Rumänien hat immer mehr fettleibige Kinder
Der UNICEF-Bericht 2025 zeigt einen deutlichen Anstieg der Kinderfettleibigkeit in Rumänien. Der Anteil übergewichtiger Kinder im Alter von fünf bis 19 Jahren stieg von 10 Prozent im Jahr 2000 auf 23 Prozent im Jahr 2022. Der Anteil der fettleibigen Kinder erhöhte sich im gleichen Zeitraum von zwei auf neun Prozent. Nach Angaben der Weltgesundheitsorganisation sind inzwischen 28 Prozent der rumänischen Kinder zwischen sieben und neun Jahren übergewichtig und 12 Prozent fettleibig. Unter den 10- bis 15‑Jährigen beträgt der Anteil der Fettleibigen und Übergewichtigen jeweils rund 16 Prozent – das entspricht mehr als 215.000 betroffenen Kindern.
Ion Puican, 15.10.2025, 13:57
Als Hauptursachen gelten der hohe Konsum stark verarbeiteter Lebensmittel und Bewegungsmangel. Ungesunde Ernährung und ein inaktiver Lebensstil führen häufig zur Bildung von sogenanntem viszeralem Fett – also Fett, das sich tief im Bauchraum um lebenswichtige Organe wie Leber, Magen und Darm legt. Eine gewisse Menge dieses Fettes ist normal und schützt die inneren Organe. Eine übermäßige Ansammlung jedoch erhöht das Risiko schwerer Erkrankungen wie Typ‑2‑Diabetes, Herz‑Kreislauf‑Leiden, metabolischer Syndrome und Herzinfarkt. Zudem begünstigt sie Entzündungsprozesse und eine Insulinresistenz.
Die Ernährungsmedizinerin Sorina Ispas warnte vor den Gefahren, die ein Überschuss an viszeralem Fett bei Kindern mit sich bringt:
„Wenn sich zu viel viszerales Fett ansammelt, kann das nicht nur das Risiko für Diabetes, sondern auch für Herz‑Kreislauf‑Erkrankungen erhöhen. Deshalb sollten wir diesem Fett besondere Aufmerksamkeit schenken – es muss beobachtet und untersucht werden. Ich habe bereits mehrere Kinder erlebt, die unter einer Fettleber leiden – und das schon im Alter von zehn Jahren.“
Ärzte raten Eltern, beim Zusammenstellen des Pausenbrots für die Schule besonders auf die Inhaltsstoffe der Produkte zu achten. Viele Snacks enthalten deutlich mehr Zucker und Zusatzstoffe, als auf den ersten Blick erkennbar ist.
Der Präsident der Rumänischen Gesellschaft für Diabetes, Ernährung und Stoffwechselkrankheiten, Prof. Dr. Bogdan Timar, bezeichnete Fettleibigkeit als „Krankheit unserer Zeit“:
„Tatsächlich gehört die Fettleibigkeit zu den Erkrankungen, die zahlenmäßig am stärksten zunehmen – und zugleich an Bedeutung für die öffentliche Gesundheit. Sie ist eine Folge unseres Lebensstils: Auf der einen Seite steht ein Überangebot an energiereicher Nahrung, auf der anderen die immer geringere körperliche Aktivität – und leider beobachten wir diese Entwicklung zunehmend auch bei Kindern und Jugendlichen. Die Aussichten sind deshalb nicht gerade gut.“
Doch warum ist Fettleibigkeit insbesondere im Kindesalter überhaupt so gefährlich?
„Ohne gezielte Gegenmaßnahmen schreitet die Gewichtszunahme meist weiter fort. Wer einmal zu viele Kilos hat, wird vermutlich noch mehr zunehmen, wenn nichts geschieht. Die Folgen der Fettleibigkeit stehen in direktem Zusammenhang mit dem Ausmaß des Übergewichts – und mit der Dauer, über die es besteht.“
Eltern und Betreuer können jedoch etwas tun, um Übergewicht zu verhindern oder zu reduzieren, betont Dr. Timar:
„Hier ist ein breitgefächerter Ansatz notwendig und der Schlüssel liegt im familiären Umfeld. Kinder übernehmen die Gewohnheiten ihrer Eltern. Wir sollten versuchen, ihnen eine ausgewogene Ernährung zu vermitteln: Süßigkeiten und stark fetthaltige Speisen nur gelegentlich, dafür täglich frische und vielfältige Mahlzeiten. Ebenso wichtig ist Bewegung – ein aktiver Lebensstil, der schon in der Kindheit erlernt wird.“
Zum Schluss hob der Arzt nochmals hervor, wie entscheidend frühe Aufmerksamkeit und Prävention seien:
„Neben der häufig auftretenden Fettleber beobachten wir heute auch immer öfter Typ‑2‑Diabetes – eine Krankheit, die es bei Kindern vor 20 Jahren kaum gab. Eltern sollten aufmerksam sein und rechtzeitig einen Kinderarzt oder Spezialisten aufsuchen, wenn sie feststellen, dass ihr Kind mehr wiegt als Gleichaltrige. Noch wichtiger ist jedoch, in unserer Gesellschaft ein Bewusstsein für Prävention zu schaffen: Wir müssen Fettleibigkeit als echte Erkrankung begreifen.“
Immer mehr Kinder in Rumänien leiden an Gewichtsproblemen. Trotz alarmierender Daten können Eltern, Schulen und Gesellschaft gemeinsam gegensteuern – mit gesünderen Gewohnheiten, mehr Bewegung und einer Ernährung, die Kindern hilft, stark und glücklich aufzuwachsen.