„Warboy“ von Marian Crişan: zwischen Kriegsfilm und Kinderfilm
Der neueste Spielfilm von Marian Crișan, Warboy, erzählt die Geschichte eines Teenagers, der das Ende des Zweiten Weltkriegs, genauer gesagt den Herbst 1944, mit seinen Augen sieht.
Corina Sabău, 08.12.2023, 12:28
Der neueste Spielfilm von Marian Crișan, „Warboy“, erzählt die Geschichte eines Teenagers, der das Ende des Zweiten Weltkriegs, genauer gesagt den Herbst 1944, mit seinen Augen sieht. Der Junge versucht, die beiden Pferde seiner Familie zu retten, indem er sie auf eine Initiationsreise durch die wilde Landschaft des Apuseni-Gebirges mitnimmt. Der Filmemacher ist der Ansicht, dass seine neue Produktion sowohl als „Kriegsfilm“ als auch als „Kinderfilm“ betrachtet werden kann. Das, was ihn an diesem Projekt am meisten reizte seien die Western-Elemente, die er gerne auf die große Leinwand bringen wollte. Daniel Bâliș, Reginald Ammons, Ovidiu Crișan, Adina Iftime, Ion Bechet, Dan Chiorean sind die Darstellerinnen und Darsteller, die in Warboy mitspielen – dem fünften Spielfilm des Regisseurs, der dem breiten Publikum bereits durch Morgen, Rocker, Orizont” oder Berliner”, aber auch durch die von HBO Rumänien produzierte Miniserie Valea Mută-Das stimme Tal” bekannt ist.
Das Thema beruht auf den Erinnerungen seines Großvaters, der den Zweiten Weltkrieg erlebt hat und damals ein Teenager war, sagt der Filmemacher: „Jeder Film, den ich gemacht habe, geht von etwas aus, das mir wichtig ist, von einem Gefühl oder dem Eindruck einer bestimmten Situation, und so entsteht der Kern des späteren Drehbuchs. Im Fall dieses Films waren es die Erinnerungen meines Großvaters, zu denen er in seinen späteren Jahren immer wieder zurückkehrte. Er erinnerte sich immer wieder an Momente aus seiner Kindheit, vor allem an diese Zeit, 1940-1944, als er Diener bei einem reichen Mann war, irgendwo in den Vrancei-Bergen, in Soveja. Diese Momente, in denen er allein mit seinen Pferden im Wald saß und sich um sie kümmerte, damit sie ihm nicht von den Russen weggenommen wurden, verfolgten ihn viele Erinnerungen und ich spürte, dass man aus diesen Erinnerungen eine Geschichte machen könnte, eine Geschichte mit einer Figur, mit einer angespannten Situation, die zu etwas Dramatischem führen könnte.
Den Ausgangspunkt stellt also diese Geschichten meines Großvaters dar, ansonsten gibt es nichts Biographisches im Drehbuch. Die Handlung ist in das Apuseni-Gebirge verlegt und spielt zur Zeit des Rückzugs der deutschen Truppen, nach dem 23. August, im Herbst 1944.“ In „Warboy“ ging es Marian Crișan vor allem um das weniger bekannte Gesicht des Krieges, um die Geschichten derer, die hinter der Front bleiben. Marian Crișan: „Wenn wir an die Tiere und Kinder denken, die in Schlachten geopfert werden, gibt es nicht allzu viele Filme oder Bücher die das thematisieren. Und darüber wollte ich sprechen, über alle Wesen, die hinter der Front bleiben, über die Wesen, die in einem Krieg weniger sichtbar sind. Das war mein Wunsch, den Krieg mit den Augen dieses Jungen zu sehen, dieses Teenagers, der die militärischen und geopolitischen Strategien nicht versteht. Er hat nur ein Problem: Er will, dass sein Vater von der Ostfront zurückkommt, wo er an der Seite von Hunderttausenden rumänischer Bauern gekämpft hat.
Es ist eine historische Tatsache, die nicht oft diskutiert wird, dass bis 1944 rumänische Soldaten, die mit den Deutschen verbündet waren, im Osten kämpften und dass viele von ihnen nicht oder erst sehr spät zurückkehrten, nachdem sie in Sibirien gefangen genommen worden waren. Es handelt sich um einen entscheidenden Moment für das rumänische Volk, der auch nicht oft angesprochen wird. Deshalb halte ich es für wichtig zu erfahren, was mit den Familien der Menschen geschah, die in dieser Zeit an die Front geschickt wurden. Und jetzt höre ich ähnliche Geschichten, dass viele unserer Großeltern gefangen genommen und nach Sibirien gebracht wurden. Viele Menschen kennen diese Fakten, alle unsere Familien waren vom Zweiten Weltkrieg und seinen Folgen betroffen. Das hat mich interessiert, zu zeigen, wie wir alle davon betroffen waren” Der Kameramann von Warboy” ist Adrian Pădurețu, das Bühnenbild stammt von Simone Pădurețu, die Kostüme von Dana Păpăruz und der Schnitt von Tudor Pojoni.