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Elie Brandmeyer aus Frankreich: „Die Rumänen gehen aus Krisen immer gestärkt hervor“

Elie Brandmeyer ist französischer Staatsbürger und wurde im Nordosten Frankreichs geboren. Er hat Rechtswissenschaften in Belgien und in Bukarest studiert, wo er derzeit eine kooperative Promotion mit der Universität Lothringen macht. Seit 2016 lebt er in Rumänien, arbeitet als Dozent und juristischer Berater und ist im Projekt „Cred în România“ („Ich glaube an Rumänien“) aktiv. Zudem sammelte er Erfahrungen bei der Europäischen Kommission im Amt für Betrugsbekämpfung. Aktuell ist er stellvertretender Generalsekretär des Französisch-Rumänischen Juristischen Kollegs für Europastudien.

Foto: persönliches Archiv
Foto: persönliches Archiv

und , 04.09.2025, 15:30

 

RadioRomaniaInternational · Elie Brandmeyer aus Frankreich: „Die Rumänen gehen aus Krisen immer gestärkt hervor“

 

Wie kam Elie Brandmeyer dazu, in Rumänien zu leben?

 

Eigentlich kam ich eher zufällig durch die Arbeit hierher. Ich hatte mein Studium bereits abgeschlossen, arbeitete in Belgien und nahm Kontakt zu einem französisch-schweizerischen Unternehmen in Bukarest auf. Sie boten mir eine Stelle als juristischer Berater an. Anfangs war ich mir nicht sicher, aber sie sagten mir, dass die Stelle in Bukarest sei – und ich war noch nie in Rumänien gewesen. Also dachte ich mir: Das ist eine einmalige Gelegenheit – und nahm das Angebot an. Ich war bereits in mehreren osteuropäischen Ländern wie der Ukraine, Russland und Tschechien gewesen und hatte die Atmosphäre dort sehr gemocht. So kam ich nach Rumänien, verliebte mich in das Land und beschloss, zu bleiben. Ich bin ein- oder zweimal weggegangen, bin aber immer zurückgekehrt. Im Februar 2016 kam ich nach Rumänien. Ich war zwar auch bei der Europäischen Kommission und für ein Jahr in Kolumbien beruflich tätig, aber ich lebe nun seit insgesamt fast zehn Jahren hier.“

 

Was gefiel ihm an der Atmosphäre in Südosteuropa – war es ein wenig der Balkan, ein wenig Orient?

 

Ja, es war wohl der Charme der Balkanregion, denke ich. Aber genau das fasziniert mich an Rumänien: Es ist ein kulturelles und historisches Mosaik. Selbst der Ursprung der Sprache ist super interessant – beeinflusst von vielen anderen Sprachen. Obwohl ich die Atmosphäre in Osteuropa generell schon mochte, ist sie in Rumänien noch spezieller. Ich finde sie einzigartig – mit lateinischen, slawischen und balkanischen Einflüssen. Sehr spannend!

Ich bin viel gereist und habe auch in anderen Ländern gelebt. Für mich sind die Menschen das Wichtigste. Du kannst in einem wunderschönen Land mit perfektem Wetter und toller Architektur leben – wenn die Menschen unfreundlich sind, bringt dir das nichts. Du wirst nicht glücklich. Aber in Rumänien ist es genau umgekehrt. Vielleicht wirkt es architektonisch auf den ersten Blick etwas chaotisch, besonders in Bukarest – aber die Menschen sind freundlich, gastfreundlich, extrem widerstandsfähig, und das zählt. Rumänien hat viele schwierige Phasen durchlebt, aber die Menschen haben überlebt, ihre Kultur bewahrt und eine starke Mentalität entwickelt. Und sie sind sehr offenherzig. Also, in erster Linie haben mir die Menschen hier gefallen.

Und da ich aus Nordfrankreich komme, ist das Wetter hier besser. Das Land ist wunderschön – mit Meer und Bergen. Von Bukarest aus kommt man leicht mit dem Zug raus – zum Wandern oder ans Meer. Die Biodiversität, die Wälder und das Donaudelta sind faszinierend – wirklich einmalig in Europa.“

 

Doch in Rumänien ist nicht alles, wie es sein sollte – vieles läuft noch schief.

 

Ja, es gibt hier noch viel zu tun. Ich bin nicht blind – ich liebe das Land, aber ich bin mir seiner Schwächen sehr bewusst. Das gilt aber für jedes Land. Im Bildungsbereich gibt es viel zu tun, genauso bei der Infrastruktur. Wenn wir die Diaspora aus Westeuropa zurückholen wollen, müssen wir die gleiche Infrastruktur bieten – angefangen mit Autobahnen. Jetzt sind wir im Schengen-Raum, und gute Autobahnen sind umso wichtiger. Zwar verlieren wir jetzt keine Zeit mehr an der Grenze, aber um das Land zu durchqueren, braucht man trotzdem immer noch 12 Stunden mit dem Auto. Es gibt viele Herausforderungen, das ist klar – aber genau deshalb bleibe ich hier. Ich habe das Gefühl, dass man hier wirklich etwas bewirken kann. In Frankreich – ich komme aus einem Dorf mit 1 000 Einwohnern – hätte ich diese Möglichkeiten wohl nicht. Vor allem nicht, wenn man nicht aus einer bekannten Familie stammt. Dort ist es schwer, als einfacher Mensch etwas zu bewegen.

Ich finde es bemerkenswert, wie offen die Menschen in Rumänien gegenüber Ausländern in der Politik sind – oder gegenüber Ausländern, die sich für das Land einsetzen und positiv über Rumänien sprechen. Deshalb war ich von Anfang an Teil der Initiative »Ich glaube an Rumänien«. Die Zivilgesellschaft spielt eine zentrale Rolle für Rumäniens Entwicklung. Wir versuchen in erster Linie, positiv über all die guten Dinge zu berichten, die hier passieren. Wenn man in einem Land etwas bewegen will, müssen die Menschen daran glauben, dass Veränderung möglich ist – und genau das versuchen wir zu vermitteln. Man kann von der Politik enttäuscht sein, klar. Das Land hat schwere Zeiten hinter sich. Ich hatte Diskussionen mit Freunden, die sagten: ‚Ich glaube nicht an Rumänien!‘ – Aber wer oder was ist Rumänien? Du bist Rumänien, ich bin Rumänien – als Nachbar, als Freund –, wir alle sind Rumänien! Wenn du nicht an Rumänien glaubst, glaubst du nicht an uns. Es geht nicht um Politik, sondern um den Glauben daran, dass wir gemeinsam etwas verändern können. Und ich glaube wirklich daran – deshalb bleibe ich hier. Ich sehe, wie sich das Land jedes Jahr weiterentwickelt, und das macht mir Mut.“

 

Wie sieht Elie Brandmeyer die Zukunft – wie sieht er Rumänien in ein paar Jahren?

 

Natürlich war die letzte Zeit schwierig – insbesondere mit den Wahlen und dem hohen Haushaltsdefizit. Aber das passiert nicht nur hier. Wir haben ein starkes Wirtschaftswachstum, und zum ersten Mal ist die Emigration rückläufig – es war das erste Jahr, in dem mehr Menschen zurückgekehrt als ausgewandert sind. Das war ein Weckruf. Die Jugend interessiert sich mehr für Politik, es gibt viele tolle NGOs in der Zivilgesellschaft, die etwas bewegen wollen. Ich habe viel Vertrauen in die Zukunft Rumäniens. Die Rumänen werden – wie immer in ihrer Geschichte – gestärkt aus der Krise hervorgehen. Davon bin ich überzeugt.“

 

Ist Rumänien sein Zuhause geworden?

 

Absolut. Ich will nicht mehr weg von hier. Ich bereite gerade meine Unterlagen für die Staatsbürgerschaft vor. Ich will Rumäne werden und für immer hierbleiben – ich fühle mich bereits als Rumäne.“

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