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Ana Žuravliova aus Litauen: „Ich wünsche mir mehr Zusammenhalt in Rumänien“

Ana Žuravliova kommt aus der litauischen Stadt Kaunas, seit acht Jahren lebt sie in Rumänien. Ana hat hier ihren Ehemann kennengelernt und so ist Rumänien ihr zweites Zuhause geworden.

Ana Žuravliova aus Litauen: „Ich wünsche mir mehr Zusammenhalt in Rumänien“
Ana Žuravliova aus Litauen: „Ich wünsche mir mehr Zusammenhalt in Rumänien“

, 01.12.2020, 18:00

Ana Žuravliova ist Vizepräsidentin des Internationalen Frauenverbands in Bukarest. In ihrer Wahlheimat hat sie eine Familie gegründet, sie hat sich in Rumänien schnell eingelebt und spricht auch die Sprache sehr gut. Rumänien war jedoch keine persönliche Wahl und am Anfang gefiel ihr das Leben hier nicht. Wie Rumänien ihr zweites Zuhause geworden ist, erzählt sie selbst:



Ich bin 2012 in Bukarest angekommen, ich kann mich sogar an den genauen Tag erinnern: Es war der 28. September. Nach Bukarest bin mit der Arbeit gekommen, ich hatte keine Absicht, nach Rumänien zu kommen, und ehrlich gesagt, es gefiel mir auch nicht, aber mit der Zeit, als ich Leute getroffen habe und ich begann, die Stadt zu entdecken und Welt um mich herum zu sehen, habe ich die Situation als solche akzeptiert. Zwei Jahre später beendete ich das Projekt in Rumänien, aber zu dem Zeitpunkt lernte ich meinen Mann kennen und so bin ich in Rumänien geblieben. Das ist mehr als acht Jahre her, dass ich nach Rumänien kam und Bukarest mein Zuhause geworden ist.“




Ana spricht mehrere Fremdsprachen und lernte sehr schnell auch Rumänisch. Sie konnte sich nicht einmal vorstellen, dass eine berufliche Veränderung ihr ganzes Leben verändern könnte. Jetzt ist sie zu Hause in Bukarest, einer Stadt, die ihr anfangs nicht gefallen hat. Wir haben Ana Žuravliova gefragt, wie sie die rumänische Hauptstadt sah, als sie hierher kam, und was sie dazu bewogen hat, ihre Meinung zu ändern:



Vor acht Jahren war es jene Zeit, als es viele Hunde auf der Stra‎ße gab. Ich habe keine Probleme mit den Hunden, aber ich hatte Angst, zur Arbeit zu gehen und so viele Hunde auf der Stra‎ße zu sehen, die mich anbellten und mir nachliefen, und ich wusste nicht, wie ich mit streunenden Hunden umgehen soll. Zuerst dachte ich, die Stadt sei schmutzig, ich wohnte genau im Zentrum, in der Siegessstra‎ße, und ging zur Arbeit durch die Gassen in der Gegend, wo es so viele hängende Kabel gab. Die Stadt erschien mir unordentlich, aber mit der Zeit hat sich das offensichtlich geändert. Jetzt ist sie anders und auch viel sauberer.



Mit der Zeit habe ich auch die Parks in Bukarest entdeckt, die sehr schön und ordentlich sind, und ich kann sagen, dass ich solche Parks in vielen anderen Ländern nicht gesehen habe, das hat mich total erobert. Und vor allem von dem Moment an, als ich meinen Mann kennenlernte, sah ich die Dinge anders, denn er begann, mir auch andere Orte und das ganze Land zu zeigen, das absolut wunderschön ist. Meiner Meinung nach ist Rumänien ein so reiches und schönes Land, es gibt so viele Dinge zu sehen, und ich wei‎ß nicht, ob wir genug Zeit dafür haben werden. Einer der Orte, der mich erobert hat und an den ich gerne zurückkehren möchte, ist die Maramureș, eine Gegend wie ein Märchen.



Ich liebe die Natur und deshalb verbringen wir gewöhnlich viel Zeit in den Bergen und am Meer. Nicht unbedingt in überfüllten Ferienorten, wo es viele Touristen gibt, nein, wir ziehen es vor, einfach die Natur zu genie‎ßen. In Bukarest mag ich kleine Cafés, mein Liebliegscafé ist Infinitea, das sich in der Nähe des Romniceanu-Parks befindet. Es ist ein kleines Café mit einem absolut schönen Garten, eigentlich ein Teehaus, wo ich gerne etwas mit meinen Freunden trinke, aber ich gehe auch sehr oft mit einem Buch hin und ich trinke einen sehr guten Tee. Es ist ein Ort, an dem ich mich vor dem Wahnsinn um mich herum, vor dem Lärm verstecken kann.“




Ana Žuravliova ist mit ihrer Familie und ihren Freunden viel durch Rumänien gereist. Acht Jahre lang hat sie gelernt, was es bedeutet, hier zu leben und sich für die Probleme der Gesellschaft zu engagieren. Sie hat jetzt die rumänische Staatsbürgerschaft und damit auch Rechte und Pflichten wie jeder andere rumänische Bürger. Wir haben sie gefragt, was für eine Verbesserung sie sich für Rumänien wünscht:



Eine Sache, die mich störte und verletzte: Ich würde mir wünschen, dass die Rumänen ein bisschen mehr Zusammenhalt zeigten. In diesem Jahr hatte ich zum ersten Mal die Gelegenheit, zu wählen, und ich fand es sehr traurig, dass ich als ausländischer Staatsbürger, der sich hier niedergelassen hat, zur Wahl ging, während viele Rumänen es nicht gemacht haben und hinterher trotzdem sagen, sie seien nicht zufrieden — das erscheint mir ein wenig seltsam. Wenn man eine Veränderung will, muss man etwas tun, und das Wichtigste ist aus meiner Sicht, vereint zu sein, Zusammenhalt zu zeigen, Sachen gemeinsam zu tun.“

Foto: Piers Posner / eigenes Archiv
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