Märkte und Messen: teils virtuell, teils Freiluftveranstaltungen
Die von der Pandemie eingeforderten Einschränkungen lassen viele Veranstaltungen platzen oder nur unter besonderen Vorkehrungen stattfinden. Doch viele Veranstalter finden kreative Lösungen, bei denen auch Humor angesagt ist.
Ana-Maria Cononovici, 11.03.2021, 17:30
Die Pandemie verhindert uns, unsere Wohnungen allzu lange zu verlassen. Konzerte, Theateraufführungen, Einkäufe — alles wird in Online-Medien verschoben. Demnach mussten auch die schon traditionellen Märkte und Messen einen Ausweg finden. Alljährliche stattfindende Veranstaltungen wie z.B. die Tourismusmesse zogen ins Online-Umfeld um. Der traditionelle Frühlingsmarkt folgte allerdings nicht diesem Trend. Wie jedes Jahr haben die Kunden auch heuer die Möglichkeit, Märzchen (Frühlingsamuletten) und andere für den Frühlingsanfang typische Erzeugnisse, direkt am Markt zu erwerben. Allerdings unter Berücksichtigung manch zusätzlicher Hygiene- und Abstandsregeln.
Traian Bădulescu ist Reiseberater. Er erzählte uns mehr über die diesjährige Online-Tourismusmesse:
Die Tourismusmesse fand heuer zum aller ersten Mal online statt. Es war eine große Herausforderung für die Veranstalter, die sich stark angestrengt haben, damit alles passt. Leider beteiligten sich nur wenige Reiseveranstalter daran. Die Plattform hat auf jeden Fall gut funktioniert, sie war durch eine gute Software unterstützt. An der diesjährigen Tourismusmesse beteiligten sich sowohl rumänische wie auch ausländische Reiseveranstalter, Unternehmen, Tourismusvereine und Organisationen. Wir wünschen uns alle, uns endlich direkt zu treffen. Die Pandemie verhinderte leider die tatsächliche Veranstaltung der Tourismusmesse, also mussten wir alles ins Virtuelle versetzen. Die meisten Messen in der Welt wurden dieses Jahr online organisiert, sogar World Travel Market in London. Und auch die Business-Tourismusmesse in Barcelona. Die virtuelle Dimension hat ihre Stärken gezeigt und ich glaube, wir sollten auch künftig einige virtuelle Komponenten bewahren. Also auch dann, wenn die Tourismusmesse wieder mit physischer Anwesenheit stattfinden wird. Rumänien kann und sollte auch online gefördert werden. Es ist schwierig, sämtliche bedeutende Reiseveranstalter nach Rumänien zu bringen. Doch das Online-Umfeld ermöglicht das. Ich würde auch künftig mehrere Business-Treffen online organisieren. Die virtuelle Dimension soll meiner Meinung nach ab jetzt nicht mehr vernachlässigt werden. Auch wenn sie künftig nicht mehr so stark betont werden soll. Ich hoffe, die Tourismusmesse Rumäniens wird bald wieder ihren Platz auf dem Romexpo-Ausstellungsgelände einnehmen. Doch wie gesagt darf Rumänien ab jetzt auf die Online-Komponente nicht mehr verzichten, weil sie das Land dadurch viel sichtbarer im Ausland wird.“
Auch die beliebteste Buchmesse in Rumänien, Gaudeamus, findet heuer online statt. Die im Monat März stattfindende Buchmesse wird schon zum zweiten Mal in diesem Format veranstaltet. Der Frühlingsmarkt allerdings nicht. Die dem Märzchen gewidmete Veranstaltung findet nach wie vor live statt. Lila Passima, die Leiterin der Abteilung für Museale Ausbildung des Rumänischen Bauernmuseums, erklärte uns, warum eine derartige Tradition nicht gebrochen werden kann. Sie erzählte uns mehr über den sogenannten Märzchenmarkt:
Ich will Ihnen zwei wesentliche Gründe nennen. Städtische Traditionen sind genauso wichtig wie ländliche Traditionen geworden. Wir veranstalten seit 15 Jahren den Märzchenmarkt. Die Veranstaltung kündigt die Ankunft des Frühlings an. Und sie hat immer im Hof des Bauernmuseum stattgefunden. Es ist ein alter Brauch und weist auf einen neuen Beginn und nach dem alten Kalender auf die Ankunft eines neuen Jahres hin. Wir feiern hierzulande mehrere Feste, die die Ankunft des Frühling preisen: Baba Dochia, Dragobete sind nur einige Beispiel davon. Der von uns veranstaltete Frühlingsmarkt ist ein Kulturakt. Die Märzchen sind ein Symbol für Gesundheit und Glück, sie greifen auf eine lange Tradition zurück. Als die Tradition auf die Städte übertragen wurde, änderte sie sich einigermaßen. In den Städten wurde das Märzchen in ein Souvenir verwandelt.“
Lila Passima machte uns auf die Werbungen in der Zwischenkriegszeit aufmerksam, die raffinierte Märzchen für elegante Damen“ versprachen. Mit Bezug auf die Gegenwart sagte unsere Gesprächspartnerin Folgendes:
Wir treten auch dieses Jahr der Pandemie mit viel Humor und Kreativität entgegen. Deshalb forderten wir die Teilnehmer auf, das gleiche reiche Angebot wie jedes Jahr anzubieten. Unsere Gäste werden hier sowohl spielerische Mignon-Märzchen finden, als auch elegante Keramik-Märzchen oder sogar goldbeschichtete Märzchen kaufen können. Durch die eingeführten Restriktionen sahen wir uns gezwungen, die Teilnehmerzahl zu reduzieren. Die Teilnehmer, die mitmachen, wollen aber nicht aufgeben und treten der Pandemie mit viel Humor, Kreativität und künstlerischer Hochwertigkeit entgegen.“
Der Frühlingsmarkt werde jedes Jahr von sehr vielen Gästen besucht, weiß Lila Passima:
Jedes Jahr besuchen mehr als 10.000 Kunden den Frühlingsmarkt. Dieses Jahr beteiligt sich an unserer Veranstaltung auch eine Gruppe von Schauspielern, Mitglieder des Vereins Griviţa 53, geleitet von Chris Simion. Sie haben sich eine Kampagne ausgedacht, nämlich »Ein Märzchen fürs Theater«. Es ist eine sehr gute Initiative zur Unterstützung des unabhängigen Theaters, das eine durchaus schwierige Zeit durchmacht. Es ist eine willkommene Initiative, von der wir nur hoffen können, dass sie gut ankommen wird.“
Obwohl die Teilnahme eingeschränkt wurde, lässt uns der unmittelbar erlebte Frühlingsmarkt hoffen, dass wir irgendwann einmal wieder so leben werden, wie wir es einst taten.