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Rumänisch-Orthodoxe Kirche feiert zwei historische Jubiläen

Im Jahr 2025 begeht die Rumänisch-Orthodoxe Kirche zwei bedeutende Jubiläen ihrer Geschichte: den 140. Jahrestag der Autokephalie von 1885 sowie das 100-jährige Bestehen der Patriarchenkirche seit 1925.

Patriarhul Daniel (foto: Agerpres)
Patriarhul Daniel (foto: Agerpres)

, 17.02.2025, 10:31

Zur symbolischen Bedeutung des zweiten Ereignisses, des Jahrhundertjubiläums, erklärte der Historiker Dragoș Ursu vom Nationalmuseum der Vereinigung in Alba Iulia:

“Nach den Vereinigungen von 1918, als Bessarabien, die Bukowina und Siebenbürgen sich mit dem Königreich Rumänien zusammenschlossen, stand die Rumänisch-Orthodoxe Kirche vor einer neuen kirchlichen Herausforderung. Die rumänische Orthodoxie war zahlenmäßig eine der stärksten orthodoxen Kirchen, insbesondere angesichts der repressiven Maßnahmen gegen die Kirche in der Sowjetunion. In dieser Situation stellte sich die dringende Aufgabe der kirchlichen Vereinigung. Zum Zeitpunkt der großen Vereinigung 1918 existierten vier unterschiedliche kirchliche Traditionen: das Königreich Rumänien, die Metropolie von Siebenbürgen, die Metropolie der Bukowina, die einst zur österreichischen Hälfte der Doppelmonarchie gehörte, sowie die Metropolie von Bessarabien, die über hundert Jahre der Russifizierung unterworfen war. Die Zusammenführung dieser kirchlichen Strukturen war ein sechsjähriger Prozess, der 1925 abgeschlossen wurde. Gleichzeitig wurde mit der kirchlichen Vereinigung die Gründung des Rumänischen Patriarchats beschlossen, da eine so große Kirche mit über 15 Millionen Gläubigen diesen Status verdient hatte. Die ökumenische Patriarchie stand unter dem Druck der neuen türkischen Republik, und die russische Kirche wurde vom sowjetischen Staat verfolgt. Somit war die rumänische Orthodoxie die stärkste in jener Zeit und erhielt die Anerkennung als Patriarchat.”

Der entscheidende Moment fand 1925 statt, als dieser politische, symbolische und administrative Prozess abgeschlossen wurde. Dragos Ursu berichtet weiter:

Am 4. Februar 1925 beschloss die Synode auf Vorschlag des Metropoliten Nektarie von Bukowina die Erhebung der Rumänisch-Orthodoxen Kirche in den Rang eines Patriarchats. Anschließend wurde die Entscheidung vom Senat verabschiedet und vom Parlament bestätigt. Im August und September 1925 erfolgte die Anerkennung durch die ökumenische Patriarchie, die bis dahin die rumänische Kirche betreut hatte. Schließlich fand am 1. November 1925 die feierliche Inthronisierung des ersten rumänischen Patriarchen Miron Cristea statt. Die Erhebung zum Patriarchat vereinte nicht nur die vier orthodoxen Traditionen innerhalb Rumäniens nach der politischen Einigung von 1918, sondern festigte auch den Status der Rumänisch-Orthodoxen Kirche auf europäischer und globaler Ebene.”

Der Historiker Dragoș Ursu fasste die Verdienste der sechs bisherigen Patriarchen zusammen:

Miron Cristea (1925-1939) war der Patriarch der Vereinigung, der die institutionelle und theologisch-bildende Entwicklung der Kirche einleitete. Nicodim Munteanu (1939-1948) war der Patriarch der Kriegs- und Diktaturzeiten. Während seiner neun Amtsjahre durchlebte Rumänien die Herrschaften von Karl II., der Legionäre, Antonescu sowie den Zweiten Weltkrieg und die Einführung des Kommunismus. Iustinian Marina (1948-1977) ist eine umstrittene Figur: Einerseits galt er als „Roter Patriarch“, der mit dem kommunistischen Regime kollaborierte, andererseits sicherte er das Überleben der Kirche durch institutionelle Konsolidierung. Iustin Moisescu (1977-1986) hatte eine eher theologisch-kulturelle Ausrichtung, wurde jedoch von der Politik Ceaușescus unter Druck gesetzt, insbesondere durch den Beginn der systematischen Zerstörung von Kirchen in Bukarest. Teoctist Arăpașu (1986-2007) bewegte sich in einer ambivalenten Position: einerseits in Nähe zur kommunistischen Regierung, andererseits als Patriarch der Wendezeit und europäischen Integration. In seiner Amtszeit fiel der historische Besuch von Papst Johannes Paul II. 1999 in Rumänien. Daniel Ciobotea (seit 2007) ist der derzeitige Patriarch. Er hat sich besonders um die Entwicklung der Kirche in der rumänischen Diaspora gekümmert und die Orthodoxie in Bessarabien gestärkt, vor allem im Kontext des aktuellen Ukraine-Krieges. Zudem ist er der Patriarch der Nationalkathedrale, einem seit 1925 geplanten Projekt, das nun unter ihm verwirklicht werden soll.”

Das hundertjährige Jubiläum des Patriarchats spiegelt die Geschichte des 20. Jahrhunderts wider – eine Geschichte voller Herausforderungen, die von Zeitzeugen erlebt und von Historikern erforscht wurde. Die Zukunft wird neue Herausforderungen bringen, auf die kommende Generationen ihre eigenen Antworten finden werden.

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