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Frauen waren Leidtragende der Pandemie

Nach und nach wird klar, wie die COVID-Pandemie die ohnehin schon gefährdeten Gruppen noch stärker traf - zum Beispiel viele Frauen, die durch ihre Hausarbeit eine Doppelbelastung übernehmen.

Frauen waren Leidtragende der Pandemie
Frauen waren Leidtragende der Pandemie

, 26.05.2021, 17:30

Eine kürzlich durchgeführte Umfrage des Marktforschungsunternehmens FRAMES hat ergeben, dass bei sieben von zehn Frauen die Pandemie ihre Lebensweise beeinträchtigt hat, wobei 65 % der Frauen über die Isolation durch die Einschränkungen klagten, sagt Adrian Negrescu von FRAMES:



„58 % der Frauen gaben zudem an, dass die Arbeit von zu Hause aus für sie die ganze Zeit eher eine Belastung war, da niemand so sehr darauf vorbereitet war. Wir hatten keine Computer; wir hatten keine Videokameras. Au‎ßerdem ist es schwierig, sich auf die Arbeit zu konzentrieren, wenn man zu Hause ist, in einer sehr kleinen Wohnung, mit der Familie, mit den Kindern in der Nähe,“ bemerkt Negrescu – kein Wunder, dass nur 26% der Frauen Telearbeit positiv finden, sagt er.




In den ländlichen Gebieten, aber auch in anderen unterprivilegierten Regionen, war Telearbeit weniger verbreitet. Dafür setzten sich Menschen hier mit eine erhöhten wirtschaftlichen Unsicherheit sowie psychologischen Verunsicherungen auseinander, findet die Organisation FILIA, die sich für den Schutz der Rechte von Frauen einsetzt:



„Die Frauen, mit denen wir in den ländlichen Gebieten arbeiten, hatten keine andere Wahl, als ihren Job im Ausland wieder aufzugeben und konnten auch als Tagelöhnerinnen nicht mehr arbeiten. Sie mussten zu Hause bei ihren Kindern bleiben, die nicht mehr zur Schule gehen konnten“, sagt FILIA-Chefin Andreea Rusu. Auch die Partner oder Ehemänner konnten nicht arbeiten gehen, denn viele Menschen am Land haben keine Arbeitsverträge. Hygieneartikel oder Lebensmittel zu kaufen war viel komplizierter als vorher und Erhebungen zeigen, dass während des Notstands zwei Drittel der Anträge auf Arbeitslosenunterstützung von Frauen gestellt wurden. Eine Gesundheitskrise ist immer auch eine wirtschaftliche oder soziale Krise und die Frauen leiden als erste darunter. Frauen kümmern sich um Kinder, die nicht in die Schule gehen, oder um kranke Verwandte. Sie haben also kaum Zeit, um zu arbeiten, was bedeutet, dass sie finanziell noch prekärer situiert sind und so hoch abhängiger von ihren Partnern werden, glaubt Andreaa Rusu.




Das stellt auch Adrian Negrescu von der Firma Frames fest. 64% der Frauen gaben an, dass sie durch den Aufenthalt zu Hause ihre Partner besser kennenlernen konnten, erläutert er. Vor der Pandemie waren Männer und Frauen ja oft ganztags mit ihrer Arbeit beschäftigt und trafen sich in der Regel abends und an den Wochenenden. Nun aber lebten sie zusammen auf engstem Raum rund um die Uhr und nahmen sich ganz anders wahr. Für einige hing plötzlich der Haussegen schief, weshalb es im Jahr 2020 so viele Scheidungen gab und der Trend sich 2021 hält.



Unter der Pandemie hatten aber auch die Beziehungen zwischen Müttern und ihren Kindern zu leiden, da die eigenen vier Wände plötzlich Schule, Büro und Wohnung in einem wurden. Einige der Frauen fanden es gut, ihren kleinen Kindern näher zu sein, sagt Adrian Negrescu:



„Mütter hatten engeren Kontakt zur Welt ihrer Kinder. Die Kinder arbeiteten online und erledigten ihre Schulaufgaben von zu Hause aus. Eltern und Kinder verbrachten mehr Zeit miteinander als vor der Pandemie. Einige der Mütter entdeckten praktisch ihre Kinder, sie entdeckten Dinge an ihren Kindern, die ihnen vorher nicht aufgefallen waren,weil sie sonst wenig Zeit hatten“.




In diesen schwierigen Umständen wäre zusätzliche Hilfe wirklich willkommen gewesen, wirft Andreea Rusu von der Frauenorganisation FILIA ein :



„Für Frauen, denen es schwerfiel, von zu Hause aus, in der Nähe ihrer Kinder, zu arbeiten hätten Alternativen geschaffen werden müssen. Die Behörden haben verschiedene Hilfsformen angeboten, z. B. Kurzarbeit, aber das war nicht genug. Sehr viele Frauen sagten uns, dass sie keine andere Wahl hatten, als nachts zu arbeiten, oder dass sie sich für eine Krankschreibung entschieden haben, weil sie mit ihren häuslichen Pflichten nicht mehr zurechtkamen. Aus diesem Grund hat der Stress für die Frauen während der Pandemie zugenommen und die Arbeitsbelastung wurde grö‎ßer, während es für sehr viele von ihnen sehr schwer war, ein Gleichgewicht zwischen dem Privat- und dem Berufsleben zu finden. „




Ein weiterer Grund für Stress war, dass der Zugang zu Gesundheitsdienstleistungen erschwert wurde, da die COVID-19-Fälle Vorrang bei der Behandlung hatten. Die Pandemie hat die Bedeutung der Prävention hervorgehoben, die von den meisten Menschen in Rumänen eher vernachlässigt wurde. Adrian Negrescu meint, dass es also mindestens ein positives Ergebnis der Pandemie gibt.



„Frauen sind zunehmend vorsichtiger geworden, was ihre Gesundheit angeht und das ist gut. Vor der Pandemie gaben 61 % der Befragten an, sie gingen nur in der Not zum Arzt und 21 % erklärten, sie gingen nur einmal im Jahr zum Arzt. Nur 11 % lie‎ßen sich vierteljährlich ärztlich untersuchen. Jetzt, im Jahr 2021, hat das Wohlbefinden oberste Priorität. 83% der Befragten sind der Meinung, dass dies 2021 die höchste Priorität hat,.




Der von Negrescu hervorgehobene positive Aspekt wird jedoch von einem anderen in den Schatten gestellt – die häusliche Gewalt nahm vor allem in den Lockdown-Phasen stark zu. Nicht nur in Rumänien, sondern in der gesamten EU.



Audiobeitrag hören:



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