Wie wird man Schauspieler, ohne eine Stimme zu haben?
Heute geht es um eine ganz besondere Geschichte: Wie wird man Schauspieler, ohne eine Stimme zu haben? Der Kurzfilm „Liebe ohne Worte“ vom letzten Jahr lieferte eine erste Antwort darauf. Nun soll auch die Folge erscheinen.
Ana-Maria Cononovici und Adina Olaru, 25.09.2025, 17:52
Vor einem Jahr feierte der Kurzfilm „Liebe ohne Worte“ einen großen Erfolg. Diesen Monat kommt der Langfilm mit dem gleichen Titel in die Kinos – und vereint ein außergewöhnliches Ensemble aus professionellen Schauspielern und Menschen mit Hörbeeinträchtigung.
Der Regisseur Octavian Iacob erzählt uns, wie dieses einzigartige Projekt zustande kam:
„Nach dem Erfolg des Kurzfilms, der Nominierung in Cannes und den internationalen Preisen, die er gewonnen hat, haben wir uns zusammen mit dem Verband der Gehörlosen entschlossen, einen Langfilm daraus zu machen. Wir wollten damit noch mehr Menschen erreichen und, warum nicht, einen Publikumserfolg erzielen. Wir haben einen untypischen rumänischen Film gewagt, einen Liebesfilm, der ganz ohne Fäkalsprache auskommt und die sensible Seite des Lebens zeigt. Wir wollten den Multikulturalismus in den Vordergrund rücken, den wir uns mehr und mehr zu eigen machen sollten. Und vor allem wollten wir ein Zeichen setzen, dass gehörlose Menschen unter uns existieren und unsere Unterstützung und unser Verständnis brauchen. Es ist ein Liebesfilm, aber gleichzeitig auch ein Thriller. Ich hoffe, Sie werden Ihren Spaß daran haben!“
Auch Constantin Cotimanis spielt eine der Hauptrollen und beschreibt seine Erfahrungen:
„Das ist definitiv ein besonderer Film, ein Film, der passieren musste. Denn die Schnittmenge zwischen zwei Kulturen – ich würde es wagen, das so zu nennen – ist immer spannend. Auf der einen Seite steht ein Mensch, dem bestimmte Fähigkeiten fehlen, die für andere als normal gelten, auf der anderen ein quasi normaler Typ. Ich spiele wie üblich einen Bösewicht. Es gefällt mir, Boshaftigkeit zu entblößen und sie der ganzen Welt zu zeigen, mit all ihren Facetten: manchmal fesselnd, manchmal voller Humor, manchmal hart. Die verborgene Seite, die man der Welt nicht so gerne zeigen möchte. Aber jetzt reden wir über die Liebe. Und was könnte schöner sein, als zwei Welten einander näherzubringen, die jede auf ihre Art wunderbar sind. Ich bin sehr froh, dass ich diesen Film gemacht habe! Er ist sensibel, er ist notwendig, es ist eine wahre Freude!“
Was hat die Zusammenarbeit mit Schauspielern mit Hörbeeinträchtigung Neues gebracht? Was lehrt uns dieser Film? Wir haben bei Constantin Cotimanis nachgefragt:
„Ich musste ein paar Zeichen lernen, um kommunizieren zu können. Und um gefilmt zu werden, denn ich spiele einen Vater mit zwei Söhnen: einem, der normal ist und einem mit Behinderung, der ein absolut toller Typ ist. Ich musste die Gebärdensprache lernen, um meinen Sohn aufzuziehen. Das war so besonders daran. Darüber hinaus hatten wir Statisten aus ihrer Welt, mit denen wir in ihrer Sprache gesprochen haben. Sie haben sich in ihrer Sprache gefreut, und ich habe das Zeichen für Freude gelernt. Dieser Film lehrt uns, dass Gott Eins ist und wir, egal wie wir geboren werden, ein Molekül von ihm sind!“
Der Regisseur Octavian Iacob fügt noch hinzu:
„Es ist eine Lektion fürs Leben! Wir sollten lernen, dass Menschen, die nicht hören und sich durch Zeichen verständigen oder diese leicht untypischen und manchmal vielleicht störenden Geräusche machen, nicht stumm sind. Sie ertragen es nicht, als stumm bezeichnet zu werden, im Gegenteil: Sie sehen sich als Superhelden, als Menschen mit einer besonderen Fähigkeit, nämlich dem Lippenlesen. Sie sind sehr scharfsinnig und verstehen eine Menge Dinge. Wir haben diese Fähigkeiten in den Fokus gestellt. Wie kommen wir zurecht, wie reagieren wir auf eine Nachricht oder ein Telefonat, wenn wir die Haustür nicht hören oder die Geräusche um uns herum nicht wahrnehmen? Es können Unfälle passieren oder alle möglichen Probleme auftreten.“
Monica Davidescu verkörpert im Film die Rolle von Frau Lovin, die rechte Hand des Chefs eines großen Unternehmens, die so ihre Probleme hat, zusätzlich zur Liebesgeschichte, die der Film erzählt. Auch sie spricht über die Zusammenarbeit mit den Schauspielern mit Hörbeeinträchtigung:
„Auch für mich war es eine Herausforderung. Sie waren sehr nett. Unser Dolmetscher, Bogdan Aricescu, half uns, die Gebärdensprache für die kleinen gemeinsamen Szenen zu lernen. Wir haben viel geprobt. Regisseur Octavian Iacob hat sich sehr engagiert und es geschafft, dass wir vor aller Welt zumindest ein wenig wie Gebärdensprachler aussehen. Es gab auch Herausforderungen. Ich hatte zum Beispiel erwartet, dass bei der Szene mit allen Leuten Musik und Lärm herrschen würde und dachte, wir müssten irgendwie für Ruhe sorgen. Nun, da sehr viele Menschen mit Hörbeeinträchtigung in diesem Film als Komparsen mitgespielt haben, herrschte eine perfekte Ordnung und Stille. Bogdan erklärte ihnen in Gebärdensprache, was sie zu tun hatten. Und es war sehr lustig, dass er ihnen an einem Punkt sagte: „Achtung beim Applaus! Ich möchte, dass ihr so klatscht (die Schauspielerin klatscht in die Hände) und nicht durch Gebärdensprache, indem ihr die Hände schüttelt.“
Wir fragten Monica Davidescu, ob die Schauspieler mit Hörbeeinträchtigung auch professionelle Schauspieler sein könnten:
„Ich denke schon, denn ich habe mir die beiden Hauptdarsteller angesehen: Sie waren so ruhig, so selbstsicher, obwohl sie unglaublich aufgeregt waren! Besonders Jeni: Es war ihre allererste Erfahrung dieser Art, sie hatte nicht einmal davon geträumt und hat ihre Rolle außergewöhnlich gespielt. Es war eine große Freude zu sehen, wie glücklich diese Menschen waren, etwas zu tun, was sie sich nie hätten vorstellen können, aber sich immer gewünscht hatten!“
Octavian Iacob ergänzt:
„Die Hauptdarstellerin ist jetzt für zwei Jahre Hausfrau, weil sie gerade ihr zweites Kind zur Welt gebracht hat. Ich weiß, dass sie in einer großen Firma in der Beratung arbeitet. Eduard Iacobache, der zweite junge Mann, ist Student. Die anderen Personen, die aufgetreten sind, arbeiten im Verkauf in Supermärkten. Sie haben die verschiedensten Berufe. Sie brauchen keine Stimme, um aufzufallen – nur ihr Gesicht.“
Das Ergebnis erwartet Sie in den Kinos!