Die KfZ-Industrie ist eine der Schlüsselbranchen der rumänischen Wirtschaft. Von den Ausläufern der Finanzkrise aus den Jahren 2008-2009 stark getroffen, erholt sie sich allmählich. Der Aufschwung ist aber langsam.
Die rumänische Automobilindustrie nimmt sowohl hinsichtlich des Beitrags zur Gesamtwirtschaftsleistung als auch in puncto Ausfuhren einen hohen Stellenwert ein. Der rumänische Automobilmarkt kränkelt allerdings immer noch an den Folgen der Krise von 2008. Marius Tudor, Generalsekretär des Verbands rumänischer Automobilhersteller und Importeure APIA, zeichnet ein Lagebild: „In 2017 lag der Automobilmarkt in einem Aufwärtstrend, der sich seit 2014 eingestellt hat. Doch von den Umsätzen von 2007, dem Spitzenjahr, sind wir noch weit entfernt. Die Umsätze liegen bei etwa 35-38% von dem, was in 2007 verkauft wurde. Damals wurden etwas mehr als 300 Tausend Autos abgesetzt, in diesem Jahr werden es vielleicht über 120 Tausend sein. Nach zehn Monaten haben wir in diesem Jahr rund 13% Wachstum zum Vorjahr – damit liegen wir über dem europäischen Durchschnitt. Über das gesamte Jahr landen wir mit der Steigerung bei 10–12%“, sagt Marius Tudor vom APIA, dem Verband rumänischer Automobilhersteller und Importeure.
Ergänzt wird dieses Gesamtbild durch die Eindrücke von den verschiedenen Teilbereichen – in der SUV-Sparte, also bei den auf die Stadt zugeschnittenen Geländewagen, liegt die Steigerung beispielsweise bei über 25%, und das Geschäft mit Elektro- und Hybridfahrzeugen hat sich verdoppelt, weil der Staat den Kauf von Autos mit Elektroantrieb mit 10.000 Euro und von Hybridfahrzeugen mit 4.500 Euro subventioniert. Bleibt die Unterstützung auch nächstes Jahr so hoch, könnte sich die Nische noch stärker entwickeln – doch im Vergleich zu Deutschland oder Frankreich werden hier nur wenige Hundert solcher Fahrzeuge verkauft.
Eine Maßnahme mit negativer Auswirkung auf die Umsätze am Automarkt war die Abschaffung der Ökoabgabe für Gebrauchtwagen am 1. Januar dieses Jahres. Die Abgabe war eine gestaffelte Geldsumme, die der Käufer in Abhängigkeit von Alter, Hubraum und Abgasnorm des Fahrzeugs zahlen musste. Ohne diese entmutigende Abgabe explodierte der Import von altersschwachen und umweltverpestenden Schrottkisten. „In diesem Jahr werden wahrscheinlich 500.000 Gebrauchtwagen importiert werden – 2016 waren es 300.000. Das ist also ein Importplus von 70% und die meisten dieser Fahrzeuge sind älter als zehn Jahre. Noch schlimmer ist aber die geringere Abgasnorm“, klagt APIA-Generalsekretär Marius Tudor.
Denn während letztes Jahr 75% der importierten Gebrauchtwagen die Abgasnormen Euro 4, 5 und 6 einhielt, ist dieser Anteil heute auf etwa 60% gefallen. Dafür nahm der Anteil von Euro 3 und Euro 2 Motoren zu, die acht bis zehn Mal stärker die Luft verpesten wie ein aktueller Euro 6. Abgesehen von den vielen Staus in den Großstädten ist die Luftverschmutzung ein Riesenproblem: Eine Studie der EU-Umweltagentur besagt, dass selbst nach den Daten von 2015 in Rumänien etwa 28.000 Menschen aufgrund der Fahrzeug-Luftverschmutzung frühzeitig gestorben sind. Und natürlich gibt es auch wirtschaftliche Folgen, weil einerseits jeder gekaufte Gebrauchtwagen einem Neuwagen den Platz nimmt und andererseits diese Autos aus zweiter Hand von vielen Privatleuten an der Steuer vorbei eingeführt werden. Dem Staat entgeht Geld, die Fahrer sitzen im Stau, die Menschen atmen verpestete Luft – kein besonders erhebliches Bild zeichnet der Branchenverband APIA.
Volkswirtschaftlich spielt dafür der Automobilexport eine viel wichtigere Rolle – und dort ist die Entwicklung erfreulich. Marius Tudor vom Verband rumänischer Automobilhersteller und Importeure erläutert den Exportmarkt: „Die Automobilbranche ist ein wichtiger Exporteur; sie trägt erheblich zum Haushalt bei und erfordert deshalb eine besondere Aufmerksamkeit. Die Ausfuhren werden Zuwächse verzeichnen, u. zw. nicht nur was fertige Fahrzeuge angeht, sondern auch in der Zuliefererbranche – viele Automobile werden in Europa mit Teilen aus Rumänien produziert. Wenn wir uns den Wert ansehen, exportieren die Zulieferer übrigens mehr als die Automobilhersteller“, so Marius Tudor vom Fachverband APIA abschließend.
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