RRI Live!

Hören Sie Radio Rumänien International Live

Urbane Nachhaltigkeit: die 15-Minuten-Städte

Immer mehr Menschen leben heutzutage in Städten, und dies muss bei der Planung und Verwaltung von urbanen Siedlungen ernsthaft berücksichtigt werden. Metropolen stehen vor großen wirtschaftlichen, sozialen, gesundheitlichen, ökologischen, Ernährungs- und Verkehrsproblemen.

(foto: StockSnap / pixabay.com)
(foto: StockSnap / pixabay.com)

und , 29.03.2024, 17:30

 

RadioRomaniaInternational · Urbane Nachhaltigkeit: die 15-Minuten-Städte

 

Immer mehr Menschen leben heutzutage in Städten, und dies muss bei der Planung und Verwaltung von urbanen Siedlungen ernsthaft berücksichtigt werden. Metropolen stehen vor großen wirtschaftlichen, sozialen, gesundheitlichen, ökologischen, Ernährungs- und Verkehrsproblemen. Ein altes Konzept wird heute wiederbelebt: die sogenannte „15-Minuten-Stadt“. Ziel dieses Planungskonzeptes ist es, dass die Menschen alles, was sie brauchen, innerhalb von maximal 15 Minuten erreichen können. Vlad Zamfira, Experte in Klimawandel und Fragen der nachhaltigen Umweltpolitik, erläutert das Konzept:

 

Die Städte auf unserem Planeten nehmen nur 2 % der Erdoberfläche ein, beherbergen aber die Hälfte der Weltbevölkerung. Auf sie entfallen 75 % des weltweiten Energieverbrauchs, 80 % der Kohlenstoffemissionen und 80 % des weltweiten BIP. Schätzungen zufolge werden bis 2050 fast 70 % der Bevölkerung in Städten leben. Gleichzeitig haben Städte einen großen Einfluss auf das Leben ihrer Bewohner und auf die natürlichen Ökosysteme, so dass es wichtig ist, ihre Entwicklung nachhaltig zu gestalten, d. h., dass wir unsere gegenwärtigen Bedürfnisse befriedigen können, ohne die Lebensgrundlagen künftiger Generationen zu gefährden. Sind »15-Minuten-Städte« eine realisierbare Option? Und was ist das überhaupt? Es handelt sich um ein einfaches Konzept, einen prägnanten und einprägsamen Begriff, der für eine Reihe von Grundsätzen steht, nach denen Städte gebaut werden sollten. Kurz gesagt bedeutet dieses Modell, dass alle grundlegenden Dienstleistungen und Freizeitgestaltungsmöglichkeiten wie Geschäfte, Parks, Schulen und Kindergärten, in kurzer Zeit, d. h. in weniger als 15 Minuten zu Fuß oder mit dem Fahrrad, erreichbar sind.

Carlos Moreno, der Erfinder dieses Konzepts, sprach von vier Grundprinzipien, nach denen sich 15-Minuten-Städte richten sollten. Erstens: Ökologie für eine grüne und nachhaltige Stadt. Zweitens: Nähe – Wohnen in fußläufiger Entfernung zu allen anderen Aktivitäten. Drittens: Solidarität, um Verbindungen zwischen den Menschen zu schaffen. Viertens: Partizipation – die Bürger sollten in die Planung einbezogen werden. In solchen Städten wird die Priorisierung der Verkehrsträger im Vergleich zur heute geltenden Ordnung umgekehrt. Wenn heute das Auto die Grundlage für den Verkehr und die Art und Weise ist, wie wir Städte planen und bauen, stünde es in den »15-Minuten-Städten« an letzter Stelle. Fußgänger und Mikromobilität stehen im Vordergrund. Als nächstes kommen die öffentlichen Verkehrsmittel und dann das Carsharing, das dazu beiträgt, die Zahl der Nutzer pro Fahrzeug zu erhöhen und die Abhängigkeit vom eigenen Auto zu verringern.“

 

Das Schlüsselwort ist „Nachhaltigkeit“. Damit Nachhaltigkeit in den Städten der Zukunft entstehen kann, müssen laut Experten drei Faktoren berücksichtigt werden. Erstens: die Menschen – um nachhaltig zu sein, muss eine Stadt eine positive soziale Wirkung haben, die Gesundheit ihrer Bewohner und alle sozialen Schichten berücksichtigen. Zweitens: die Umwelt – nachhaltige Städte schaden nicht nur nicht der Umwelt, sondern wirken sich positiv auf die Klimabilanz aus. Drittens: eine gesunde Rentabilität – der wirtschaftliche Aspekt darf nicht vernachlässigt werden, denn auf lange Sicht können Städte nicht nachhaltig sein, wenn sie sich finanziell nicht selbst tragen können.

Die 15-Minuten-Städte wirken sich auch auf die Gesundheit ihrer Bewohner positiv aus. Studien zufolge besteht ein direkter Zusammenhang zwischen der Anzahl der täglich zurückgelegten Schritte und Fettleibigkeit. Eine Studie zeigt auch, dass Städte, die fußgängerfreundlicher sind, auch eine niedrigere Fettleibigkeitsrate aufweisen. Aus verschiedenen Quellen geht hervor, dass die Fettleibigkeitsrate in Rumänien zwischen 20 und 25 % liegt – im Jahr 1997 lag sie noch bei 14 %. Der nächste Punkt: weniger Lärmbelästigung. Viele Autos sind sehr laut. In einer ruhigen Stadt sind die Menschen produktiver und geistig gesünder. Auch die Unternehmen profitieren davon: Wenn man zu Fuß oder mit dem Fahrrad unterwegs ist, hält man viel eher an einem Geschäft an, als wenn man mit dem Auto vorbeifährt. Studien zeigen, dass in Straßen, in denen Fußgängern Vorrang eingeräumt wird, die Umsätze der örtlichen Gastronomie und der Geschäfte stärker gestiegen sind als erwartet.

In einem positiven Szenario geht die Entstehung von „15-Minuten-Städten“ mit dem Rückgang der Abhängigkeit vom Auto einher. Um auf Bukarest zurückzukommen: Es ist eine Stadt der Kontraste, und das gilt auch für den Verkehr. Es gibt Strecken, die leicht mit Metro, Straßenbahn oder Bus zurückgelegt werden können, was sie vorhersehbar und oft die schnellste Option macht. Gleichzeitig gibt es viele andere Strecken, auf denen man, um mit öffentlichen Verkehrsmitteln von A nach B zu gelangen, mehrmals umsteigen muss, was die Fahrtzeit verlängert. Derzeit werden in der rumänischen Hauptstadt die Straßen in jedem Stadtbezirk von den insgesamt sechs Bezirksbürgermeistern nach Gutdünken umgestaltet, ohne dass es ein Gesamtkonzept oder eine Strategie für die Entwicklung der Stadt gibt. Dieses Problem gibt es nicht nur in Bukarest, sondern im gesamten Verwaltungsapparat – fehlende oder schlechte Kommunikation zwischen den Entscheidungsträgern.

Das Fehlen einer angemessenen Infrastruktur für öffentliche Verkehrsmittel, der schlechte Zustand der meisten Verkehrsmittel und das Fehlen effizienter Verbindungen sind die Hauptgründe, warum viele Großstädter in Rumänien es vorziehen, ihr eigenes Auto zu benutzen – selbst für kurze Strecken. Auch spielen Klassendenken und Statussymbole immer noch eine wichtige Rolle. Im Unterschied zu entwickelteren Städten Westeuropas ist in Rumänien immer noch die Mentalität weit verbreitet, dass die Nutzung von öffentlichen Verkehrsmitteln etwas für Geringverdiener sei, während jeder, der etwas auf sich hält, sein eigenes Auto fahren muss.

Gala Green Report 2024
Terra XXI – das Ökomagazin Freitag, 25 Oktober 2024

Green Report: Wenn Klimawandel zur Klimakrise wird

Die Veranstaltung, die 2024 bereits zum vierten Mal stattfindet, steht jedes Jahr unter einem Motto. In der Regel ist es eine Metapher für die...

Green Report: Wenn Klimawandel zur Klimakrise wird
Foto: pixabay.com
Terra XXI – das Ökomagazin Freitag, 27 September 2024

Via Danubiana: Die Ökotourismus-Route entlang der Donau

Die Donaukessel, das Eiserne Tor, die Inseln und Werder, die der Fluss entlang seines Laufs bildet, das Donaudelta und die spektakulären...

Via Danubiana: Die Ökotourismus-Route entlang der Donau
Russlands Ukraine-Krieg hat verheerende Umweltfolgen
Terra XXI – das Ökomagazin Freitag, 28 Juni 2024

Russlands Ukraine-Krieg hat verheerende Umweltfolgen

Die Studie wird auf der rumänischen Website Infoclima vom Forscher Vlad Zamfira zusammengefasst: „Brände, der Angriff auf die...

Russlands Ukraine-Krieg hat verheerende Umweltfolgen
padure-conservation-carpathia-fotope-poza
Terra XXI – das Ökomagazin Freitag, 23 Februar 2024

SUPERB-Projekt gegen Monokulturen: Wiederherstellung zusammenhängender Waldgebiete

  RadioRomaniaInternational · SUPERB-Projekt gegen Monokulturen: Wiederherstellung zusammenhängender Waldgebiete Im vergangenen Jahr machte...

SUPERB-Projekt gegen Monokulturen: Wiederherstellung zusammenhängender Waldgebiete
Terra XXI – das Ökomagazin Freitag, 29 Dezember 2023

Windenergie: Potenzial höher als Ist-Verbrauch

Allein in fünf Landeskreisen könnte Rumänien rund 123 TWh Strom...

Windenergie: Potenzial höher als Ist-Verbrauch
Terra XXI – das Ökomagazin Freitag, 24 November 2023

Karpatenbecken: Erosion nimmt im Hochgebirge seit 100 Jahren zu

Menschliche Aktivitäten beeinflussen seit jeher die Natur in ihrer Umgebung. Insbesondere bei intensiver Bodennutzung, zu der sich auch noch...

Karpatenbecken: Erosion nimmt im Hochgebirge seit 100 Jahren zu
Terra XXI – das Ökomagazin Freitag, 27 Oktober 2023

Strandverbreiterung: Können Sandaufschüttungen und Eindeichung die Erosion eindämmen?

An der rumänischen Schwarzmeerküste wurden in den letzten zehn Jahren umfangreiche Arbeiten zur Verbreiterung des Strandes durchgeführt – seit...

Strandverbreiterung: Können Sandaufschüttungen und Eindeichung die Erosion eindämmen?
Terra XXI – das Ökomagazin Freitag, 30 Juni 2023

Agroforstsysteme gegen Klimawandel

Bäume und andere Gehölze in verschiedenen Kombinationen in landwirtschaftliche Kulturen oder Weiden pflanzen – das bringt massive...

Agroforstsysteme gegen Klimawandel

Partner

Muzeul Național al Țăranului Român Muzeul Național al Țăranului Român
Liga Studentilor Romani din Strainatate - LSRS Liga Studentilor Romani din Strainatate - LSRS
Modernism | The Leading Romanian Art Magazine Online Modernism | The Leading Romanian Art Magazine Online
Institului European din România Institului European din România
Institutul Francez din România – Bucureşti Institutul Francez din România – Bucureşti
Muzeul Național de Artă al României Muzeul Național de Artă al României
Le petit Journal Le petit Journal
Radio Prague International Radio Prague International
Muzeul Național de Istorie a României Muzeul Național de Istorie a României
ARCUB ARCUB
Radio Canada International Radio Canada International
Muzeul Național al Satului „Dimitrie Gusti” Muzeul Național al Satului „Dimitrie Gusti”
SWI swissinfo.ch SWI swissinfo.ch
UBB Radio ONLINE UBB Radio ONLINE
Strona główna - English Section - polskieradio.pl Strona główna - English Section - polskieradio.pl
creart - Centrul de Creație Artă și Tradiție al Municipiului Bucuresti creart - Centrul de Creație Artă și Tradiție al Municipiului Bucuresti
italradio italradio
Institutul Confucius Institutul Confucius
BUCPRESS - știri din Cernăuți BUCPRESS - știri din Cernăuți

Mitgliedschaften

Euranet Plus Euranet Plus
AIB | the trade association for international broadcasters AIB | the trade association for international broadcasters
Digital Radio Mondiale Digital Radio Mondiale
News and current affairs from Germany and around the world News and current affairs from Germany and around the world
Comunità radiotelevisiva italofona Comunità radiotelevisiva italofona

Provider

RADIOCOM RADIOCOM
Zeno Media - The Everything Audio Company Zeno Media - The Everything Audio Company