einer strategischer Vision betreffend das Personal haben uns in diese Situation gebracht.“




Nicht nur die niedrigen Einkommen, besonders der jungen Ärzte, rechtfertigen diesen Exodus. Die unvergleichbar bessere technische Ausstattung der deutschen oder französischen Krankenhäuser, aber auch die fehlenden Beförderungsmöglichkeiten in Rumänien sind auch Ursachen dafür. Ştefan Voinea:



Das Beförderungssystem ist wie geschlossen, es gibt sogenannte Kasten, Machtzentren, die die jungen Ärzte dazu bringen, sich für die Ausreise zu entschlie‎ßen, denn sie spüren, sie können dieses System nicht brechen. Es gibt viele Beispiele von Personen, die, weil sie nicht die notwendigen Beziehungen hatten, es nicht geschafft haben, eine Stelle zu bekommen. Darüber hinaus hat mir ein Krankenhausleiter gesagt, dass er, obwohl er offene Arztstellen hat, diese nicht ausschreiben wird, denn es werden sich verschiedene Personen aus der Lokalverwaltung streiten, weil jeder einen bevorzugten Kandidaten für diese Stellen hat.“




Trotz dieser Probleme zeigen sich die Patienten im Grunde zufrieden mit den Behandlungsbedingungen in den rumänischen Krankenhäusern. Laut den Fragebögen für die Bewertung des Zufriedenheitsgrades, die vom Gesundheitsministerium an 120.000 Patienten versandt wurden, beträgt der allgemeine Zufriedenheitsgrad gegenüber der medizinischen Versorgung in den Krankenhäusern 79,8%. Möglich, dass die rumänischen Patienten niedrige Erwartungen haben und dass die Genugtuung über das Überleben eines Krankenhausaufenthaltes oder über die Genesung die Wahrnehmung des Systems beeinflussen, meinen die Experten des Rumänischen Gesundheitsbeobachters. Es gibt dennoch Informationen, die nicht gerade erfreulich sind und die sich in den Fragebögen wiederfinden: Von über 4.000 Patienten hat das ärztliche Personal Geld oder Geschenke gefordert. Das entspricht 3,92% aller befragten Patienten. Ştefan Voinea erläutert:



In diesem Fall ist die Unterscheidung zu machen zwischen freiwilligen, informellen Zahlungen, die nicht von den Ärzten gefordert werden aber leider einen Brauch im rumänischen Gesundheitssystem darstellen, und den Fällen, in denen das medizinische Personal die ärztliche Behandlung vom Zustecken von Geld abhängig macht. Die Frage aus dem Fragebogen bezieht sich auf den letzten Fall. Also scheinen mir die über 4.000 Patienten in diesem Fall überhaupt nicht wenig zu sein, denn es handelt sich um über 4.000 Fälle, in denen die ärztliche Behandlung bedingt wurde. Das ist besonders ernst.“




Um die Meinung der Patienten besser kennenzulernen, empfehlen die Experten dem Ministerium, das gegenwärtige System zu erweitern, indem man den Zufriedenheitsgrad der Patienten auch nach einem Besuch beim Hausharzt ermittelt.

Foto: Mathias Reding / Unsplash
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