Irischer Englischlehrer Mike Waters: „Junge Rumänen haben fortschrittliches Denken“
Mike Waters kommt aus Irland, ist Englischlehrer und lebt seit 14 Jahren in Bukarest. Zusammen mit seiner Frau unterrichtet er Englisch und erfreut sich immer wieder an der abwechslungsreichen Natur in Rumänien.
Hildegard Ignătescu, 24.04.2017, 18:00
Vor 14 Jahren kam ein Englischlehrer mit langer Berufserfahrung nach Rumänien. Damals war Mike Waters noch in Saudi-Arabien tätig, aber die Liebe für seine zukünftige Ehefrau brachte ihn nach Bukarest. Er verliebte sich in eine Rumänin, dann lernte er Bukarest und Rumänien kennen und lieben. 2003 kam er zum ersten Mal hierher, und mit der Zeit wurden seine Aufenthalte in Rumänien immer länger. 2011 beschloss er, sich in Rumänien niederzulassen und zusammen mit seiner Ehefrau Englischkurse zu geben und eine Beratungsstelle in englischer Sprache für Unternehmen zu gründen.
Mike Waters liebt Rumänien sehr; für ihn ist es ein Land mit einer sehr interessanten Geschichte und einer multiethnischen Kultur. Die Naturlandschaften haben ihn verzaubert: In Rumänien gibt es einfach alles, von Bergen, Hügeln, Seen, Wäldern bis zu einer ausgezeichneten Meeresküste, meint Mike Waters. Darüber hinaus wird die traditionelle Kultur sehr gut gepflegt, vor allem in Siebenbürgen. In den vielen Jahren, seitdem er in Rumänien lebt, hat Mike Waters das ganze Land bereist, aber er wird immer wieder von der Schönheit seiner neuen Heimat überrascht:
Ich entdeckte eine ganze Menge verborgener Schätze, aber am meisten gefällt mir Siebenbürgen, die Gegend um Sibiu/Hermannstadt und Sighişoara/Schäßburg. Ich liebe Siebenbürgen ganz besonders — diese Region hat malerische Naturlandschaften und eine außergewöhnlich reiche Kultur.“
Am meisten schätzt Mike Waters die Menschen, seine rumänischen Freunde. Er hatte aber auch andere interessante Erfahrungen in Rumänien:
Ich entdeckte hier fantastische Weinsorten. Ich bin ein großer Weinliebhaber und ich muss sagen, dass mir die rumänischen Weine besonders zusagen. Nun, mal ernst gesprochen: Im Laufe der Jahre beobachtete ich die Fortschritte Rumäniens, und in den letzten Jahren hat sich das Land sehr gut entwickelt. Insbesondere die jungen Leute haben ein fortschrittliches Denken, sie sind für alle Neuheiten, die aus anderen Ländern kommen, sehr offen, und auch bereit, das, was sie im Ausland gelernt haben, in ihrer Heimat in Praxis umzusetzen. In diesem Moment entwickelt sich Rumänien sehr schnell, es gibt hier sehr viele Chancen, aber auch viele Herausforderungen. Es geschieht immer etwas Neues in Rumänien, und das finde ich besonders interessant, sowohl privat als auch beruflich. Manchmal empfinde ich diese Situation auch als eine Herausforderung, aber beim genaueren Betrachten handelt es sich eigentlich um neue Chancen für die Zukunft.“
Seitdem er in Bukarest lebt, entdeckte Mike Waters immer wieder neue Seiten der rumänischen Hauptstadt, die sich in den letzten Jahren zu einer bunten Weltstadt entwickelt hat. Auch wenn er Bukarest liebt, möchte Mike Waters aber auch einige negative Aspekte hervorheben:
Mich nerven die Fußgänger, die über die Straße gehen, ohne auf Autos zu achten. Nun aber wieder einmal im Ernst: Am schlimmsten finde ich, dass die Rumänen ihr eigenes Land zu hart kritisieren. Ich sagte bereits, dass die Rumänen sehr gern aus den Erfahrungen anderer Länder lernen möchten, aber ihre Bewunderung für die westeuropäischen Länder ist manchmal übertrieben. Sie glauben, dass Westeuropa perfekt ist und Lösungen für die meisten Probleme bietet. Das stimmt aber nicht. Auch in Westeuropa gibt es viele Probleme, wie überall auf der Welt. Leider neigen die Rumänen dazu, die positiven Aspekte in ihrem eigenen Land zu übersehen. Rumänien ist ein wunderbares Land mit einer gut ausgebildeten, emanzipierten jungen Generation, Rumänien hat ein enormes Potential, das noch nicht richtig verwertet wurde. Tourismus zum Beispiel ist ein Bereich, der nicht genug gefördert wird. Man sollte mehr tun, damit mehr ausländische Touristen nach Rumänien kommen.“
Seit 2003 bis 2011, als er sich in Rumänien niedergelassen hat, war Mike Waters immer wieder in Irland, in Saudi-Arabien und in Rumänien. Was hat er aus Rumänien ins Ausland gebracht, und was würde er mitnehmen, wenn er aus Rumänien in ein anderes Land gehen wurde?
Meinen Freunden im Ausland schenkte ich meistens rumänische Weine. Und wenn ich einmal weggehen sollte, würde ich vor allem eine ganze Menge wunderbarer Erinnerungen mitnehmen. Und die vielen Kontakte mit großartigen Menschen. Ich habe sehr viele Freunde in Rumänien, Leute, die ich beruflich kennenlernte und inzwischen meine guten Freunde wurden. Das ist das Beste, es ist eine Traumerfahrung.“
Die beste rumänische Erfahrung war also für Mike Waters, neue Menschen kennenzulernen. Wie war aber der schlechteste Moment in Rumänien?
Es war nicht gerade ein Moment, es war etwas, das mir nach und nach klar wurde, nachdem ich im Jahr 2003 zum ersten Mal hierher kam. Damals empfand ich Rumänien als einen wunderbaren Ort voller neuen Chancen und Möglichkeiten. Es war Sommer, Rumänien war für mich ein sonniger Ort mit tollen Menschen, wo man viel Spaß mit wenig Geld haben konnte. Damals arbeitete ich in Saudi-Arabien und machte einen dreimonatigen Urlaub in Rumänien. Ich glaube, dass ich die Wirklichkeit durch eine rosarote Brille sah. Nach einigen Jahren wurde mir allmählich klar, dass Rumänien große Probleme hatte. Am schlimmsten war für mich festzustellen, wie korrupt Rumänien war. Das war meine schlimmste Erfahrung: zu sehen, wie das ganze Land von Korruption sabotiert wurde. Ich glaube aber fest daran, das sich die Lage ändern wird. Ich verfolge die Entwicklung des Landes mit viel Hoffnung für die Zukunft, auch wenn die Korruption so viele Schäden angerichtet hat. Die Tatsache, dass die Rumänen jetzt versuchen, die Korruption zu bekämpfen, empfinde ich als positiv und ermunternd.“