RRI Live!

Hören Sie Radio Rumänien International Live

Britin Debbie Stowe setzt auf europäische Zukunft Rumäniens

Debbie Stowe kommt aus Großbritannien und ist von Beruf Journalistin. Sie hat Englische Sprache und Literatur am University College London studiert und außerdem einen Journalismus-Kurs an der City University, ebenfalls in London, absolviert. Nach ihrem Studienabschluss im Jahr 2002 übersiedelte sie nach Rumänien.

Debbie Stowe (Fotoquelle: persönliches Archiv)
Debbie Stowe (Fotoquelle: persönliches Archiv)

und , 16.10.2025, 17:30

 

RadioRomaniaInternational · Britin Debbie Stowe setzt auf europäische Zukunft Rumäniens

 

Zunächst fragten wir Debbie Stowe, was sie nach Rumänien verschlagen hat.

Ich hatte Journalismus studiert und mich gefragt, wie mein Leben weitergehen soll. Vor dem Studium hatte ich Glück – ich war viel gereist: nach Australien, in die USA, nach Mexiko, Fidschi und in weitere Länder. Das hatte mir sehr gefallen, und ich dachte, ich möchte nicht sofort nach dem Studium einen Job in London finden, das kam mir ein bisschen langweilig vor. Ich wollte noch ein bisschen reisen, vielleicht ein Jahr, höchstens zwei. Danach wollte ich nach London zurückkehren und mir eine Arbeit suchen. Noch während des Studiums sah ich eine Anzeige für eine Stelle in Bukarest bei einer englischsprachigen Zeitung und dachte: Warum nicht? Sie hieß Bucharest Business Week, existiert aber schon lange nicht mehr.

Ich habe mich beworben, sie boten mir eine Stelle an, und ich dachte: Oh nein! Jetzt muss ich entweder annehmen und nach Rumänien gehen – oder ablehnen, was bedeuten würde, dass ich nicht den Mut habe, für längere Zeit ins Ausland zu gehen. Schließlich habe ich angenommen und bin nach Bukarest gekommen. Seitdem bin ich hier geblieben – abgesehen davon, dass ich zweimal nach Großbritannien zurückgegangen bin, als meine Kinder geboren wurden, weil ich mich in einem englischen Krankenhaus wohler fühlte. Aber sonst – nein, ich lebe hauptsächlich hier.“

 

Debbie Stowe ist inzwischen eingebürgert und fühlt sich in Rumänien pudelwohl. Sie erzählt, wie sie sich entschied, hier zu bleiben:

Ich glaube, ich kann sagen, dass es keine bewusste Entscheidung war – es war Zufall. Als ich kam, wollte ich ein oder zwei Jahre bleiben. Ich mochte es hier sehr – aus vielen Gründen. Die Menschen sind sehr herzlich, und obwohl ich Ausländerin bin, fühle ich mich hier sehr wohl. Das Wetter ist gut, und es gibt viele Chancen, weil der Markt sich noch entwickelt. In London ist alles schon eng geregelt, da gibt es nicht so viele Möglichkeiten – hier ist es umgekehrt. Ich hatte viele schöne und interessante Projekte. Und hier habe ich auch meinen Lebenspartner kennengelernt.

Aber ich bin nicht nur deswegen geblieben. Das Leben hier ist wirklich schön, und es gefällt mir sehr. Ich wollte nie nach England zurück. England ist zwar meine Heimat – aber jetzt ist Rumänien mein Zuhause. Besonders nach dem Brexit glaube ich nicht, dass Großbritannien eine gute Richtung eingeschlagen hat – Rumänien dagegen schon, und deshalb fühle ich mich hier besser. In England gibt es Menschen, die keine Ausländer mögen und nicht europäisch sein möchten, und das hat mir nicht gefallen.“

 

Debbie Stowe hat an der Veröffentlichung verschiedener Reiseführer mitgewirkt – über Rumänien, aber auch über Indien, Sri Lanka, die Malediven, Bulgarien, Serbien sowie einige wichtige Städte in Großbritannien. Sie hat außerdem einen Reiseführer für eine Mittelmeer-Kreuzfahrt erstellt und ihre Lebensgeschichte im Sammelband Rumänischer als die Rumänen selbst veröffentlicht, einem Buch der rumänischen Politikwissenschaftlerin und Autorin Sandra Pralong über prominente Zugezogene in Rumänien. Wir fragten sie, wie sie die Zukunft ihrer Wahlheimat Rumänien sieht:

Ich hoffe, dass es diesen Weg weitergeht und ein europäisches Land bleibt. Ich hoffe, dass es gesellschaftlich etwas liberaler wird – mit mehr Vielfalt und Toleranz. Aber ich sehe, dass es schon so ist. Es ist nicht so vielfältig wie in London, aber das Land entwickelt sich in die richtige Richtung, finde ich. Ich kann sagen, dass ich mich in Rumänien jeden Tag sehr sicher fühle. Zum Beispiel gehe ich mit meinen Kindern abends um neun oder zehn in den Park, und es sind immer noch Familien mit Kindern dort. Es ist eine sehr angenehme Atmosphäre. In England gehe ich nie in den Park, wenn es dunkel ist.“

 

Debbie Stowe ist begeistert von ihrem Leben in Rumänien – doch es gibt auch Dinge, die ihr weniger gefallen:

Am Anfang fand ich es etwas seltsam, dass die Menschen hier einen sehr direkt ansprechen. Zum Beispiel: ‚Wie viel verdienst du?‘ ‚Glaubst du an Gott?‘ Für uns Briten ist das ein Schock – solche Fragen stellt man in Großbritannien vielleicht, wenn man seit zehn Jahren befreundet ist, aber nicht schon beim Kennenlernen.


Ein anderes Beispiel: Du gehst in einen Laden, und die Verkaufskraft sagt: ‚Was kriegen Sie
!‘ – statt: ‚Guten Tag, kann ich Ihnen helfen?‘ Am Anfang dachte ich, alle seien böse auf mich, weil sie so reden. Aber mittlerweile habe ich mich an die [Bukarester] Schnauze gewöhnt.

Es gibt auch noch einige etwas rückständige Einstellungen in Bezug auf Vielfalt. Manche Menschen sind nicht sehr aufgeschlossen – aber ich glaube, das ist eine Frage der Bildung. In England war es vor 50 Jahren genauso. Ich als Engländerin fühle mich hier sehr wohl, aber ich weiß nicht, wie ich hier zurechtkommen würde, wenn ich etwa aus Nepal käme – vielleicht wäre es nicht ganz so einfach. Aber ich denke, wir gehen auch in dieser Hinsicht in die richtige Richtung.“

 

Als nächstes stellten wir unsere klassische Frage an die Britin Debbie Stowe, für die Rumänien ihr Zuhause geworden ist: Was vermisst sie aus England, und was würde sie aus Rumänien mitnehmen, wenn sie dorthin reist?

Natürlich die Freunde und Familie dort. London ist eine Weltstadt, eine große Stadt mit vielen unterschiedlichen Kulturen. Aber auch hier gibt es ein reiches kulturelles Leben – zum Beispiel bin ich am Wochenende zu einem Konzert auf dem Enescu-Festival gegangen, es gab auch den Tag der Stadt Bukarest, und ich war auch beim Straßenfest Dâmbovița Delivery mit dabei. Es passiert so vieles hier, dass ich nicht sagen kann, dass ich in England besser aufgehoben wäre.


Wenn ich dort bin, vermisse ich die Menschen hier – sie sind so offen, und in London ist es nicht so leicht, Freundschaften zu schließen. Die Menschen in England sind ein bisschen unzugänglicher, ein bisschen distanzierter. Ich würde auch das Wetter mitnehmen – das mag ich hier sehr.“

 

Zum Schluss fragten wir Debbie Stowe, wo sie die Zukunft ihrer Kinder sieht – in Rumänien oder doch wieder in Großbritannien?

Tja, das ist eine sehr gute Frage. In England gibt es Universitäten von sehr hohem Niveau. Vielleicht auch hier, aber ich möchte, dass meine Kinder auch etwas aus meiner Kultur mitbekommen. Ich würde auch gerne selbst wieder eine Zeit in England verbringen. Und was die Ausbildung meiner Kinder betrifft – Oxford oder Cambridge wären großartig! Wenn sie danach dort bleiben wollen, dann würde ich ihnen wahrscheinlich folgen, denn Familie ist wichtiger als das Land, in dem man lebt.“

Jérémy de France
Neue Heimat, neues Leben Donnerstag, 25 September 2025

Jérémy de France lebt seit 12 Jahren in Rumänien: „Nach Paris würde ich gesunden Menschenverstand zurückbringen“

Er war an zahlreichen Projekten in verschiedenen Branchen beteiligt und wurde Partner oder Mitbegründer und Investor mehrerer Initiativen. Eine...

Jérémy de France lebt seit 12 Jahren in Rumänien: „Nach Paris würde ich gesunden Menschenverstand zurückbringen“
Foto: persönliches Archiv
Neue Heimat, neues Leben Donnerstag, 04 September 2025

Elie Brandmeyer aus Frankreich: „Die Rumänen gehen aus Krisen immer gestärkt hervor“

  RadioRomaniaInternational · Elie Brandmeyer aus Frankreich: „Die Rumänen gehen aus Krisen immer gestärkt hervor“   Wie kam Elie...

Elie Brandmeyer aus Frankreich: „Die Rumänen gehen aus Krisen immer gestärkt hervor“
Foto: persönliches Archiv
Neue Heimat, neues Leben Donnerstag, 28 August 2025

Wassim Zardi aus Syrien: „Familie ist das Wichtigste im Leben“

  RadioRomaniaInternational · Wassim Zardi aus Syrien: „Familie ist das Wichtigste im Leben“   Wassim Zardi erzählt zunächst, wie...

Wassim Zardi aus Syrien: „Familie ist das Wichtigste im Leben“
Marianna Prysiazhniuk
Neue Heimat, neues Leben Donnerstag, 24 Juli 2025

Journalistin Marianna Prysiazhniuk: „Der Krieg hat zur Vertiefung der Beziehungen zwischen der Ukraine und Rumänien geführt“

  RadioRomaniaInternational · Journalistin Marianna Prysiazhniuk: „Der Krieg hat zur Vertiefung der Beziehungen zwischen der Ukraine und...

Journalistin Marianna Prysiazhniuk: „Der Krieg hat zur Vertiefung der Beziehungen zwischen der Ukraine und Rumänien geführt“
Neue Heimat, neues Leben Freitag, 13 Juni 2025

Dewi Pradnyani Ni Made: „Indonesierinnen finden Schnee romantisch“

  RadioRomaniaInternational · Dewi Pradnyani Ni Made: „Indonesierinnen finden Schnee romantisch“   „Ich habe dieses Spa vor sechs...

Dewi Pradnyani Ni Made: „Indonesierinnen finden Schnee romantisch“
Neue Heimat, neues Leben Mittwoch, 09 April 2025

Von Havanna nach Bukarest – Der Weg der Sheyla Zuñiga Fuentes

Später kam sie nach Rumänien, arbeitete erneut in einem Beauty-Salon – doch vor fünf Jahren hat sie ihr Leben verändert: Heute ist sie...

Von Havanna nach Bukarest – Der Weg der Sheyla Zuñiga Fuentes
Neue Heimat, neues Leben Donnerstag, 27 März 2025

Iranischstämmige Ärztin schätzt ruhiges Leben in Rumänien

  RadioRomaniaInternational · Iranischstämmige Ärztin schätzt ruhiges Leben in Rumänien   Zunächst wollten wir von Mahsa Akafzadeh...

Iranischstämmige Ärztin schätzt ruhiges Leben in Rumänien
Neue Heimat, neues Leben Donnerstag, 06 März 2025

Kacper Tomkowiak aus Polen: „In Bukarest habe ich ein wirklich schönes Leben“

    Zunächst erzählt Kacper Tomkowiak, wie seine rumänische Geschichte begann.   „Das ist eine längere Geschichte. Nach dem...

Kacper Tomkowiak aus Polen: „In Bukarest habe ich ein wirklich schönes Leben“

Partner

Muzeul Național al Țăranului Român Muzeul Național al Țăranului Român
Liga Studentilor Romani din Strainatate - LSRS Liga Studentilor Romani din Strainatate - LSRS
Modernism | The Leading Romanian Art Magazine Online Modernism | The Leading Romanian Art Magazine Online
Institului European din România Institului European din România
Institutul Francez din România – Bucureşti Institutul Francez din România – Bucureşti
Muzeul Național de Artă al României Muzeul Național de Artă al României
Le petit Journal Le petit Journal
Radio Prague International Radio Prague International
Muzeul Național de Istorie a României Muzeul Național de Istorie a României
ARCUB ARCUB
Radio Canada International Radio Canada International
Muzeul Național al Satului „Dimitrie Gusti” Muzeul Național al Satului „Dimitrie Gusti”
SWI swissinfo.ch SWI swissinfo.ch
UBB Radio ONLINE UBB Radio ONLINE
Strona główna - English Section - polskieradio.pl Strona główna - English Section - polskieradio.pl
creart - Centrul de Creație Artă și Tradiție al Municipiului Bucuresti creart - Centrul de Creație Artă și Tradiție al Municipiului Bucuresti
italradio italradio
Institutul Confucius Institutul Confucius
BUCPRESS - știri din Cernăuți BUCPRESS - știri din Cernăuți

Mitgliedschaften

Euranet Plus Euranet Plus
AIB | the trade association for international broadcasters AIB | the trade association for international broadcasters
Digital Radio Mondiale Digital Radio Mondiale
News and current affairs from Germany and around the world News and current affairs from Germany and around the world
Comunità radiotelevisiva italofona Comunità radiotelevisiva italofona

Provider

RADIOCOM RADIOCOM
Zeno Media - The Everything Audio Company Zeno Media - The Everything Audio Company