Dramatikerin Gianina Cărbunariu mit Preis des öffentlich-rechtlichen Kultursenders ausgezeichnet
Für die Aufführung Frontal“, die die soziale Ungleichheit und die Kriminalisierung von Armut thematisiert, erhielt die Dramatikerin und Regisseurin Gianina Cărbunariu den Preis in der Kategorie Theater“.
Corina Sabău, 06.05.2020, 18:00
Die Dramatikerin und Theaterregisseurin Gianina Cărbunariu hat den Preis des Kultursenders Radio România Cultural in der Sektion Theater erhalten. Die Gala wurde wegen der Coronavirus-Pandemie abgesagt, die Jury gab infolgedessen ihre Entscheidung in einer Sondersendung bekannt. Die Intendantin des Jugendtheaters im ostrumänischen Piatra-Neamţ wurde für ihr visionäres Management“ geehrt und für die Inszenierung des Theaterstückes Frontal“, eine freie Adaption nach der Geschichte eines faulen Menschen“ des rumänischen Klassikers Ion Creangă. Die Aufführung basiert auch auf Interviews, soziologischen und anthropologischen Studien sowie Kommentaren und Online-Auftritten zum Thema soziale Ungleichheit und Kriminalisierung von Armut. Das Stück thematisiert zudem die Rolle der Medien, Stereotype aufzubauen und zu vermitteln, die Armut mit Faulheit gleichsetzen. Die Dramatikerin und Regisseurin Gianina Cărbunariu sagte über die Auszeichnung:
Der Kontext, in dem ich diesen Preis erhalte, ist einzigartig. Wir haben uns auf die sogenannte soziale Distanzierung eingestellt, aber die aktuelle Situation wirft zudem Fragen über unser soziales Gewebe auf. Ironischerweise — oder eben nicht — nimmt sich diese Aufführung vor, die soziale Distanzierung ins Gespräch zu bringen, die sowieso in den letzten Jahren in einer gewissen Form in unserer Gesellschaft gegenüber den sozial Benachteiligten zu spüren war. Das Theater ist eine Kunst, die die direkte Kommunikation zwischen Künstlern und Zuschauern vorsieht und in dieser besonders heiklen Zeit einen Weg finden muss, um diese Krise zu bewältigen und ihren Beitrag zur Wiederherstellung der empfindlichen Struktur unserer Gesellschaft zu bringen.“
2017 hat Gianina Cărbunariu die Leitung des Jugendtheaters in Piatra Neamţ übernommen und ein Programm gestartet, das vor allem auf der Vielfalt des Repertoires basiert und zum Nachdenken über die aktuellen Herausforderungen in der rumänischen Gesellschaft anregt. Das Theater hat Programme für junge Regisseure organisiert — wie Mic-RO-laborator de creație teatrală“ (Mik-RO- Laborator für Theaterschöpfung“) und #SafeSpoTT“, die Aufführungen zu aktuellen Themen auf die Bühne bringen. Bei den beiden Projekten wirkten auch Gymnasialschüler mit, die somit sehen konnten, wie eine Theateraufführung zustande kommt, von der Idee bis zur Premiere. Gianina Cărbunariu:
Vor drei Jahren habe ich dem Theater in Piatra Neamţ ein Projekt vorgeschlagen, das den Namen »CO-Laborator de creaţie« trug (»Ko-Laboratorium der Schöpfung«). Dieses Führungsprojekt galt für mich eher als künstlerisches Projekt, das anstrebte, die Zuschauer an die Theaterkunst näher zu bringen und ein tieferes Verständnis unserer Gesellschaft zu vermitteln. In der kommenden Zeit müssen wir unseren Gedanken und unserer Kreativität freien Lauf lassen und sogar die Zeit in Isolation nutzen, um daran zu denken, wie man eine gerechte Welt schaffen kann. Ich danke den Journalisten des Kultursenders RRC dafür, dass sie bei jeder Premiere sowie beim Theaterfestival in Piatra Neamţ dabei sind und uns nahe stehen, und ich betrachte diesen Preis als Anerkennung der Teamarbeit. Ich danke also meinen Kollegen und dem ganzen Team des Theaters in Piatra Neamţ und natürlich allen, die ihren Beitrag zur Aufführung von »Frontal« brachten. Ich hoffe, dass wir uns bald in Theatersälen treffen werden.“