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Homeschooling – Fernunterricht in Rumänien

Der Hausuntericht oder das Homeschooling stellt eine Schulform dar, die in anderen Ländern gesetzlich erlaubt ist. Obwohl diese im rumänischen Bildungsgesetz nicht ausdrücklich geregelt ist, wird sie auch hierzulande betrieben.

Homeschooling – Fernunterricht in Rumänien
Homeschooling – Fernunterricht in Rumänien

, 25.02.2015, 17:54

Es gibt rechtliche Vorschriften, die den Fernunterricht regeln, die von denen in Anspruch genommen werden, die ihre Kinder zuhause erziehen möchten. Ein Kind kann sich bei einer Schirmschule im Ausland einschreiben lassen, wo der Hausunterricht oder der Fernunterricht für die Grund- und Hauptschule sowie für das Gymnasium gesetzlich erlaubt ist. Aus welchen Gründen manche Eltern diese Möglichkeit in Erwägung ziehen, erfahren wir von Magdalena Balica, Expertin beim Institut für Erziehungswissenschaften.



Es herrscht in letzter Zeit ein gro‎ßes Interesse für einen solchen Ansatz. Das kommt besonders als Reaktion der Eltern, die mit dem aktuellen Bildungssystem unzufrieden sind. Eine Entscheidung auf Systemebene zu treffen, um das Recht auf Homeschooling zu gewähren ist ein empfindliches Thema. Ich denke, dass alle Eltern, die ihre Kinder zuhause behalten und dabei auch anständig unterrichten lassen wollen, eine gro‎ße Verantwortung übernehmen.“




Ein Vater, der diese Verantwortung übernommen hat, ist Gabriel Curcubet, ein presbyterianischer Pfarrer in der ostsiebenbürgischen Stadt Odorheiu Secuiesc, der all seine Kinder zuhause erziehen lie‎ß. Das älteste ist 18, das jüngste 13 Jahre alt. Warum hat er sich fürs Homeschooling entschieden? Gabriel Curcubet:



Ich als presbyterischer Priester denke sowohl aus christlicher als auch aus sozialer Perspektive. Ich denke darüber nach, was ein Kind von der Gesellschaft erhält und wie es sich in der Gesellschaft verhalten soll. Zuhause erlernen Kinder gewisse soziale Sitten oder ethische Grundsätze besser. Diese können ihnen in der Schule nicht beigebracht werden. Wir haben etliche Lehrmethoden umgesetzt. Das älteste Kind haben wir allein unterrichtet. Wir haben es an einer Schule in den USA eingeschrieben und wir waren seine Lehrer bis zur sechsten Klasse. Danach haben wir es bei einer ungarischen Schule einschreiben lassen, die den Fernunterricht ermöglichte. Dort hat er via Skype an den Klassenstunden teilgenommen. Er hat sich allein für SAT und TOEFL vorbereitet. Er hatte sehr gute Ergebnisse und nun versucht er sich an einer ausländischen Universität einzuschreiben. Die anderen Kinder sind bei einer Schule in den USA eingeschrieben. Grö‎ßtenteils machen wir gemeinsam Unterricht, doch wir unterrichten nicht alle Fächer. Es gibt auch Computerprogramme, die sie unterstützen. Es gibt Fächer, in denen sie allein lernen können.“




Wenn es so viele Lehrmöglichkeiten im Falle des Hausunterrichts gibt, dann ist es selbstverständlich, dass die Prüfverfahren auch andere als im üblichen Bildungssystem sind. Gabriel Curcubet:



Die Prüfungen in den Familien, die Hausunterricht betreiben, unterscheiden sich beträchtlich von jenen in den öffentlichen Schulen. Im öffentlichen System bekommt das Kind eine Note. Wenn er etwas nicht wei‎ß, dann bekommt er eine niedrigere Note, aber der Unterricht geht weiter. Bei uns ist das nicht so. Die Kinder müssen die betreffende Lektion lernen. Es gibt genügend Zeit, damit sie den Stoff erlernen können. Z.B. Erdkunde für Fünfklässler kann ein Kind, das zuhause unterrichtet wird, vollständig in einer Woche lernen. Es gibt einen Riesenunterschied zwischen Schul- und Hausunterricht. In der Schule kann die Aufmerksamkeit eines Kindes abgelenkt werden. Oder man verliert Zeit mit dem Hin- und Rückweg. Zuhause kann ein Kind eine Viertelstunde vor dem Frühstück mehr lernen als ein Kind in der Schule in einer ganzen Stunde.“




Ist aber ein Kind, das zuhause erzogen wird, nicht von seinen gleichaltrigen Kumpanen isoliert? Das fragen sich die Skeptiker. Nein, antwortet Gabriel Curcubet und begründet das durch das Volontariat, an dem sich seine Kinder beteiligen und durch die Mannschaftsportarten, die sie treiben. Dennoch meinen Bildungsexperten, dass die Interaktion der Kinder mit anderen Kindern in ihrem Alter nicht nur für das Spielen oder für die Sozialisierung sondern auch für den Lernprozess von Vorteil sind. Magdalena Balica vom Institut für Erziehungswissenschaften:



Ich glaube, dass wir zurzeit über riesige Ressourcen verfügen. Dank der neuen Technologien ist die Schule nicht mehr etwas, das ein Totalwissen erfordert. Ich denke nicht, dass ein Kind, das nicht zur Schule geht, Chancen hat, sein ganzes Potential auszuschöpfen. Ich denke, dass der Lernprozess auch wichtige soziale Komponenten hat. Z.B. zeigen jüngste Theorien, dass ein Kind im Lernprozess sein maximales Potential erreichen kann, wenn er allein lernt. Wenn er aber in der Gesellschaft Gleichaltriger ist, dass findet ein Sprung statt. Dieser wird als ‚Bereich der proximalen Entwicklung‘ bezeichnet. Was passiert eigentlich? Das Kind erhält die Chance, dass sein eigenes Verständnis einer Sache mit dem Verstädnis anderer konfrontiert wird. Das führt zu Überlegungen, die au‎ßerordentliche Sprünge im Lernprozess veranlassen.“




Abgesehen von den Einzelfällen meint Magdalena Balica, dass Rumänien für eine solche Art von Unterricht nicht bereit sei. Denn hierzulande gibt es sowieso einen hohen Anteil an Kindern, die die Schule anbbrechen.



Wenn man von heute auf morgen ein Gesetz zur Regelung des Homeschoolings erlassen würde, würde das ein gro‎ßer Nachteil sein. Denn die Eltern von benachteiligten Kindern könnten das als Vorwand benutzen und ihre Kinder nicht mehr zur Schule schicken. Ein derartiges Risiko können wir nicht eingehen. Im Gegenteil benötigen diese Sozialschichten eine Unterstützung, um ihre Kinder in die Schule zu bringen. Darüber hinaus verfügen die Länder, die solche Gesetze haben, über ausgetüftelte Prüfsysteme der Kinder. In Rumänien muss man noch daran arbeiten. In Zukunft könnte der Hausunterricht funktionieren, aber wir müssen wissen, wie man neue Technologien verwendet. Und dabei schneidet Rumänien auch nicht besonders gut ab.“




Wie dem auch sei, haben sich rund 200-300 Familien an die Organisation von Gabriel Curcubet, den Verband Home Schooling Rumänien“, gewandt. Diese wollen ihre Kinder zuhause unterrichten lassen. Es würde sogar mehr Interessenten geben, sagt Curcubet. Die Verhandlungen diesbezüglich mit dem Bildungsministerium, um ein Gesetz in diesem Bereich zu erarbeiten, blieben vorerst ohne Erfolg.

AI (foto: Ion Puican)
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