Die Eisenbahnstrecke Salva–Vișeu
Im Norden Rumäniens, zwischen den heutigen Kreisen Maramureș und Bistrița-Năsăud, in einer gebirgigen und äußerst malerischen Gegend, wurde ein bedeutendes Kapitel der Geschichte der Rumänischen Eisenbahnen und des Kommunismus geschrieben.

Steliu Lambru, 21.04.2025, 19:51
Es geht um die Eisenbahnstrecke zwischen Salva im Kreis Bistrița-Năsăud und den Ortschaften Vișeu de Jos und Vișeu de Sus im Kreis Maramureș.
Das nach 1945 installierte kommunistische Regime eröffnete Großbaustellen, um Arbeitskräfte zu mobilisieren. Diese Bauprojekte verfolgten einen praktischen Zweck – die wirtschaftliche Entwicklung zu fördern – hatten aber auch einen propagandistischen Hintergrund: Sie sollten die Effizienz des sozialistischen Wirtschaftsmodells und die Kompetenz der kommunistischen Parteiführung demonstrieren. Nicht zuletzt hatten die Großbaustellen der späten 1940er- und frühen 1950er-Jahre auch eine repressive Funktion: Die demokratische Elite Rumäniens und alle, die sich dem Regime widersetzten, sollten unter unmenschlichen Arbeitsbedingungen physisch ausgelöscht werden. Die Eisenbahnlinie Salva–Vișeu war eines dieser Großprojekte.
Ihre Geschichte beginnt allerdings bereits im Jahr 1918, als sich die von Rumänen bewohnten Gebiete der Österreichisch-Ungarischen Monarchie mit dem Königreich Rumänien vereinigten. Die Eisenbahnlinien im Nordwesten Rumäniens waren damals nicht mit dem restlichen Netz verbunden. Eine Bahnlinie durch das Tal des Flusses Sălăuța, der zwischen dem Țibleș- und dem Rodna-Gebirge fließt und in den Großen Someș mündet, sollte diese Verbindung herstellen. Die rumänische Regierung begann mit dem Bau der Strecke und konnte vor dem Zweiten Weltkrieg ein 15 Kilometer langes Teilstück zwischen Salva und Telciu in Betrieb nehmen. Der Krieg und die Abtretung Nordsiebenbürgens an Ungarn im Jahr 1940 unterbrachen die Arbeiten, die erst 1948 vom kommunistischen Regime wieder aufgenommen wurden – nachdem Nordsiebenbürgen Rumänien zurückgegeben worden war. In den letzten Tagen des Jahres 1949 wurde die insgesamt 60 Kilometer lange Strecke in Betrieb genommen. Seitdem wurde die eingleisige Strecke weder modernisiert noch elektrifiziert.
Gelu Fătăceanu arbeitete auf der Baustelle der Bahnlinie Salva–Vișeu. Seine Aussage wurde im Jahr 2000 im Archiv des Zentrums für mündliche Geschichte des Rumänischen Rundfunks aufgezeichnet. Er berichtete damals, er habe sich auf der Baustelle anstellen lassen, um unterzutauchen. Er war unter Beobachtung, weil er als junger Mitglied der Bauernpartei zusammen mit anderen Jugendlichen gegen die Fälschung der Wahlen von 1946 protestiert hatte. Auf der Baustelle engagierte er sich jedoch auch in subversiven Aktivitäten.
„Da waren alle mit einem Makel behaftet, so wie ich. Es waren ehemalige Piloten, die aus der Armee entlassen worden waren, Offiziere, die aus dem Dienst entfernt worden waren – und natürlich fand auch ich irgendwo einen Platz. Eines Abends kam ein gewisser Augustin Șora zu mir. Ich kannte ihn schon früher, aber nicht offiziell als Organisator. Er sagte: ‚Wir sind eine Organisation, die gegen den Kommunismus kämpft. Wenn du uns helfen willst…‘ Ich sagte: ‚Ich helfe euch. Ich konnte die Kommunisten nie ausstehen und kann sie auch jetzt nicht ausstehen.‘ Er meinte: ‚Wir wollen einen Hinterhalt vorbereiten.‘ Ana Pauker und Vasile Luca sollten auf die Baustelle kommen. Wir wollten sie ein wenig stören – aber von einem Attentat oder Mord war keine Rede. Wir wollten nur mehr Leute mobilisieren, mit Flugblättern protestieren, sie ausbuhen, ihnen zurufen: ‚Raus von der Baustelle!‘ Selbst der Baustellenleiter Amedeo Georgescu war damit einverstanden – ein ausgesprochener Antikommunist. Aber sie konnten ihm nichts anhaben, weil er in Deutschland, den USA, England gearbeitet hatte – er war eine Koryphäe auf seinem Gebiet.“
Gelu Fătăceanu war für den Inhalt der antikommunistischen Botschaft verantwortlich, die bei der geplanten Protestaktion verbreitet werden sollte. Es war ein kurzer, mobilisierender Text.
„Ich habe Flugblätter gemacht, sie überall verteilt – ganz allein, ich hatte Zugang zur Schreibmaschine. Ich habe sie geschrieben, mit Kohlepapier vervielfältigt, jedes Set zwanzig Mal abgeschrieben – ein paar hundert Stück waren es, nicht allzu viele. Darauf stand: ‚Kommt, wenn Ana Pauker und Vasile Luca, diese Landesverräter, eintreffen!‘, so ungefähr lautete der Text, und: ‚Ergreifen wir eine klare Haltung zur Rettung des Landes aus der kommunistischen, aus der sowjetischen Knechtschaft!‘ Das war im Wesentlichen die Botschaft. Nicht viel Text, nur ein paar Zeilen. Mehr war nicht nötig – alle wollten damals den Kommunismus und die Russen loswerden.“
Doch die Protestaktion kam nicht zustande – die Behörden enttarnten die Organisatoren. Auch Gelu Fătăceanu wurde verhaftet und zur Vernehmung nach Bistrița gebracht. Es folgten seine Inhaftierung in Aiud und die Zwangsarbeit auf einer weiteren Großbaustelle der stalinistischen Ära – am Donau-Schwarzmeer-Kanal.
„Das ging bis zum 8. April 1949, als ein Mann kam – ein ehemaliger Lehrer, der sich als Leutnant bei der Securitate, der Sicherheitspolizei hatte anstellen lassen. Er holte mich aus dem Zimmer, in dem ich war, fand ein Buch, weil ich Englisch im Selbststudium lernte. So wie ich, lernten viele Leute damals. Er fand auch ein kleines Fernglas, ein touristisches, und fragte mich, mit wem ich in Kontakt stünde. Ich sagte ihm, mit niemandem. Dann fragte er, was ich mit dem US-Botschafter in Bukarest, Burton Berry, zu tun hätte. Ich sagte: ‚Sie sagen mir jetzt, wie er heißt, aber ich kenne ihn nicht – ich war nie in Bukarest, um mit dem US-Botschafter in Kontakt zu treten.‘ Er fragte, warum ich Englisch lerne. Ich antwortete, weil ich es können wollte. Ich kann Ihnen sagen: Die zwei, drei Monate in Bistrița – das war die Hölle auf Erden.“
Wer heute mit dem Zug von Salva nach Vișeu fährt, kann sich von der Schönheit der Landschaft einfangen lassen. Doch die Bahnstrecke, auf der man unterwegs ist, hat eine komplizierte Geschichte.