Von Havanna nach Bukarest – Der Weg der Sheyla Zuñiga Fuentes
Sheyla Zuñiga Fuentes stammt aus Havanna, Kuba. Dort studierte sie Informatik und arbeitete sowohl im Gesundheitsministerium als auch – ganz kontrastreich – in einem Schönheitssalon.
Hildegard Ignătescu, 09.04.2025, 22:31
Später kam sie nach Rumänien, arbeitete erneut in einem Beauty-Salon – doch vor fünf Jahren hat sie ihr Leben verändert: Heute ist sie Fitness-Trainerin.
Doch was hat sie bewogen, nach Rumänien zu kommen? Und wie war der Anfang?
„Guten Tag! Vielen herzlichen Dank für die Einladung. Ich bin vor acht Jahren nach Rumänien gekommen. Der Anfang war ziemlich schwer – das Klima war für mich das Schwierigste. Bei uns in Kuba gibt es ja praktisch nur Sommer. Ich kam im Januar nach Rumänien – bei minus sieben Grad und Schnee bis zu den Knien. Für meine Tochter war es ein Märchen – sie war begeistert vom weißen Winter. Aber für mich war es hart. Ich bin sehr freundlich empfangen worden, von wunderbaren Menschen. Viele, die ich kennengelernt habe, waren offen und hilfsbereit. Besonders beim Sprachenlernen habe ich viel Unterstützung bekommen – von Rumän*innen, aber auch durch eine Sprachschule für Ausländer hier. Die Leute um mich herum haben mir geholfen, meine Fehler freundlich zu korrigieren – ohne sich über mich lustig zu machen.“
Sheyla hat sich in Rumänien weiterentwickelt – persönlich und beruflich.
„Ich bin hier als Mensch gewachsen. Ich bin mit einem Rumänen hierher gekommen, ohne die Sprache zu sprechen – ich konnte gerade mal vier Wörter. Heute habe ich keine Angst mehr, auf Menschen zuzugehen, offen zu sein, Neues auszuprobieren. Ich bin mutiger geworden. Das Leben hier hat mich verändert.“
In gewisser Weise hat sie in Rumänien auch etwas ganz Zentrales entdeckt: die Freiheit.
„Freiheit, ja. Ich habe gelernt, wie ein anderes System funktioniert – von Null. Ich habe eine neue Sprache gelernt, eine neue Berufung gefunden, die ich liebe. Ich habe gelernt, mich anders auszudrücken – besser.“
Aber gibt es auch Dinge, die sie in Rumänien stören?
„Ich bin ja hierhergekommen – also war es für mich selbstverständlich, mich anzupassen, nicht Dinge verändern zu wollen. Was mir aber wirklich zu schaffen macht, ist das Wetter. Der Winter – der trifft mich jedes Mal hart. Die fehlende Sonne tut mir weh. Aber ändern möchte ich eigentlich nichts. Ich habe mich sogar an das Essen gewöhnt – nur Kuttelsuppe, die mag ich nicht.“
In den acht Jahren in Rumänien hat Sheyla Kuba besucht – ein Land, das mit vielen Entbehrungen kämpft:
„Viele aus meiner Familie sind emigriert – in die USA. Als ich vor drei Jahren in Kuba war, habe ich alles Mögliche mitgenommen: Schokolade, Käse, Seife – selbst die kleinste Kleinigkeit ist dort willkommen. Ich habe einen riesigen Koffer voller Lebensmittel mitgenommen. Es war bewegend zu sehen, wie sich Menschen über so einfache Dinge freuen – ein Kind, das seit Monaten keine Schokolade mehr hatte…“
Sheyla kennt das Leben unter kommunistischer Herrschaft – und sie hat eine klare Botschaft an jene, die sich danach zurücksehnen:
„Der Kommunismus hat mir geholfen, menschlicher zu sein. Ich habe gelernt, kleine Dinge zu schätzen. Die Freude über eine Tafel Schokolade, ein einfaches Gespräch – das ist etwas Wertvolles. Aber was fehlt: die Freiheit. Du kannst deine Meinung nicht frei äußern, nicht einmal am Telefon. Du kannst im Gefängnis landen, nur weil du mit dem Regime nicht einverstanden bist. Freiheit ist kostbar. Und das sollte man nicht vergessen – auch wenn man vielleicht nostalgisch ist. Wir leben im Jahr 2025. Es ist Zeit, weiterzugehen.“
Was sie aus Kuba nach Rumänien bringen würde?
„Die Lebensfreude. Die Herzlichkeit der Menschen. Die Wärme, mit der man begrüßt wird. Die Freude am Tanz, am Miteinander – ohne materielle Interessen. Das fehlt mir. Und das Umarmen – das habe ich ein bisschen verloren hier. Und ja – das vermisse ich.“