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Rumänische Schüler in internationalen Erhebungen

Studie deckt gravierende Mängel im naturwissenschaftlichen Unterricht auf

Rumänische Schüler in internationalen Erhebungen
Rumänische Schüler in internationalen Erhebungen

, 30.06.2021, 13:42

Einige davon wurden durch eine Umfrage von TIMSS für 2019 hervorgehoben. TIMMS steht für Trends im Internationalen Mathematik- und naturwissenschaftlichen Unterricht. TIMMS wird ähnlich wie die PISA-Tests alle drei Jahre durchgeführt und in Rumänien ist die Universität Bukarest damit beauftragt. Die Ergebnisse sind alles andere als optimistisch. Die rumänischen Achtklässler sind weniger wettbewerbsfähig als ihre Kollegen in Europa. Ihre durchschnittliche Punktzahl betrug 479 Punkte in Mathematik und 470 Punkte in Naturwissenschaften, verglichen mit der internationalen Durchschnittspunktzahl von 500. So enttäuschend es auch sein mag, das Ergebnis ist keineswegs überraschend. Wir müssen die Schwachstellen erkennen , wenn wir die Schieflage richten wollen, sagt Professor Dragoș Iliescu von der Universität Bukarest:




Die Erhebung offenbart nicht den Grund, warum wir hier gelandet sind. Natürlich schauen wir alle zurück und sagen, dass es vielleicht an den uninspirierten Reformen der letzten dreißig Jahre liegt. Und doch sind uns einige Aspekte aufgefallen, bei denen es relativ einfach ist, einzugreifen, ohne dass damit gleich Riesenkosten verbunden sind. Die Studie weist auf die Tatsache hin, dass die Punktzahl mit verschiedenen anderen Aspekten im Bildungssystem verbunden ist. Jedes Kind musste im Zuge einer kontextuellen Erhebung auch Fragen beantworten, die darauf abzielen, wie die Kinder und Eltern die Schule sehen, was sie in der Schule erleben. Die Mathe- und Naturwissenschaftslehrer beantworten auch die Kontextumfrage, wie auch der Schulleiter. Daher können wir auch diese kontextuellen Aspekte berücksichtigen, die dann auf Leistung schließen lassen. Wir haben drei solche Aspekte identifiziert, die die Leistung beeinflussen: nämlich erstens die Chancengleichheit, die Infrastruktur und die Verteilung der Ressourcen im Bildungssystem, zweitens das Schulklima, die Umgebung und die Lernerfahrungen, drittens die Anwerbung des Lehrpersonals sowie dessen frühzeitige und lebenslange Ausbildung, und die pädagogischen Unterstützungsleistungen, die sich vor allem an die Lehrer richten, fand das Team um Prof. Iliescu heraus.




Dass für sehr viele Kinder das Lernumfeld durch Armut, soziale Ungleichheit und alle möglichen familiären Probleme geprägt ist, wirkt sich stark auf die Schulergebnisse aus, was zum Beispiel bis zum funktionalen Analphabetismus führt. Laut TIMMS sind 22% der rumänischen Schüler funktionale Analphabeten in Mathematik und Naturwissenschaften, verglichen mit dem internationalen Durchschnitt von 13%.




Diese 22% bestehen ausnahmslos aus Schülern, die aus unterprivilegierten Verhältnissen kommen, sie stammen aus Familien, die meist auf dem Land oder in Kleinstädten oder in rückständigen Regionen leben, es sind Schüler, die mit anderen Problemen zu kämpfen haben, wie z.B. zerrüttete Familien, wo die Eltern das Land verlassen haben. In vier Jahren werden diese Schüler auf den Arbeitsmarkt geraten – welche Chancen haben sie dort und welchen Mehrwert können sie für die Gesellschaft leisten? Eine ungelernte Arbeitskraft, von der 22 % nicht einmal die elementarsten mathematischen Operationen beherrschen, welche Jobs werden sie haben können? Es versteht sich von selbst, dass sie nicht in der Lage sein werden, mit der Schule fertig zu werden und definitiv am Abitur scheitern. Es versteht sich von selbst, dass solche Noten und solch eklatante Leistungsmängel auch mit Schulabbruch verbunden sind. Diese Kinder werden sich nie weiterbilden und auf die Universität gehen und nur die einfachsten und am wenigsten qualifizierten Jobs machen können, die man sich vorstellen kann.




Wie kompliziert die Dinge zu bewerten sind, zeigt sich an einem weiteren Problem, sagt der Psychologe Dragoș Iliescu: Eltern und Schüler klagen gleichermaßen über ein System, das die praktische Arbeit ignoriert und viel zu viel Wert auf die Theorie legt.



Die Existenz eines Schullabors führt zu mehr praktischem Unterricht, besseren Noten und besseren Leistungen im naturwissenschaftlichen Unterricht. Wir sind uns bewusst, dass ein solcher Effekt existiert. Gleichzeitig wissen wir aber nicht, ob die Leistungen ausschließlich auf das Labor selbst zurückzuführen sind. Denn Schulen, die so etwas haben, sind in der Regel genau die Schulen, an denen Schüler aus wohlhabenden Familien lernen. Das sind die Schulen in privilegierten Stadtteilen. Begünstigt also das Labor den guten Unterricht, oder ziehen Schulen mit Laboren ohnehin intelligentere Kinder an, die besser lernen?, fragt sich Iliescu.




Folglich sind der Hintergrund der Bildung und die Lehrmethoden manchmal wichtiger als der eigentliche Inhalt der Kurse, was auch die TIMMS-Tests nachdrücklich unterstrichen haben.



Eine der Behauptungen, die von den Gegnern dieser Tests oft aufgestellt wird, lautet wie folgt: Die Ergebnisse der rumänischen Kinder in solchen Tests sind schlecht, weil bei uns nicht der richtige Inhalt unterrichtet wird. Anders ausgedrückt: In unserem System ist der Inhalt nicht der, der durch diese internationalen Tests geprüft wird. Aber nehmen Sie jedes der getesteten Fächer und prüfen Sie, ob der Stoff in Übereinstimmung mit den Lehrplänen jeder einzelnen Schule unterrichtet wird. Da sieht man, dass Rumänien das Land ist, in dem der Test die größte Lehrplanübereinstimmung hat, nämlich 88%. Wir unterrichten 88 % dessen, was im Test enthalten ist, ganz im Gegensatz zu Finnland, dem europäischen Spitzenreiter in Bezug auf solche Tests. In Finnland werden nur 41 % des Tests von den Lehrplänen abgedeckt. Es kommt also nicht darauf an, was man lehrt, sondern wie man es lehrt. Der massive Unterschied zwischen Rumänien und Finnland liegt also nicht in den Lehrplänen. Wir hätten viel höhere Punktzahlen haben müssen, denn für unsere Kinder ist der unterrichtete Inhalt genau das, was anschließend getestet wurde. Es kommt nicht auf die Qualität des Unterrichts an, sondern auf die Schaffung von Kompetenzen, die sich auf das mathematische Denken beziehen und nicht auf die auswendige Umsetzung einiger Formeln.





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