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„Ich will nicht im Traum sterben“: Dokudrama thematisiert Gesundheitssituation der Romabevölkerung

Der heutige Beitrag erzählt die Entstehungsgeschichte eines Films. Ursprünglich sollte es ein reiner Dokumentarfilm über die erste Generation von Roma-Ärzten werden, die zu ihrer Herkunft stehen. Doch dann kam es anders.

„Ich will nicht im Traum sterben“: Dokudrama thematisiert Gesundheitssituation der Romabevölkerung
„Ich will nicht im Traum sterben“: Dokudrama thematisiert Gesundheitssituation der Romabevölkerung

, 16.11.2017, 17:30

Der Film entstand aus dem Wunsch heraus, den Menschen eine sich verändernde Wirklichkeit näherzubringen. Diese Wirklichkeit bezieht sich auf der Tatsache, dass eine erste Generation von Ärzten erschienen ist, die der Roma-Minderheit angehören und sich zu ihrer Volksgruppenzugehörigkeit offen bekennen. Ursprünglich war es schlicht ein soziales Projekt. Doch dann lernten die Filmmacherinnen zahlreiche Roma-Angehörige kennen, sie unterhielten sich mit ihnen, tauschten sich aus. Să nu mor în vis“ (dt. Ich will nicht im Traum sterben) ist ein lebendiger, wirklichkeitsgetreuer Film. Jede neue Bekanntschaft bereichert das Projekt um einen Hauch Lyrismus, um ein bisschen Vertraulichkeit.



Wir unterhielten uns über die Entwicklung des Projektes mit Ana Ciutu, der PR-Verantwortlichen der Menschenrechtsorganisation Active Watch und Initiatorin des Films.



Im Jahr 2014 kam das akademische Stipendienprogramm von Active Watch für Roma-Angehörige, die Medizin studierten, zu einem Ende. Trotz dieser Tatsache bestand die Möglichkeit, das Programm zu verlängern. Darüber hinaus war das Programm fast unbekannt. Niemand wusste etwas über die Stipendien, die den Roma für das Medizinstudium ab 2008 zugesprochen wurden. Demnach beschloss ich, unsere Aktivität bekannt zu machen. Es ist sehr wichtig, dass die Menschen wissen, dass einige Roma-Angehörige Medizin studieren. Und dass es ganz selbstverständlich ist. Wir sollten eigentlich alle erkennen, dass es eine beispiellose Entwicklung innerhalb der rumänischen Gesellschaft ist: das Aufkommen der ersten Generation von Roma-Ärzten, die es nicht für notwendig halten, ihre Herkunft zu verheimlichen.“




Ana Ciutu lieferte uns mehr Einzelheiten zum Film, um unser Interesse zu erwecken:



Wir haben den Film aus reiner Neugierde produziert. Unsere Neugierde war derma‎ßen gro‎ß, dass sie sogar im Film erkennbar ist. Den Zuschauern fällt es schwer zu glauben, dass die Darsteller nicht im Voraus ausgewählt wurden. Wir haben kein Auswahlverfahren für den Film organisiert. Doch auf einen ersten Blick scheint es, als ob wir jeden Darsteller einzeln ausgewählt hätten. Unser Auswahlverfahren verlief in folgender Weise: Wir setzten uns vor einer Karte Rumäniens und versuchten, so viele Regionen wie möglich abzudecken. Wir wählten Gemeinden aus verschiedenen Ecken des Landes aus und machten uns auf dem Weg. Alle Menschen, die im Film auftreten, sind Menschen, die uns während unserer Reise über den Weg gelaufen sind.“




Dennoch handelt es sich nicht um einen Dokumentarfilm. Zu Beginn hatten die Filmmacher jedoch den Eindruck, dass er sich in Richtung eines Dokumentarfilms entwickeln werde — sagte Anelise Sălan, Kamerafrau des Filmteams.



Ich dokumentierte mich und änderte meinen Stil einigerma‎ßen. 2016 machten wir vielmehr eine Reportage. Diesmal dokumentierten wir uns ganz gründlich, wir verbrachten mehr Zeit unter den Leuten, unterhielten uns mit ihnen. Es gab keinen Grund zur Eile. Wir haben uns reichlich Zeit genommen. Das Ergebnis war viel vollkommener und auch lyrisch konnotiert. Das diesjährige Thema war die Angst vor Ärzten, die wir alle empfinden. Die Erfahrung des ersten Arztbesuches, mit den guten und den schlechten Erinnerungen. Es ging um die Dinge, die die Menschen unternehmen, um gesund zu bleiben. Und es ging auch um die vier Medizinstudenten, die für die Erfüllung ihres Traums gekämpft haben, ungeachtet der Schwierigkeiten, verursacht durch Geldmangel, Familienbeziehungen oder ethnische Zugehörigkeit.“




Ana Ciutu von der Menschenrechtsorganisation Active Watch erzählt, wie der Titel des Films während der Dreharbeiten gefunden wurde:



Als wir das Projekt starteten, bezeichneten wir es »Sunt doctor rom« (dt. »Ich bin ein Roma-Arzt«). Unsere Dokumentierungsarbeit begann nämlich mit der Geschichte der Roma-Ärzte, die wir kannten. Dieses Jahr haben wir unsere Dokumentierungsarbeit auf den gesamten Zusammenhang erweitert. Das bedeutet, wir sind in Roma-Gemeinden gegangen und haben uns dort mit den Leuten unterhalten. Wir haben total überraschende Lebensgeschichten entdeckt. Wir haben auch persönlich viel dazugelernt. Letztendlich erkannten wir, dass wir auf die Weisheit der Roma-Gemeinschaft zurückgreifen und dort den Titel unseres Projektes suchen müssen.“




Să nu mor în vis“ (dt. Ich will nicht im Traum sterben“) ist die Geschichte einer Gemeinschaft. Sie legt Wert auf die Gemeinsamkeiten und Unterschiede zwischen dem Leben, so wie wir es als Mehrheit kennen, und dem Leben der Roma innerhalb ihrer Volksgruppe. Dazu Ana Ciutu:



Auf einen ersten Blick scheint es gewagt, den Gesundheitszustand der Roma als getrenntes Thema zu betrachten. Letztendlich werden wir alle von verschiedenen Krankheiten geplagt. Der Film veranschaulicht allerdings sowohl die Gemeinsamkeiten wie auch die Unterschiede zwischen einer Mehrheit und einer Minderheit, die zusammenleben. Wir erkennen, dass die Unterschiede meistens mit dem Einkommen, dem Zugang zu ärztlichen Dienstleistungen, zur Ausbildung und zur Infrastruktur in Verbindung stehen. Das macht einen gro‎ßen Unterschied. Wir sprachen mit Menschen, die den Arzt nur schwierig erreichen können, denn sie müssen zwei Stunden zu Fu‎ß bis zur nächstliegenden Praxis laufen. Die Leute haben einfach keine Transportmittel, um dahin zu kommen. Wenn wir an all diese Dinge denken, sehen wir den Unterschied. Und dieser Unterschied entscheidet manchmal zwischen Leben und Tod.“




Wer den Film sieht, lernt das Leben einer Gemeinschaft kennen, findet sich zu Hause bei den Leuten wieder, so Kamerafrau Anelise Sălan:



Das Feedback der Leute, die sich den Film angeschaut haben, war, dass der Film kein Dokumentar- sondern ein Spielfilm sei. Der Schnitt, die Art und Weise, in der Kamera geführt wurde — alles erhielt eine persönliche Note. Die verwendete Filmtechnik erfasste viel von der inneren Struktur der Gestalten. Der Film führt uns durch Roma-Gemeinschaften, begleitet uns in ihre Häuser hinein, lädt uns ein, auf dem Sofa zusammen mit ihnen und ihren Familienangehörigen zu sitzen. Ich glaube, persönlicher geht es nicht.“




Gefühle, Lebensgeschichten und… ein in Erfüllung gegangener Traum: Ich will nicht im Traum sterben“.

Foto: facebook.com/MeridianFestival
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