Die Weihe der Nationalen Kathedrale in Bukarest: Ein Jahrhundertprojekt des Glaubens
Der fast eineinhalb Jahrhunderte alte Traum der rumänisch-orthodoxen Gläubigen – von Geistlichen ebenso wie von einfachen Gläubigen –, eine Nationale Kathedrale zu bauen, ist Wirklichkeit geworden.
Roxana Vasile, 29.10.2025, 22:45
Der 26. Oktober 2025 wird in die Geschichte des Landes als der Tag der großen Weihe des imposanten Gotteshauses im Zentrum Bukarests eingehen. Es sollte der Höhepunkt eines ganzen Jahres sein, in dem die mehrheitlich orthodoxe Kirche 140 Jahre seit der Anerkennung ihrer Autokephalie und 100 Jahre seit ihrer Erhebung zum Patriarchat feierte – mit zahlreichen, einzigartigen Ereignissen in ihrer Geschichte, darunter etwa die Heiligsprechung von 16 rumänischen Heiligen.
Unmittelbar neben dem Parlamentspalast – dem zweitgrößten Verwaltungsgebäude der Welt – gelegen, erstrecken sich die Nationale Kathedrale und die angrenzenden Bauten über eine Fläche von rund 110.000 Quadratmetern. Über das imposante Ensemble spricht für Radio Rumänien International der Sprecher des Rumänischen Patriarchats, Priester Adrian Agachi:
„Zwischen 2007 und 2010 fanden die Planungsarbeiten statt, die sehr umfangreich waren, weil es sich um einen Gebäudekomplex handelt, der nicht nur den eigentlichen Raum der Nationalen Kathedrale umfasst, sondern auch zahlreiche Nebengebäude. Die Bauarbeiten dauerten – und werden wahrscheinlich noch einige Jahre andauern –, aber jetzt, 15 Jahre nach dem Startpunkt, befinden wir uns bereits in einem sehr fortgeschrittenen, ja unerwartet fortgeschrittenen Stadium, wenn man bedenkt, dass wir schwierige Zeiten durchlebt haben – Wirtschaftskrise, Inflation, steigende Material- und Lohnkosten –, die wir jedoch mit Gottes Hilfe glücklich überwinden konnten.
Wenn wir auf das Ensemble der Nationalen Kathedrale blicken, denken wir nicht nur an einen symbolischen Raum der rumänischen Spiritualität, sondern auch an eine liturgische Notwendigkeit. Die alte Patriarchalkathedrale bot für die Tausenden von Gläubigen, die zu großen Feiertagen, ja selbst an Sonntagen, kamen, kaum Platz. So wurde ein alter Idealtraum verwirklicht – jedoch in einer höchst zeitgemäßen Form. Denn die Nebengebäude unter der Esplanade, die unter anderem das Museum des rumänischen Christentums und Konferenzsäle für kulturelle Veranstaltungen beherbergen werden, machen deutlich, dass das gesamte Ensemble nicht nur ein liturgischer, sondern auch ein bedeutender kulturell-karitativer Raum ist.“
Der Zugang zur Esplanade vor der Kathedrale wird von zwei symmetrischen Türmen flankiert – einer wird eine Inschrift zum Gedenken an die Helden des rumänischen Volkes tragen, der andere eine ähnliche Inschrift zu Ehren der Stifter und Hauptspender des Gotteshauses. Vier Säulengalerien, zwei davon konkav, begrenzen den äußeren liturgischen Raum. Zum Komplex gehören außerdem zwei Gebäude für administrative, soziale oder medizinische Tätigkeiten der Kirche sowie für die Unterbringung von Pilgern.
Das zentrale Bauwerk dieses Ensembles, die Nationale Kathedrale, zählt zu den größten der orthodoxen Welt. Angesichts des lateinischen Charakters der rumänischen Orthodoxie vereint ihre Architektur byzantinische Elemente mit der Monumentalität westlicher Kathedralen – auch in Anbetracht der Tatsache, dass heute ein großer Teil der rumänischen Diaspora im Westen lebt.
Die sechs Glocken der Kathedrale wurden in Österreich gegossen. Die größte von ihnen, mit einem Gewicht von über 25 Tonnen, wird bei großen Festen und Anlässen in einem Umkreis von 15 Kilometern zu hören sein. Doch treten wir nun ein durch eine der bronzenen Türen, die jeweils vier Tonnen wiegen und computergesteuert geöffnet werden! Priester Adrian Agachi begleitet uns:
„Im Inneren der Kathedrale sind derzeit alle rumänischen Heiligen unseres Kalenders in Mosaikmalerei dargestellt – fast 200 Gesichter. Insgesamt gibt es über 300 Heiligendarstellungen. Die Kathedrale misst 120 Meter in der Länge und 127 Meter in der Höhe, einschließlich des Kreuzes auf der Hauptkuppel. Besonders beeindruckend sind auch die zahlreichen Glasfenster, die ebenfalls wie Ikonen auf Glas wirken. Hervorzuheben ist das Hauptfenster über dem Eingang, das die Himmelfahrt Christi, dem die Kathedrale gewidmet ist, symbolisiert.“
Über ihre zeitliche Beständigkeit hinaus zeichnet sich die Mosaikverkleidung durch Feuchtigkeits- und Hitzebeständigkeit aus und lässt sich leicht und kostengünstig reinigen. Deshalb fiel die Wahl für die Innenausstattung auf Mosaik – bezogen aus Italien, von einem der renommiertesten Hersteller weltweit. Für einen Quadratmeter werden rund 10.000 kleine Stückchen benötigt, die alle von Hand angebracht werden. Der Maler Daniel Codrescu leitete das rund 200-köpfige Team, das die Ikonen schuf, und erläuterte bei RRI die Arbeitstechnik:
„Alles beginnt mit einem ikonographischen Plan, ähnlich wie bei einem Gemälde, der mit Patriarch Daniel besprochen und genehmigt wurde. Danach werden kleinere Malvorlagen erstellt, die anschließend vergrößert und im Atelier umgesetzt werden. Dort werden die Gemälde in Mosaike übersetzt, indem farbige Teserae aus Glas oder Naturstein so zusammengesetzt werden, dass sie das ursprüngliche Bild exakt wiedergeben. Anschließend folgt die Montage und Anbringung an den Wänden der Kathedrale – eine besonders anspruchsvolle Phase, da sie große Höhen, riesige Flächen und äußerste Präzision erfordert, um die dauerhafte Stabilität zu gewährleisten.“
Das Ikonostase der Nationalen Kathedrale in Bukarest, das bereits 2018 geweiht wurde, wurde von der World Record Academy als größtes der Welt anerkannt. Dieselbe Institution bestätigte, dass die Kathedrale nach ihrer Fertigstellung auch über die größte Innenmosaiksammlung der Welt verfügen wird – mit rund 25.000 Quadratmetern Mosaikfläche. Bisher wurden etwa 15.000 Quadratmeter vollendet. Auf der Altarapsis befindet sich zudem die größte Darstellung der Gottesmutter (Platytera) in Rumänien und eine der größten in der orthodoxen Welt.
Doch die Kathedrale von Bukarest ist weit mehr als eine Sammlung von Rekorden. Sie ist vor allem ein Symbol der nationalen und spirituellen Identität der Rumänen. Sie ist – wie Patriarch Daniel der Orthodoxen Kirche wiederholt betont hat – „das Geschenk des rumänischen Volkes an die Ewigkeit.“