Das Klima-Update: Rumänien im Extrem-Check
Der Bericht „Status des Klimas – Rumänien 2025“ zeichnet ein besorgniserregendes Bild einer sich entfaltenden Klimakrise. Die Auswirkungen sind längst keine ferne Bedrohung mehr, sondern eine Realität, die direkt unsere Gesundheit, Wirtschaft und den Alltag betrifft.
Daniel Onea und Adina Olaru, 03.11.2025, 18:15
Das Jahr 2024 hat alle Rekorde gebrochen: Es war das wärmste Jahr in der Geschichte der nationalen Wetterbeobachtungen. Die mittlere Jahrestemperatur lag unglaubliche 3,01 Grad Celsius über dem Durchschnitt der Periode 1971 bis 2000.
Der Sommer stand im Zeichen anhaltender Hitzewellen. Landesweit wurden 49 Hitzetage verzeichnet – der zweithöchste Wert der letzten 70 Jahre. Die Dauer der Hitzewellen war mit 63 Tagen beispiellos und umfasste damit 68 Prozent des gesamten Sommers. Erstmals gab es in der Geschichte Rumäniens einen Sommer mit sechs extremen Hitzetagen, an denen die Temperaturen die 40-Grad-Marke überschritten. Diese extreme Hitze – so das Fazit – sei die neue klimatische Normalität für Rumänien.
Die Doppelte Bedrohung: Dürre und Unwetter
Der Klimawandel äußert sich auch in einer chaotischen Niederschlagsverteilung. Rumänien steht vor einer doppelten Bedrohung: langanhaltende Dürren und immer heftigere schwere Stürme.
Die längste Dürre der jüngeren Geschichte dauerte 41 Monate, von März 2022 bis Juli 2025. Sie beeinträchtigte die Landwirtschaft dramatisch und führte in über 600 Ortschaften zu Wasserrestriktionen. Die Verödung des Landes breitet sich schnell aus und betraf zwischen 2021 und 2024 bereits 51 Prozent der Landesfläche.
Am anderen Pol: Im Jahr 2024 gab es über tausend Phänomene im Zusammenhang mit schweren Stürmen – von Hagel bis zu starkem Wind. Die wirtschaftlichen Auswirkungen steigen: Die Entschädigungen für sturmgeschädigte Wohngebäude waren in den ersten neun Monaten des Jahres doppelt so hoch wie im gesamten Jahr 2023.
Doch die Jahreszeiten seien nicht verschwunden, meint Bogdan Antonescu, Atmosphärenphysiker und einer der Autoren der Studie. Sie gäbe es weiterhin, aber ihre Dauer verändere sich.
„Der Part mit den hohen Temperaturen, die warme Jahreszeit, wird sich sehr stark ausdehnen. Wir werden Übergangsjahreszeiten, Frühling, Herbst, haben, die viel kürzer sind. Und der direkte Impakt ist auf die Landwirtschaft und dann auf die Nahrungsmittelreserve. Hier haben wir also eine ziemlich gefährliche Kette, denn Sie beeinflussen direkt auch die Pflanzenarten, aber der Effekt ist hauptsächlich auf die Landwirtschaft. Und dann, die kalte Jahreszeit zieht sich ebenfalls zurück. Was bedeutet, dass wir keinen Schnee mehr haben werden wie in den Vorjahren. Auch hier muss man sagen, dass der Klimawandel nicht heißt, dass wir keinen Winter mehr haben werden. Den Winter wird es weiterhin geben. Es gibt sogar Studien, die zeigen, dass wir im Winter vielleicht intensivere Phänomene beobachten könnten als in den Vorjahren, aber weniger häufig, und wenn sie dann auftreten, werden sie intensiver sein. Schneestürme, starke Schneefälle, diese Dinge können nicht verschwinden.“
Fazit: Anpassung als Notwendigkeit
Der Bericht unterstreicht auch ein Paradox in der Klimapolitik: Rumänien hat seine Kohlenstoffemissionen zwar seit 1990 um 75 Prozent reduziert, doch dieser Fortschritt ist auf den industriellen Zusammenbruch zurückzuführen, nicht auf kohärente Strategien.
Die Schlussfolgerung des Berichts ist eindeutig: Die Anpassung an den Klimawandel ist keine Option mehr, sondern eine Notwendigkeit. Jedes Jahr der Untätigkeit erhöht die künftigen Kosten. Es sei essenziell, dass der Dialog über das Klima von Warnungen zu konkreten, verpflichtenden Maßnahmen auf allen Ebenen der Gesellschaft übergeht.