Die rumänischen Länder im Blick des serbischen Chronisten George Branković
Zu den Quellen, die sich auf den mittelalterlichen rumänischen Raum beziehen, zählen auch die Schriften des serbischen Chronisten und Diplomaten George Branković.
Steliu Lambru, 03.11.2025, 22:55
George Branković wurde Mitte des 17. Jahrhunderts, im Jahr 1645, geboren und starb 1711. Als Polyglott war George Branković in die politischen Verwicklungen seiner Zeit eingebunden und entwarf staatliche Projekte. Seine diplomatische und schriftstellerische Laufbahn begann er 1663 als Übersetzer für das Osmanisch-Türkische in der Kanzlei des siebenbürgischen Fürsten Mihály Apafi.
Ab 1680 beginnt die rumänische Phase seines Lebens, die jeder Leser in seinen Werken wiederfinden kann. Die Historikerin Teodora Popovici gehört zu jenen, die Brankovićs Biografie und seine Aufzeichnungen über die Rumänen studiert haben:
„Branković fiel 1680 in Ungnade beim Fürsten, nachdem seine geheimen Verbindungen zu den Habsburgern aufgedeckt worden waren, und floh in die Walachei. Dort verbrachte er mehrere Jahre im Dienst von Șerban Cantacuzino, für den er auch die erste seiner Chroniken verfasste, die Rumänische Chronik. Im Kontext des russisch-österreichisch-osmanischen Krieges entwickelte Branković zudem ein politisches Projekt, das er an den Wiener Hof richtete: die Befreiung der Serben von der osmanischen Herrschaft und die Gründung eines serbischen Staates innerhalb der Habsburgermonarchie. Dieses Projekt spiegelt sich auch in seinem historischen Werk wider. Nach dem Tod Șerban Cantacuzinos verschlechterten sich seine Beziehungen zu den Habsburgern aufgrund seiner parallelen Kontakte zu Russland. Aus diesem Grund wurde er verhaftet und bis zu seinem Lebensende in Wien und Cheb unter Aufsicht gehalten. In dieser Zeit verfasste er die Serbische Chronik, seine zweite Chronik.“
Branković schrieb eine Weltchronik in kirchenslawischer Sprache, in einer serbischen Redaktion. Darin befasst er sich mit der Herkunft der Herrscherfamilien der Walachei, mit der Entstehung der Institutionen und mit den Beziehungen der Fürsten zu anderen politischen Akteuren. Teodora Popovici erklärt, dass Brankovićs Schriften auch eine politische Dimension hatten:
„Die Rumänische Chronik, die am Hofe Ștefan Cantacuzinos entstand, ist kürzer, etwa 40 Seiten lang. Sie spiegelt die frühe Phase von Brankovićs historischer Dokumentation wider, die er später in der Serbischen Chronik erweiterte. Die Rumänische Chronik ist eine Universalgeschichte, die mit der alttestamentlichen Zeit beginnt, sich jedoch hauptsächlich auf das mittelalterliche Serbien, Ungarn und die Walachei konzentriert. Die Auswahl der Episoden war so konzipiert, dass sie die gemeinsame Geschichte dieser Völker im Kampf gegen die Osmanen hervorhob. Diese Auswahl sollte das walachische Publikum der Chronik von der Notwendigkeit einer anti-osmanischen Haltung überzeugen – vor dem Hintergrund des damals andauernden Krieges.“
Brankovićs Sicht auf die Region war die eines Mitteleuropäers – und in dieser Perspektive hatten auch die Rumänen ihren Platz. Teodora Popovici:
„Für Branković war die Geschichte der rumänischen Länder eng mit der Geschichte der slawischen Völker verbunden, vor allem mit jener der Serben. Er interessierte sich besonders für Episoden, die die historischen Beziehungen zwischen Walachen und Serben beleuchteten, wobei er manchmal zu Übertreibungen neigte. Deshalb etwa widmet er Neagoe Basarab, einem der walachischen Fürsten, die ihn am meisten interessierten, besonders viel Raum in seiner Chronik. Branković sah zudem kritisch die Tendenz der ungarischen Könige, die Walachei zu unterwerfen. Obwohl er sich dabei vorwiegend auf Antonio Bonfini stützte, interpretierte er manche Passagen zugunsten der Walachen, indem er die Handlungen der ungarischen Könige gelegentlich als Missbrauch darstellte. Schließlich betrachtete Branković die Geschichte der Walachei und Moldawiens als verflochtene Geschichten. Er war der Ansicht, dass die moldauische Herrscherfamilie, die Mușatini, und die walachische Familie der Basaraben in Wirklichkeit zwei Zweige derselben Dynastie waren. Aufgrund einer historischen Verwechslung kam er sogar zu dem Schluss, dass die beiden Länder für eine Zeit in der zweiten Hälfte des 14. Jahrhunderts vom selben Fürsten regiert worden seien – einem Herrscher, den er Alexandru nennt. Unter dieser Figur vereinte er in Wirklichkeit zwei historische Persönlichkeiten: Nicolae Alexandru und Alexandru cel Bun.“
Die ethnischen Bezeichnungen zur Benennung kultureller Räume tauchen in den Schriften der Historiker immer wieder auf, und zu Brankovićs Zeit bezeichneten sie nicht nur eine einzige Ethnie. Teodora Popovici:
„Branković verwendet mehrere Begriffe, um die Walachei zu benennen. Die gebräuchlichsten sind ‚Ungrovlahiiska Zemlia‘ und ‚Vlahozaplaninska Zemlia‘. Der erste war der übliche kirchenslawische Name der Walachei, der auch in den innerwalachischen Urkunden vorkommt. Der zweite ist die kirchenslawische Übersetzung von Terra Transalpina, die in serbischen Annalen und Genealogien erscheint, der Branković jedoch die Vorsilbe Vlaho- hinzufügte, um sie zu präzisieren. Seltener kommen ‚Vlahiiska Zemlia‘ und ‚Dârjava Basarabiiska‘ oder ‚Țara Basarabească‘ vor. Zwei weitere Begriffe sind eher Brankovićs eigene Schöpfungen, um die engen Beziehungen zwischen den Walachen und den slawischen Kriegern zu betonen: ‚Țara Sloveno-Valahă‘ oder ‚Slovenovlahiiska Zemlia‘, sowie ‚Țara Sloveno-Basarabească‘ oder ‚Slovenobasarabskaia Zemlia‘. Übersetzt könnte ‚Slovenovlahiiska Zemlia‘ etwa ‚das Land der Walachen, die unter den Slawen leben‘ bedeuten, nach dem Muster von ‚Ungrovlahiiska Zemlia‘ gebildet. Der Begriff ‚Slovenovlahiiska Zemlia‘ wurde nicht nur für die Walachei, sondern gelegentlich auch für Moldawien oder sogar kollektiv für die rumänischen Länder verwendet.“
Im 17. Jahrhundert beschrieb der Chronist George Branković eine rumänische Welt seiner Zeit – doch eine, die in einen größeren, mitteleuropäischen geopolitischen Raum eingebettet war.