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Inklusives Projekt für Sehbehinderte: „Tritt in die Dunkelkammer ein!“

Um die Welt besser zu verstehen, ist es ab und zu empfehlenswert, sie aus einer anderen Perspektive zu betrachten. Ein derartiges Experiment schlägt uns der Verein für Stadtentwicklung vor.

Inklusives Projekt für Sehbehinderte: „Tritt in die Dunkelkammer ein!“
Inklusives Projekt für Sehbehinderte: „Tritt in die Dunkelkammer ein!“

, 06.06.2019, 17:30

Die Welt aus einem anderen Blickwinkel zu betrachten — dazu lädt eine neue urbane Veranstaltung ihre Gäste ein. Tritt in die Camera obscura ein“ hei‎ßt die genannte Initiative. Sie zielt darauf ab, die Schwierigkeiten, auf die sehbehinderte Menschen sto‎ßen, hervorzuheben. Darüber hinaus sollen Mittel zur Verbesserung ihrer Lebensweise gesucht werden. Dan Patzelt ist der Vorsitzende des Vereins für Stadtentwicklung und Mitbegründer des Projekts Tehnologia Equal“ (dt. gleiche Technologie). Er erzählte uns mehr zu seinem Vorhaben:



Die meisten Leute wissen nicht, dass blinde Menschen Bilder verstehen können. Blinde Menschen malen sich in ihren Köpfen die Form der Gegenstände aus, die sie nicht anfassen können. Au‎ßerdem wissen die meisten Menschen nicht, dass Blinde ein Smartphone verwenden können, dass sie sogar sehr davon abhängen. Ein Smartphone gewährt einem blinden Menschen mehr Selbständigkeit. Denn das Smartphone ist ein Gerät, das dem Text eine Stimme verleiht. Und umgekehrt.“




97% der sehbehinderten Menschen in Rumänien leben von der Staatshilfe. Das bedeutet, sie können sich keine teuren Geräte leisten. Wenn die jungen sehbehinderten Menschen ein Smartphone hätten, könnten sie einfacher einen Arbeitsplatz finden und den Bedürfnissen der Gesellschaft entgegenkommen. Demnach verfasste der Verein für Stadtentwicklung eine Petition, durch die er die Krankenkasse ersuchte, die Kosten für die Anschaffung eines Smartphones für blinde Menschen teilweise oder vollständig abzudecken. Über die gesellschaftliche Dimension des Projekts hinaus lädt der Verein für Stadtentwicklung auch zu einer einmaligen visuellen Erfahrung in Bukarest, Klausenburg, Temeswar und Arad ein. Dafür arbeitete der Verein mit dem Maler Laurenţiu Dimişcă zusammen. Mehr Einzelheiten dazu lieferte Dan Patzelt:



Wir versuchten, diese Veranstaltung sichtbar zu machen — im öffentlichen Raum, in Parks, an Hauptplätzen. Wir wollten damit den Menschen, die keine Behinderung haben, zeigen, wie es sich fühlt, sehbehindert zu sein. Demnach können die Menschen für eine kurze Weile erleben, wie es ist, über keine visuellen Informationen zu verfügen. Wie es sich anfühlt, wenn die anderen Sinne aktiviert werden müssen, um auf die gewünschten Informationen zu kommen. Die Menschen können somit verstehen, wie es ist, von einer anderen Person abzuhängen. Gleichzeitig begreifen sie aber, wie wichtig die neue Technologie für sehbehinderte Menschen ist. Im Inneren der Camera obscura werden die Besucher die Smartphones verwenden, sie werden mit einem Fu‎ßball für Blinde spielen. Sie werden au‎ßerdem verstehen, wie sich blinde Menschen mit Hilfe ihres Stocks orientieren. Unsere Veranstaltung findet nicht nur in der Camera obscura statt, also in der Dunkelheit, sondern nimmt zwei Räume in Anspruch. Au‎ßerhalb der Camera obscura werden wir unsere weiteren Projekte bekannt machen, wie z.B. unser Projekt über abtastbare Bilder (imaginitactile.ro). Im Rahmen des Projekts bauten wir eine Bibliothek für sehbehinderte Menschen auf. Dort finden sie mehr als 400 greifbare Bilder. Im Au‎ßenbereich wollen wir die Smartphone-Apps fördern, die das Leben von sehbehinderten Menschen erleichtern. Somit kann auch das breitere Publikum verstehen, wie diese Technologie funktioniert. Wir verfügen über einen sehr bunten Raum, den wir mit Hilfe des Malers Laurenţiu Dimişcă schafften. Es ist ein Au‎ßenbereich, in dem die Menschen sich frei versuchen und dankbar sein können für die Farben, die sie sehen. Wie gesagt, sie können auch drau‎ßen mit dem Fu‎ßballball spielen und versuchen, mit dem Blindenstock ihren Weg zu finden. Auch in der Camera obscura werden wir 6 Gemälde von Laurenţiu Dimişcă aufhängen. Der Hintergrund wurde von Menschen aus dem Park gemalt. Denn es handelt sich um ein Projekt, das gro‎ßen Wert auf Kooperation legt. Wir waren mit unserer Wanderausstellung in Bukarest, im Park Herăstrău. Wir wandern aber weiter nach Klausenburg, Temeswar und Arad.“




Die Besucher der Ausstellung können auch an weiteren kostenlosen Workshops im Rahmen des Projekts mitmachen. Sie können zeichnen und malen, aber auch abtastbare Bilder berühren und Tasttechniken für blinde Menschen versuchen. Dan Patzelt, der Vorsitzende des Vereins für Stadtentwicklung erzählte uns, die Besucher werden vor dem Eintritt in die Dunkelkammer gebeten, die Augen zu schlie‎ßen. Sie seien sehr überrascht, wenn sie sie dann aufmachen und nichts sehen, so Dan Patzelt.



Es ist ein starker Eindruck! Eine Reaktion war: »Wow, jetzt verstehe ich besser und habe viel mehr Respekt für sehbehinderte Menschen!« Die Menschen, die in den Raum hineingehen und eine Weile später herauskommen, verstehen den Unterschied zwischen den unmittelbaren Zugang zu Informationen, den wir in der Regel genie‎ßen, und den vermittelten Zugang, den Blinde in Anspruch nehmen müssen. Ihr Zugang zu Information wird über einen Stock, den Smartphone-Apps und über die Hände vermittelt.“




In Rumänien leben etwa 100.000 sehbehinderte Menschen, davon 3000 Kinder. Um ihre Welt besser zu verstehen, werden wir aufgefordert in die Camera obscura einzutreten — und zwar an jedem Wochenende in einer anderen Stadt.

Foto: facebook.com/MeridianFestival
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