SUPERB-Projekt gegen Monokulturen: Wiederherstellung zusammenhängender Waldgebiete
Im Fogarasch-Gebirge in Zentralrumänien pflegt die Stiftung Conservation Carpathia ein Vorzeigegebiet im Rahmen eines europäischen Projekts, das unter dem Akronym SUPERB bekannt ist. Es geht um die Wiederherstellung und Anpassung von Waldökosystemen.
Eugen Coroianu und Sorin Georgescu, 23.02.2024, 17:30
Im vergangenen Jahr machte sich das Team der Umweltstiftung Conservation Carpathia daran, im Rahmen eines langfristigen Prozesses Verbindungen zwischen alten Waldgebieten wiederherzustellen. In diesem Zusammenhang wurden Anpflanzungen in Gebieten getätigt, die von früheren, heute als schädlich geltenden Fällungen betroffen waren. Ziel ist es, die Zusammensetzung der vorhandenen Baumarten zu diversifizieren, und es wird weiter daran gearbeitet, in den bisherigen Fichtenmonokulturen wieder natürliche Waldtypen entstehen zu lassen.
Eine besondere Schwierigkeit stellte die Anpflanzung einiger Baum- und Straucharten dar, die in einer Höhe von über 1 700 Metern wachsen, nämlich Zirbelkiefer, Bergkiefer und Wacholder. Hier ging es um die Wiederherstellung von seltenen, streng geschützten Lebensräumen wie Waldwiesen mit Fichten und Zirbelkiefern sowie subalpinen Gewächsarealen mit Bergkiefern und Wacholdergebüsch. Außerdem wurde mit Hilfe von Fachleuten der Universität Prag eine Studie zur Überwachung der ökologischen Wiederaufbaupunkte und deren Etappen begonnen.
Über die Ergebnisse und bewährten Verfahren haben sich Vertreter von Forstämtern und Behörden im Rahmen eines Workshops ausgetauscht. Insgesamt wurden 2 900 Wacholder-, Bergkiefer- und Zirbelkieferschösslinge am Rande der alpinen Zone gepflanzt. Für die Arbeiter und Förster der Stiftung war der Einsatz eine Herausforderung, die sie letztendlich erfolgreich bewältigten. Sie waren jeden Tag fast drei Stunden zu Fuß unterwegs und setzten auch Esel ein, die den Transport der Setzlinge erleichterten, weil das Gebiet für Maschinen unzugänglich ist. Die Zirbelkiefer wurde zum ersten Mal von der Conservation Carpathia gepflanzt. Es ist ein Baum, der in Hochgebirgsregionen in den Alpen und den Karpaten eine wichtige Rolle spielt – er schützt den Boden vor Erosion und trägt zur Bodenbildung auf Gelände mit Gesteinsschutt und Klippen bei. Pinus cembra lautet der wissenschaftliche Name des Baums, im Deutschen ist er auch als Zirbenkiefer, Arbe oder Zirbe bekannt und er ist der einzige Nadelbaum in Europa, der seine Baumform auch in großen Höhenlagen beibehält und bis zu 300 Jahre alt werden kann.
Mihai Zota ist Naturschutzbeauftragter bei Conservation Carpathia und spricht im folgenden über das SUPERB-Projekt:
„Es handelt sich um ein europäisches Projekt im Rahmen der Förderlinie »Horizon 2000«, an dem 36 öffentliche und private Partnerorganisationen aus 16 EU-Ländern und drei Nicht-EU-Ländern beteiligt sind. Es ist ein interessantes Projekt, bei dem wir zusammen mit 13 anderen Partnern aus verschiedenen Ländern eine Art Vorzeigegebiet sind. In diesen Vorzeigegebieten testen wir im Grunde genommen, auch als Pilotmodell, verschiedene Ideen des ökologischen Wiederaufbaus, die auf dem gleichen Prinzip beruhen, nämlich der Wiederherstellung der Funktionalität von Waldökosystemen, die in der Vergangenheit durch menschliche Aktivitäten beeinträchtigt worden sind. Die Waldbewirtschaftung war in der Vergangenheit also eher gewinnorientiert und sah von einer naturnahen Forstwirtschaft ab.
Die Erfahrungen, die wir in Europa schon seit mehr als 150 Jahren gemacht haben, zeigen, dass wir dort, wo wir dachten, wir seien schlauer als die Natur, wir so ziemlich überall versagt haben. Denn die natürlichen Wälder in der Form, wie sie jetzt existieren, sind ein Ergebnis einer Evolution von Hunderttausenden, vielleicht Millionen von Jahren, und wir Menschen können niemals bessere Ingenieure als die Natur sein. Überall in Europa gab es diese Fichten- und Kiefernmonokulturen, die ab einem bestimmten Alter durch Windwurf und Insektenbefall beeinträchtigt wurden. Es ist also bereits eine mehr oder weniger stillschweigend allgemein anerkannte Tatsache in Europa, dass wir zu einer Forstwirtschaft übergehen müssen, die näher an der Funktionsweise der Natur ist. In diesen Vorführungsgebieten werden dann ökologische Umbauideen so naturnah wie möglich umgesetzt.“
Weitere Arbeiten betrafen Ergänzungen in Gebieten, in denen zwischen 2005 und 2010 Holzeinschläge unter Missachtung der forstwirtschaftlichen Vorschriften stattgefunden hatten. Im Oberen Dâmbovița-Tal wurden im Frühjahr mehr als 15 000 Fichten-, Buchen-, Tannen- und Bergahornstecklinge gepflanzt, und im Herbst kam das Team zurück für eine weitere Pflege des bepflanzten Gebiets. Ebenfalls im Rahmen des SUPERB-Projekts führte die Stiftung Conservation Carpathia auf einer Fläche von mehr als 77 Hektar im Tămaș-Tal Maßnahmen zur Umstellung von Fichtenmonokulturen durch. Die Umstellung ist ein langfristiger Prozess in mehreren aufeinanderfolgenden Phasen, der bis zu zwanzig Jahre dauern kann und darauf abzielt, die Mischwälder, die in diesem Gebiet bis in die 1950er Jahre existierten, schrittweise wiederherzustellen.
Diese ökologischen Wiederaufbaumaßnahmen sind notwendig, weil künstliche Fichtenmonokulturen eine geringere Vielfalt an Pflanzen- und Tierarten beherbergen, anfälliger gegenüber Stürmen, Schnee und Insektenbefall sind und die Bodenstruktur und den Säuregehalt negativ beeinflussen. SUPERB ist ein von der Europäischen Union unterstütztes und vom Europäischen Forstinstitut koordiniertes Projekt mit einer Laufzeit von 2021 bis 2025. Es ist das größte grenzüberschreitende Projekt zur Wiederherstellung von Waldlandschaften auf dem Alten Kontinent. Das Vorführungsgebiet in Rumänien ist etwa 2 300 Hektar groß.