Märchenland im Herzen Transsilvaniens: das Siebenbürgische Hochland
Das Siebenbürgische Hügelland ist ein Traumgebiet – dieser Ansicht sind nicht nur Einheimische, sondern Ausländer, die es hierher verschlug. Ein Dokumentarfilm von Mihai Moceanu versucht die Anziehungskraft des hügeligen Gebietes zu erklären.
Daniel Onea, 06.08.2020, 17:30
Es war einmal ein Märchenland. So könnte unsere Geschichte von heute beginnen. Eine Geschichte, die uns ein Gebiet in Siebenbürgen entdecken lässt — genauer gesagt, das Siebenbürgische Hügelland. Und es war auch noch ein leidenschaftlicher Fotograf und mehrere Touristen, die nach Siebenbürgen reisten, um die Schönheit dieses Landes zu entdecken und sie fotografisch zu verewigen.
Wir befinden uns also in der Mitte des Landes in einem Dreieck, gebildet von den Ortschaften Sibiu (Hermannstadt), Făgăraş (Fogarasch) und Sighişoara (Schäßburg). Hier befindet sich das Harbachtal (rum. Valea Hârtibaciului), eine Region, die unter anderem auch als Siebenbürgisches Hügelland (Colinele Transilvaniei) bekannt ist. Das siebenbürgische Hügelland ist das zweitgrößte Schutzgebiet in Rumänien. Hier kann man als Reisender ankommen und niemals wieder das Gebiet verlassen wollen“ — so lautet das Motto eines Dokumentarfilms über genau diese Region. Ein Ort, ein Fotograf und viele Besucher — mehr war nicht notwendig, um den Dokumentarfilm anzuregen. Manche Touristen kamen so oft hierher, dass sie schließlich beschlossen, sich hier ein Leben aufzubauen.
Mehr über den besagten Film erfahren wir vom seinem Autor, Mihai Moiceanu, der gleichzeitig auch Fotograf und Videokünstler ist:
Mein Film erzählt die Abenteuer einer Familie aus Deutschland, die vor 15 Jahren zum ersten Mal Rumänien besuchte. Das deutsche Paar hatte bis dahin in einem multinationalen Unternehmen gearbeitet. Sie waren leidenschaftliche Fotografen, also begleitete ich sie auf mehrere Fototouren in Rumänien. Das Siebenbürgische Hügelland gefiel ihnen sehr, also beschlossen sie, hier ein Grundstück zu erwerben. Es war ein verkommenes Grundstück, doch sie wussten, es umzugestalten. Sie ließen eine schöne Pension errichten und zogen nach Rumänien. Und sie leben immer noch in Siebenbürgen.“
Der Dokumentarfilm war das Ergebnis einer Kampagne zur Förderung des Tourismus in Siebenbürgen. Die Umweltorganisation Asociaţia de Ecoturism România“ und die Partnerstiftung des Vereins leisteten ihren Beitrag dazu — das erzählte uns Mihai Moceanu. Er sagte uns auch, wieso er das Siebenbürgische Hügelland als Filmthema wählte:
Das Dorfleben hat eine jahrhundertelange Tradition in Siebenbürgen. Das ist ein großer Vorteil. Es gibt hier spannende Denkmäler, viele davon nur wenig bekannt. Allerdings sind es wertvolle Sehenswürdigkeiten. Ihre Architektur ist spektakulär. Auch die örtlichen ländlichen Gemeinschaften sind interessant zu beobachten. Hier werden immer noch alte Bräuche und Sitten bewahrt. Die Touristen können hier einen aktiven Urlaub am Bauernhof buchen. Sie können beobachten, wie das Leben auf dem Land gelebt wird, sie können den Puls des hiesigen Lebens fühlen. Die Touristen lernen die Beschäftigungen der Landwirte kennen, sie bekommen Einsicht in den bäuerlichen Haushalt. Darüber hinaus können sie viele traditionelle Gerichte essen. Sie sind besonders lecker, es sind Bio-Speisen.“
Die Region ist bekannt für die Dauerwiesen und –weiden, die Laubwälder sowie die hohe Artenvielfalt. Traditionelle landwirtschaftliche Praktiken, herkömmliche Handwerke — das alles kann im Siebenbürgischen Hügelland beobachtet werden. Im Frühjahr, wenn die Natur zum Leben erwacht, ist alles noch schöner.
Außer den beeindruckenden evangelischen Kirchenburgen können hier auch mehrere Steinkirchen besichtigt werden. Diese wurden Anfang des 19. Jahrhundert erbaut. Bemalt wurden sie von der Malerfamilie Grecu. Familie Grecu war berühmt in der Region für die persönliche, moralisierende künstlerische Auslegung der Bibel und der gesellschaftlichen Ethik. Mihai Moceanu lieferte uns mehr Einzelheiten über die Helden in seinem Dokumentarfilm:
Ich veranstalte und leite seit vielen Jahren Fototouren in Rumänien an. An den Fototouren beteiligen sich sowohl Hobbyfotografen wie auch Profis. Wir entdecken zusammen verschiedene schöne Orte in Rumänien. Dabei schenken wir große Aufmerksamkeit sowohl der Landschaft als auch den Tradition und den Menschen. Land und Leute sind wichtig bei einem solchen Unternehmen. Die Figuren in meinem Film sind Amateurfotografen, die sich vor vielen Jahren an einer von mir angeleiteten Fototour beteiligten. Sie kamen dann öfters und wir freundeten uns an. Der Film wurde allerdings durch den Ökoverein Rumäniens angereizt. Die Umweltschutzorganisation wollte die ökotouristischen Regionen Rumäniens fördern. Das Siebenbürgische Hügelland ist ein ökotouristisches Reiseziel, also schlug ich vor, einen Dokumentarfilm zu machen, in dem die Geschichte dieser Familie erzählt wird. Eine spannende Geschichte, die gut beim Publikum ankam.“
Der Film Das Siebenbürgische Hügelland, das Herz Siebenbürgens“ von Mihai Moceanu erntete Erfolg. Der Film begleitet uns durch eine Region, in der nicht das Großartige vorherrscht und beeindruckt, sondern viel mehr die Einfachheit. Das zumindest meinte unser Gesprächspartner:
Die Touristen, die Rumänien besuchen, kommen in der Regel nicht für die spektakuläre Landschaft, sie suchen nicht die Natur, wie sie in den Alpen zu sehen ist. Die Touristen wollen die Verbindung zwischen Mensch und Natur erleben. Denn die Natur lässt sich hier sehr gut mit den herkömmlichen Traditionen, mit der hiesigen Lebensweise verflechten. Und das zieht hauptsächlich die ausländischen Touristen an. Sie können hier uralte Traditionen sowie eine sehr einfache Lebensweise finden. Sie finden eine Zivilisation wieder, die im Westen vor etwa 50–70 Jahren verschwunden ist.“
Ein sehenswerter Film, den wir Ihnen nur empfehlen können.
Aus dem Rumänischen von Adina Olaru