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Flamboyante Königin Maria, reservierter König Ferdinand

Am 15. Oktober 1922, vor fast genau 100 Jahren, wurde das königliche Paar in Alba Iulia gekrönt

Flamboyante Königin Maria, reservierter König Ferdinand
Flamboyante Königin Maria, reservierter König Ferdinand

, 24.10.2022, 12:45

Am 15. Oktober 1922, vor fast genau 100 Jahren erlebten die Menschen in Rumänien ein Ereignis, das sie nach den Jahren des Ersten Weltkriegs hei‎ß erwartet hatten und das die Gesellschaft nachhaltig prägte: die Krönung von König Ferdinand I. und Königin Maria in Alba Iulia als königliches Paar im neuen Rumänien. 
Das Königreich Gro‎ßrumänien war nach dem Ersten Weltkrieg entstanden, nachdem ein enormer Preis an Menschenleben und materiellen Verlusten gezahlt worden war sowie übermenschliche diplomatische Anstrengungen erfolgten. 
Das neue Rumänien war der Rahmen, in dem sich jeder Bürger frei entwickeln und zum Gemeinwohl beitragen konnte.



Die Einzelheiten der Ausrichtung des Ereignisses werden in der damaligen Presse und in anderen schriftlichen Dokumenten ausführlich erwähnt. Zunächst erfährt der Leser etwas über die Vorbereitung des Veranstaltungsortes, der Stadt Alba Iulia, wo im Jahr 1600 der walachische Fürst Michael der Tapfere an der Spitze seines Heeres einmarschierte, ein Moment, der in der romantischen Geschichtsschreibung als die erste politische Vereinigung des rumänischen Raums gilt.
Dann stand in der Presse viel über das religiöse Zeremoniell und die Emotionen, die die verschiedenen Momente der Krönung selbst auslösen sollten, über das Ritual und die berühmten Persönlichkeiten, die dazu eingeladen waren. Zu lesen ist auch, dass die politischen Rivalitäten auch anlässlich der Krönung nicht beigekegt wurden. Die liberale Regierung unter Ion I.C. Brătianu richtete die Krönung aus, aber die politischen Anführer der Opposition nahmen nicht teil und boykottierten die gesamte Veranstaltung. Der Papst missbillgte damals die Krönung eines katholischen Königs in einer orthodoxen Kirche. 
Doch die Bedeutung der Krönung setzte sich gegen alle Bedenken durch.




Der Historiker Ioan Scurtu hat zur Gefühlslage des Königs und der Königin nachgeforscht und erfahren, dass ihre durchausunterschiedlichen Charaktere auch in diesen Momenten sichtbar wurden. „König Ferdinand war weniger aktiv und weniger bereit, in der Öffentlichkeit aufzutreten. Aber er hielt sich an das notwendige Protokoll der Krönung, wie er es auch beim Rat der Krone 1916 getan hatte. Damals hatte er gesagt, er müsse sich ein Herz fassen und den Kriegseintritt Rumäniens akzeptieren, wie es der Rat gefordert hatte. Die aktivste Rolle spielte Königin Maria, die sich stark in die Politik einmischte, was Ferdinands Vorgänger, König Karl I. seiner Gattin Elisabeth nicht erlaubt hatte. Ferdinand war nun der Meinung, es sei das natürliche Recht beider Souveräne – seines und der Königin Maria – für ihren Beitrag zur Vereinigung von 1918 gekrönt zu werden. Dies lässt sich auch an den Kronen der beiden erkennen. Ferdinand nahm die Stahlkrone von Karl I. an, die mit drei Edelsteinen für die Provinzen Bessarabien, die Bukowina und Siebenbürgen versehen wurde. Aber Königin Maria fand die Krone von Königin Elisabeth zu bescheiden und verlangte eine zweieinhalb Kilogramm schwere Goldkrone mit einer Vielzahl von Edelsteinen.“



Die starke Persönlichkeit von Königin Maria ergänzte das zurückhaltende Auftreten ihres Gatten. Gemeinsam prägten sie das Bild der neuen rumänischen Monarchie. „Im Programm der Krönungskommission war die zentrale Figur natürlich König Ferdinand. Königin Maria setzte aber alles daran, dass auch sie immer an der Seite des Königs stand, dass sie ihm in nichts nachstand, weil sie glaubte, dass auch sie einen Beitrag zur Verwirklichung der Vereinigung geleistet hatte, wenn auch keinen grö‎ßeren als der König. In ihrem Tagebuch berichtet sie von einem sehr schwierigen Moment, als sie auf dem Podium des Baldachins vor dem König knien musste, der ihr die Krone aufsetzte. Doch der König half ihr auf und küsste sie auf die Stirn. Der König setzte sich die Krone nach dem Vorbild von Napoleon Bonaparte selbst auf das Haupt”, erläutert Historiker Ioan Scurtu.




Die Aufbruchstimmung und das Gefühl des Sieges am Ende des Jahres 1918 hielten bis zur Krönung an. Und die beiden Herrscher lebten den Augenblick ihres Lebens aus – jeder nach seinem eigenen Naturell, sagt Scurtu. „Als der Krieg zu Ende war, der Waffenstillstand geschlossen wurde und die Würdenträger, auch einige Monarchen, nach Bukarest kommen mussten, bebte die Königin damals vor Freude und Zufriedenheit und sagte: „Nando, ist dir klar, dass du der König aller Rumänen geworden bist, du bist eine gro‎ße historische Persönlichkeit!“ Darauf erwiderte König Ferdinand einfach nur: “Es war der Wille Gottes!“ 
Als ob er nicht einen au‎ßergewöhnlichen persönlichen Beitrag geleistet hätte. So waren sie eben von Natur aus – aber sie gingen als Paar in die Geschichte ein. Es war eben die Krönung von König Ferdinand UND Königin Maria,“ findet der Historiker.




Cămilă (foto: pixabay.com)

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