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Storchzensus setzt auf Freiwillige

Einen Monat lang, noch bis Mitte Juli, findet in Rumänien die zweite Etappe des Internationalen Weißstorch-Zensus statt. Die Aktion wird von der Rumänischen Ornithologischen Gesellschaft koordiniert und ist Teil eines gesamteuropäischen Projekts. Nachdem Freiwillige im Jahr 2024 mehr als 3.300 Nester gemeldet hatten, dient die diesjährige Etappe der Vervollständigung der Daten aus dem Gelände.

foto: RRI
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, 27.06.2025, 14:28

Die Internationale Zählung findet alle zehn Jahre in allen Ländern statt, in denen diese Art brütet, um ein umfassendes Bild der Gesamtpopulation zu erhalten und die Daten vergleichen zu können – damit die Ornithologen wissen, ob es den Weißstörchen gut geht oder nicht. In Ländern wie Rumänien oder Polen, mit großer Fläche und vielen Storchennestern, aber nicht so vielen Freiwilligen, läuft der Zensus über zwei Jahre, um möglichst viele Gebiete abzudecken und Nester zu erfassen, sagt Alida Barbu, Biologin bei der Rumänischen Ornithologischen Gesellschaft. Sie erklärt, dass es beim Zensus nicht nur um die Erfassung vor Ort geht, sondern auch um die digitale Verarbeitung, interaktive Kartierung und die Auswertung der Ergebnisse in Echtzeit. Die dafür eingerichtete Online-Plattform bietet aktuelle und transparente Informationen und fördert die Zusammenarbeit zwischen Fachleuten und der Öffentlichkeit.

„Damit die Daten vergleichbar sind, empfehlen wir den Freiwilligen, sich eine Gemeinde auszusuchen, also eine Verwaltungseinheit. Sie gehen dann durch jede Straße dieser Gemeinde, um möglichst alle Storchennester zu finden. Wenn ein Nest entdeckt wird, sollte sich der Freiwillige dem Standort so weit wie möglich nähern – in der Regel handelt es sich um einen Strommast – und die GPS-Koordinaten in die Smartphoneapp eintragen. Dann sollen sie Informationen zum Nistplatz, zur Zahl der Jungvögel hinzufügen, ein wenig zurücktreten und ein Bild vom Nest machen.“

Der Zensus hat auch eine starke bildungspolitische Komponente: Schulen, Lehrkräfte und Familien werden ausdrücklich zur Teilnahme eingeladen. Die Aktion wird in Umweltbildungsprogramme eingebettet und bringt Kindern und Erwachsenen bei, die Natur zu beobachten, Arten zu erkennen und ökologische Zusammenhänge zu verstehen. Gleichzeitig leisten sie einen echten Beitrag zur Forschung. Die Aktion ist ein Beispiel für gelungenes Zusammenwirken von Zivilgesellschaft, Wissenschaft und Privatwirtschaft – mit dem Ziel, Ressourcen für den Naturschutz zu mobilisieren. Jedes Jahr engagieren sich Tausende Menschen freiwillig, was das nationale Beobachternetz stärkt.
Wie können Freiwillige denn mitmachen?

„Man kann sich einfach auf unserer Website sor.ro anmelden. Dort gibt es ein Formular, mit dem man seine Gemeinde auswählen kann. Dann installiert man die App und legt los. Wer Fragen hat, kann uns jederzeit schreiben – wir antworten gern. Letztes Jahr haben unsere Freiwilligen 3.301 Weißstorch-Nester dokumentiert. Schätzungen zufolge gibt es in Rumänien aber mindestens 7.000 bis 7.500 brütende Paare – also aktive Nester. Das heißt, rund 4.000 Nester sind noch zu entdecken und präzise zu verorten.“

Beim letzten Zensus standen die Organisatoren vor einigen Herausforderungen – nicht zuletzt das Wetter gab ihnen zu schaffen: Starke Regenfälle, örtliche Unwetter und Temperaturwechsel im Juni und Juli erschwerten viele Geländeaktionen, einige mussten verschoben oder unter erschwerten Bedingungen durchgeführt werden. In manchen Regionen – besonders im Süden der Moldau und im Osten Siebenbürgens – waren Straßen unpassierbar oder Gebiete überflutet.

Ein weiteres Problem war der Wandel der Lebensräume: In vielen Regionen wurden Feuchtgebiete, Gräben und Sümpfe – wichtige Nahrungsquellen für Störche – trockengelegt oder in Ackerflächen umgewandelt. Auch die Zahl verlassener oder unbesetzter Nester ist gestiegen, besonders in Zentral- und West-Rumänien. Die Ursachen sind nicht eindeutig, mögliche Erklärungen reichen von fehlgeschlagener Rückkehr aus dem Süden über Nahrungsmangel bis hin zu menschlichem Einfluss und Veränderungen an der Infrastruktur. Das wirft Fragen zur Zukunft der Art in bestimmten Gebieten auf. Und auch 2025 sind neue Schwierigkeiten zu erwarten, wie Alida Barbu berichtet:

„Ein Problem dabei ist, dass unsere App auf den neuesten Android-Versionen nicht mehr funktioniert. Aber unsere Kolleginnen und Kollegen haben einen Workaround gefunden. Wer die App nicht installieren oder nutzen kann, kann uns aber anschreiben und wir helfen da gerne weiter. Eine weitere Herausforderung ist es, die Dörfer wirklich vollständig abzugehen und mit Aufmerksamkeit alle Nester zu finden. Zwar bauen die meisten Störche auf Strommasten an Straßenrändern, aber es gibt auch Nester auf Hausdächern, Nebengebäuden oder sogar in Bäumen. Wir raten den Freiwilligen, mit den Anwohnern zu sprechen – oft wissen sie genau, wo die Störche brüten, und können wertvolle Hinweise geben.“

Fazit: Der Weißstorch-Zensus in Rumänien ist eine komplexe Initiative mit wissenschaftlicher, pädagogischer und gesellschaftlicher Bedeutung. Der Weißstorch ist gesetzlich geschützt und ein Symbol der biologischen Vielfalt im ländlichen Raum. Der Zensus hilft bei der Beobachtung von Klimawandel, der Gesundheit landwirtschaftlicher Lebensräume und den Auswirkungen menschlicher Eingriffe auf Wildtiere. Die gesammelten Daten fließen in Schutzmaßnahmen, Raumplanung und Umweltbildung ein.

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