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Das Elternhaus – ein Dorfmuseum

Es hatte die Nummer 729, als es 1835 erbaut wurde, und nach dem örtlichen Brauch wurde ein durchbohrter Flussstein an die Tür gehängt, um böse Geister fernzuhalten: Es ist das Haus der Großeltern des Meisters Toderău, wie es in der Gegend genannt wird. Aus einer Familie von Holzschnitzern stammend, schnitzt Ion Pleș aus Ieud im Landkreis Maramureș immer noch Kreuze mit Dächern, wie man sie auf den örtlichen Friedhöfen sieht.

Das Elternhaus – ein Dorfmuseum
Das Elternhaus – ein Dorfmuseum

und , 19.08.2025, 16:35

Zu Ehren all dessen, was ihm Großvater hinterlassen hat, hat Ion Pleș ein Dorfmuseum eingerichtet, in dem er uns alles zeigt, was dort sein Großvater und seine Frau gesammelt haben, eine Sammlung, die fast so reichhaltig ist wie die des Klostermuseums von Bârsana, mit Ausnahme der Ikonen, obwohl wir auch hier einige finden, die naiv auf Glas gemalt sind.

Der Handwerker begrüßt seine Besucher jedes Mal enthusiastisch, erst in seiner Werkstatt und dann in seinem Haus-Museum, und lässt die Geschichte seiner Großeltern lebendig werden:

„Hier bist du im Toderău Handwerkermuseum, also erst einmal willkommen! Ich mache Kreuze für den Friedhof, Tische und Stühle. Wir können jetzt nach draußen gehen. Das ist das Haus meines Großvaters und vielleicht sogar das seines Großvaters. Das Haus stand hier, ich habe es behalten und dorthin gebracht, wo es jetzt steht. Um dir grob zu sagen, was wir hier finden: Hier haben wir ein primitives hölzernes Werkzeug, das im Haushalt verwendet wurde, wenn  Hanf und Flachs von den holzigen Teilen gereinigt werden sollten. In der heimischen Industrie holte man den Hanf aus dem Teich, wo er zum Einweichen lag, und mahlte ihn, dann ließ man ihn durch eine Hechel laufen, so dass nur der Kern übrig blieb. Hier haben wir zum Beispiel die Waage – so wurde der Käse gewogen und was sonst noch gewogen werden sollte. Hier legte man den Käse hin, auf der anderen Seite ist ein Stein, um ihn zu wiegen. Hier ist eine Art Maschine, ein Stuhl für Kartoffelpüree: Man legte die Kartoffeln darauf und presste sie im Sitzen. Sie benutzten eine Menge Kartoffeln für das Maisbrot, weil es nicht viel Weizen gab.“

Pferdesättel, Säcke, die man den Pferden für den Transport der Produkte aufsetzte, Bienenkisten, die ursprünglich primitiv aus Roggenstrohhülsen hergestellt wurden, aus denen man die Honigwaben direkt ausschnitt und durch die Presse steckte. Von dem Handwerker aus Toderău erfuhr ich auch, dass seine Großmutter eine „socăciță“ war, d.h. sie kochte für dörfliche Veranstaltungen, Hochzeiten, Taufen oder Trauerfeiern, was den Reichtum an Geräten erklärt, die im Haushalt zu sehen sind. Bevor man das Haus betritt, wird man von den Styroporfiguren der Großeltern begrüßt, die in Tracht gekleidet sind. Ion Pleș fügte hinzu:

„Ich habe das Haus behalten und beschlossen, auch die zwei Figuren zu behalten. Ich habe sie in Tracht gekleidet, so wie sie es früher trugen. Opinci, obiele (Anm. d. Red.: Ein Stück Stoff mit dem Bauern (manchmal auch das Militär) ihre Füße umwickelten, anstelle eines Strumpfes), das traditionelle Hemd, verziert mit der sogenannten „zgărdană“ (Anm. d. Red.: eine Verzierung aus bunten Kugeln, die Frauen eng um den Hals tragen), ein Kopftuch für Wintertage – năframă – aus schwarzer Wolle, das trugen die verheirateten Frauen, und die unverheirateten Frauen trugen bunte Kopftücher, wie Sie im Haus sehen werden. Das ist die Einkaufstasche. Hier sind die alte Frau und der alte Mann, in Volkstracht. Das ist der Tabakbeutel, in dem die Männer den Tabak und ihre Pfeife aufbewahrten, zusammen mit der Brille und den Werkzeugen, die sie immer bei sich trugen. Und hier ist ein Geldgürtel. Ich kann mich erinnerern, dass die älteren Männer im Dorf immer Tabak aus der Pfeife nahmen und ihn in den Mund steckten. Sie kauten darauf, um ihre Zähne zu stärken.“

Diese Menschen wurden über 90 Jahre alt und lebten aktiv bis zum letzten Moment.

Neben anderen Geschichten über die Handwerker von damals zeigte uns Meister Toderău auch, wo Oma früher kochte und an welchen Mechanismen Opa arbeitete – alles sehr fortschrittlich für die damalige Zeit:

„Das ist die Kochplatte, auf der Kuchen und Pasteten gebacken wurden. Es waren gebackene Kuchen, nicht in Öl gekocht wie heute. Meine Oma fettete sie mit dem Fett von Kürbis- oder Hanfkernen ein und schob sie in den Ofen. Darin machte sie früher Brot mit Kohl, und stellte es in dieser kleinen Pfanne, dem kleinen Topf, in den Ofen. Drinnen, im Haus, finden wir die Werkzeuge meines Großvaters. Er hat Wagenräder hergestellt, er hat Fenster gemacht, diese hier sind für Türen, Fenster und alles Mögliche. Das ist die Drehbank, die er mit seinem Fuß drehte, damals gab es noch keinen Strom. Das sind Fallen zum Fangen von Tieren, damit hat mein Großvater im Wald ein Wildschwein gefangen.“

Im Haus sind Hunderte von traditionell genähten Hemden für Männer und Frauen, Baby- und Puppenwiegen, ein hölzerner Kinderwagen, Webstühle, Kissen sowie eine kleine Bibel, die Großvater überallhin mitnahm, und mehrere auf Glas gemalte Ikonen zu sehen. Dazu kommen kleine oder große Keramiktöpfe, und am Ende des Besuchs sind die Besucher eingeladen, eine Pflaumenschnaps oder Heidelbeerlikör zu probieren, in Erinnerung an die hart arbeitenden Großeltern, die diesen Haushalt geschaffen haben. Ein menschliches Leben, das sich auf ein paar Räume und Nebengebäude konzentriert, wo das Leben den sanften Rhythmus des Ortes beibehält.

 

 

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