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Universitätsjahr 2014: Neue Formen des Hochschulunterrichts

Der 1. Oktober, der Tag an dem in Rumänien traditionsgemäß ein neues Hochschuljahr beginnt, wird diesmal, im Jahr 2014, zum Tag der Bilanz und der Neuerung.

Universitätsjahr 2014: Neue Formen des Hochschulunterrichts
Universitätsjahr 2014: Neue Formen des Hochschulunterrichts

, 01.10.2014, 16:39

Der 1. Oktober, der Tag an dem in Rumänien traditionsgemä‎ß ein neues Hochschuljahr beginnt, wird diesmal, im Jahr 2014, zum Tag der Bilanz und der Neuerung. Anla‎ß zur Bilanz ist das Jubiläum der Bukarester Universität, die 2014 150 Jahre seit ihrer Gründung feiert. Seitdem haben sich der Bukarester Universität auch weitere staatliche und, nach der Wende, auch private Universitäten angeschlossen. Wie entwickelten sich im Laufe der Jahre die zwei Varianten des Hochschulunterrichts, staatlich und privat? Wurde dabei dasselbe Niveau der Hochschulausbildung erreicht? Der Erziehungsexperte Marian Staş, Professor an den Universitäten Harvard und Bukarest, antwortet:



Eine kurze Antwort auf Ihre Frage lautet ganz einfach ‚nein‘ — aus mindestens zwei wichtigen Gründen. Spricht man über eine 150 Jahre alte Hochschuleinrichtung wie die Bukarester Universität, ist das etwas ganz anderes als eine Uni, die erst vor 15 oder 20 Jahren gegründet wurde. Es dauert schon etwas, bis eine Universität richtig organisiert wird und gut funktioniert. Der zweite Grund wurde schon oft in den öffentlichen Diskussionen erwähnt und bezieht sich auf die Befürchtung, die auch mehrmals von Tatsachen unterstützt wurde, dass gewisse Privatuniversitäten eher Diplomfabriken sind und keine ernstzunehmende Hochschulen, in denen die Studenten echte Kenntnisse bekommen. An den privaten Universitäten besteht die Möglichkeit, dass die Studenten ihre Prüfungszensuren und Diplomen gegen Bezahlung erwerben. Solche Fälle gab es aber leider auch an den staatlichen Universitäten. Ich mu‎ß aber auch zugeben, dass ich an den privaten Unis viele gute Studenten und Professoren getroffen habe. Und zum Verhältnis zwischen dem staatlichen und dem privaten Hochschulunterricht mu‎ß ich sagen, dass in Rumänien die privaten Hochschulen höchstens 5% vom Erziehungssystem ausmachen — das ist sehr wenig.“




Die Neuheiten, die die Studenten dieses Jahr erleben werden, stehen in einer Eilverordnung der Regierung, die einige Regelungen des Erziehungsgesetzes geändert hat. Zum Beispiel: Wenn bis jetzt die Doktorwürde nur im Rahmen eines Vollzeitstudiums erworben werden konnte, so wird es laut der neuen Eilverordnung einem Kandidaten möglich, auch im Teilzeitstudium seinen Doktor zu machen. Eine weitere Neuheit ist das Gründen von sog. Drittkollegs“ innerhalb der Universitäten. An diesen Drittkollegs“ organisiert der Staat aus der Grundfinanzierung oder aus anderen Finanzierungsquellen Kurse zur Vorbereitung auf das Abitur für die Gymnasiumabsolventen, die die Abiturprüfung nicht bestanden haben. Mit anderen Worten können die Gymnasiumabsolventen, die die Hauptbedingung für einen Hochschulstudium nicht erfüllen, eine Form von Nach-Gymnasiums-Unterricht besuchen, unter der Bedingung, dass sie zu einem gewissen Zeitpunkt ihre Abiturprüfung machen und bestehen. Diese Bestimmung wurde durch eine Situation veranlasst, die in Rumänien zum erstenmal im Jahr 2011 entstanden war und sich seitem jedes Jahr wiederholt: Nur 40-50% der Gymnasiumabsolventen bestehen die Abiturprüfung und qualifizieren sich für die Aufnahme in eine Universität. Marian Staş dazu:



Wenn also beginnend mit 2011 weniger als 50% der Gymnasiasten die Abiturprüfung bestehen, wird auf einmal die Zahl der möglichen Studenten viel kleiner. Im Laufe der Jahre hatten sich die Hochschulen darauf eingestellt, mehr Studenten aufzunehmen, und nun gab es plötzlich weniger Kandidaten. Die zweite Dimension des Problems betrifft die Qualität. Es gibt viele Gymnasiumabsolventen mit Abitur, die aber das von den Universitäten verlangte Ausbildungsniveau nicht besitzen. Das Abitur entspricht heutzutage in etwa der schlichten Note 4, ‚ausreichend‘.“




Könnten die sog. Drittkollegs“ das Abitur-Problem und das Problem der Qualifizierung für die Universität lösen? Marian Staş antwortet:



Wenn Universitätsprofessoren sich mit Gymnasiumabsolventen ohne Abitur beschäftigen, kann grundsätzlich nichts Schlechtes daraus resultieren. Es ist sehr gut, dass hervorragende Profis ihre Erfahrung dafür einsetzen. Die Universitäten verfolgen aber andere Ziele. Sie orientieren sich eher in Richtung Konzepte und intellektuelle Gestalten, und weniger zum Einüben von praktischen Fertigkeiten. Dazu sind die postgymnasialen Schulen zuständig. Ich bin neugierig, zu sehen, wie die Kinder, die jetzt diese ‚Drittkollegs‘ besuchen, nach dem Abschlu‎ß ein Universitätsstudium beginnen. Da möchte ich doch ein Alarmsignal geben, weil die Unterrichtsmethodologie in diesen ‚Drittkollegs‘ nicht bis ins Detail durchdacht ist und Freiraum für willkürliche Interpretationen schafft. Auf diese Weise könnten inkorrekte Verhaltensweisen entstehen, in dem Sinne, dass junge Leute, die nicht alle Parameter zum Abiturbestehen erfüllen, den Weg in die Uni frei bekommen.“




Diejenigen, die sich zu den Drittkollegs“ anmelden möchten, können es bereits dieses Jahr tun. Die Regierung hat die Universitäten aufgefordert, bis zum 20. Oktober die Listen mit den Studienfächern und den entsprechenden Studienprogrammen zu erstellen. Bis jetzt haben sich mehrere staatliche Universitäten bereit erklärt, Drittkollegs“ zu gründen. Aber die renommierten Universitäten wie die Bukarester Universität, die Universität Babeş-Bolyai“ in Cluj/Klausenburg, die Universität Alexandru Ioan Cuza“ in Iaşi oder die Polytechnische Universität in Bukarest gehören nicht dazu.



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