„Voices of Wom(en)trepreneurs“: Nachhaltigkeit mit feministischem Touch
In Rumänien entstehen immer mehr nachhaltige Unternehmen, die auf das Recycling alter Produkte setzen – durch die Wiederverwendung von Materialien wird ihnen neues Leben eingehaucht.
Christine Leșcu und Sorin Georgescu, 13.03.2024, 17:30
ALTRNTV ist ein Geschäft, das Produkte anbietet, die entweder durch Upcycling oder durch die Verwendung möglichst umweltfreundlicher Materialien hergestellt wurden. Das Unternehmen ist außerdem Teil des Verbands Mercy Charity, der ein Netzwerk von Werkstätten für das Recycling von Altkleidern betreibt. Dank „Voices of Women Entrepreneurs“ erfuhren über 2000 Schüler und Studenten, was ein nachhaltiges Unternehmen ist, wer dahintersteckt und vor allem, wie man nachhaltige Produkte herstellt. Einzelheiten erfahren wir von Daniela Staicu, einer der Initiatorinnen des Projekts:
„Mit dem Projekt wollten wir Schülern, Studenten und Lehrern rumänische Designer vorstellen, die nachhaltige Produkte, d. h. Produkte aus recycelten Materialien, herstellen, und ich denke, das ist uns gelungen. Als Beispiel möchte ich ein Unternehmen aus Sibiu (Hermannstadt) nennen, das alte T-Shirts einsammelt und recycelt. Aus dem zu Rohmaterial verarbeiteten Stoff entstehen dann Teppiche, die sie in Geschäften und über ihre Website verkaufen. Auf diese Weise landen die alten T-Shirts nicht mehr im Müll, aus 30–40 T-Shirts wird stattdessen ein Teppich hergestellt. Ein anderer Designer arbeitet nur mit natürlichen Materialien, mit recyceltem Plastik oder Kaffeesatz, die wiederum nicht mehr als Abfall gelten, sondern zum Beispiel in Sonnenbrillen verarbeitet werden. Sie haben es richtig gehört: Die Rahmen dieser Brillen enthalten auch Kaffeesatz. Es gibt viele Beispiele, und wir wollten Frauen in den Vordergrund bringen, die in diesem Bereich unternehmerisch tätig sind, denn normalerweise lernen wir sie nicht kennen, weil sie die meiste Zeit in ihrer Werkstatt arbeiten.“
Die erste Phase des Projekts begann im Juli letzten Jahres, in den von Daniela Staicu und ihrer Geschäftspartnerin Alina Țiplea betriebenen Werkstätten arbeiteten insgesamt 140 Designer, die sich Recycling und Nachhaltigkeit auf die Fahne geschrieben haben. Zum Promoten des Konzepts und des feministischen Ansatzes dahinter wurden 15 Designerinnen ausgewählt, um aus ihrer Erfahrung zu berichten, erzählt weiter Daniela Staicu:
„Wir gingen mit einem Filmteam in ihre Werkstätten, filmten sie und baten sie, ihre Geschichte zu erzählen, uns zu eröffnen, wie sie dazu kamen, recycelte Produkte herzustellen und Unternehmerinnen zu werden. Diese Videos haben Schüler und Studenten erreicht, die sie später in der Schule oder auf der Uni mit ihren Lehrern im Unterricht über Unternehmertum und Ökologie besprechen konnten. Und mittlerweile gibt es Veranstaltungen wie »Schule einmal anders« oder die »Grüne Woche«, es gibt also viele Gelegenheiten, über solche Beispiele zu diskutieren.“
Mit gutem Beispiel vorangehen ist das Ziel der Initiative von Daniela Staicu und ihrer Geschäftspartnerin. In den letzten Jahren habe die Zahl der Jugendlichen, die soziale und nachhaltige Unternehmen gründen, erheblich zugenommen:
„Mittlerweile gibt es immer mehr junge Menschen, die sich für die Herstellung von Produkten aus recycelten Materialien einsetzen. Abgesehen von dem, was ich bereits erwähnt habe, kann eine ganze Reihe von Materialien recycelt werden. Es gibt Designer, die mit recyceltem Plastik arbeiten. Sie sammeln Plastikflaschen von verschiedenen Getränken, schmelzen das Plastik ein und formen daraus Accessoires, z. B. Ohrringe oder Halsketten, die sehr schön und attraktiv aussehen. Auch alte Computer-Tastaturen oder Disketten werden genutzt. Daraus können z. B. Handtaschen oder Broschen hergestellt werden. Und alte Computer-Hauptplatinen werden etwa zu Ohrringen und Anhängern verarbeitet. Es gibt also viele Produkte, die man recyceln kann, um daraus Rohstoffe für neue Erzeugnisse zu gewinnen.“
Die Unternehmerinnen Daniela Staicu und Alina Țiplea wollen es nicht bei einem einzelnen Projekt belassen – sie planen, das Programm „Voices of Women Entrepreneurs“ in diesem Jahr fortzusetzen, um auch weitere Designerinnen einzubeziehen.
„Die meisten Designer in unserem Projekt sind Frauen, doch wir haben mit dieser Reihe von 15 Videos über Unternehmerinnen begonnen, um auch für andere Frauen motivierend oder inspirierend zu wirken, zum Beispiel für Mütter, die sich beruflich verändern und diesen Weg des Unternehmertums einschlagen möchten, oder für Frauen, die im Ruhestand sind und etwas mit der ihnen zur Verfügung stehenden Zeit anfangen wollen. Und dann wollten wir zeigen, dass es eine Reihe von Möglichkeiten gibt, wie man Unternehmerin werden kann. Wir dachten, wenn wir zeigen, wie man diese Dinge tut, wäre das vielleicht auch inspirierendes Material für viele andere Menschen, die ihren Beruf wechseln und in diesen Bereich des Recyclings und des kreativen Unternehmertums einsteigen wollen.“
Das Projekt „Voices of Women Entrepreneurs“ wurde durch einen Zuschuss des US-Außenministeriums finanziell unterstützt.