Giftiger Winterhimmel – Rumäniens Alarmierende Luftverschmutzung
Mit dem Einzug der kalten Jahreszeit und sinkenden Temperaturen verschlechtert sich die Luftqualität in Rumäniens Städten wieder drastisch. Was die Bürger nun atmen, ist ein giftiger Cocktail. Insbesondere Bukarest kämpft erneut mit gefährlichen Verschmutzungswerten. Hauptursachen sind die Heizsysteme und der stark zunehmende Autoverkehr. Experten warnen, der Einfluss auf die Volksgesundheit sei verheerend. Tausende vorzeitige Todesfälle sind jährlich die traurige Folge.
Daniel Onea und Adina Olaru, 11.11.2025, 07:02
Die Hauptquelle der Verschmutzung, die für rund 70 Prozent der Kohlenstoffemissionen in Bukarest verantwortlich ist, ist die Fernwärme. Hinzu kommen die Emissionen von Etagenheizungen und, landesweit, von über 3,5 Millionen Rumänen, die noch mit Öfen heizen. Allein in Bukarest sind das 80.000 Haushalte.
Verschärft wird das Problem durch den Verkehr: Die Kälte veranlasst viele Bürger, öffentliche Verkehrsmittel zugunsten des eigenen Autos aufzugeben. Oana Neneciu, Geschäftsführerin von Ecopolis, bestätigt den direkten Zusammenhang zwischen Kälte und Luftverschmutzung und erklärt, wann die Zahlen explodieren.
„Sobald die Temperaturen unter 10 Grad Celsius sinken, wissen wir, dass die Heizungen anspringen: die städtischen Fernheizwerke, Etagenheizungen und so weiter. Damit beginnt die Verschmutzung zu steigen, und aus diesem Grund haben wir in den Wintermonaten, normalerweise von Mitte Oktober bis März, oft fast doppelt so hohe Werte bei Feinstaubpartikeln PM 2,5 und PM 10.“
Diese feinen Partikel, insbesondere PM 2,5, sind die gefährlichsten. Sie dringen tief in die Lunge und in den Blutkreislauf ein. Der Schaden ist nicht nur eine Frage des Unbehagens, sondern ein ernstes Problem der öffentlichen Gesundheit. Oana Neneciu weist auf die menschlichen Kosten dieser Verschmutzung hin und zitiert alarmierende offizielle Daten.
„Wir haben ziemlich klare Zahlen von der Weltgesundheitsorganisation und der Europäischen Union. Praktisch sagen uns diese, dass jedes Jahr ungefähr 29.000 Rumänen vorzeitig an den Folgen der Verschmutzung sterben. Neben der Sterblichkeit müssen wir uns die Verschlimmerung bestimmter Arten von Krankheiten ansehen, die oft chronisch sind.“
Auf europäischer Ebene rangiert Rumänien konstant an der Spitze der am stärksten verschmutzten Staaten, oft sogar auf Platz eins bei den PM 2,5-Konzentrationen. Darüber hinaus verzeichnet Rumänien die höchsten mit Umweltverschmutzung verbundenen medizinischen Kosten in Europa, die über 3.000 Euro pro Kopf liegen.
Als Reaktion auf diese wiederkehrende Krise hat die Umweltgarde (Garda de Mediu) weitreichende Kontrollen bei den Fernheizwerken und den Stadtverwaltungen in Bukarest und Ilfov angekündigt. Die Behörden setzen nun auf neue Ausrüstung: Drohnen, Kameras an Autos und Bodycams. Ziel ist es, unbestreitbare Beweise zu sammeln, die dann vor Gericht gegen die Umweltverschmutzer verwendet werden sollen.
Parallel zu diesen Kontrollen ist wichtig zu wissen: Eine europäische Luftqualitätsrichtlinie erlaubt es Bürgern, die aufgrund der Verschmutzung erkranken, Schadensersatz vom Staat zu fordern. Die langfristige Lösung bleibt jedoch die systematische Modernisierung der Fernwärme-Infrastruktur und die Verringerung der Abhängigkeit von fossilen Brennstoffen.