Recycling: Infrastruktur für Einsammeln von Aludosen und PET-Flaschen noch unzureichend
Ab Jahresanfang gilt in Europa eine Plastiksteuer. Damit besteuert die EU umweltschädliche Plastikverpackungen. Die EU-Plastikabgabe regt die Mitgliedstaaten an, in der Kreislaufwirtschaft aktiv mitzuwirken.
Ștefan Baciu, 18.01.2021, 18:00
Es ist soweit: Am 1. Januar 2021 ist die EU-Kunststoffsteuer in Kraft getreten. Die Abgabe ist Teil des Corona-Hilfspakets. Der Plan sieht eine Abgabe von 0,80 EUR/kg auf nicht wiederverwerteten Kunststoffverpackungsabfall vor, die von den Mitgliedsstaaten in den EU-Haushalt einzuzahlen ist. Rumänien recycelt derzeit lediglich 14% des Gesamtmülls, der Rest gelangt auf die Abfalldeponie. Ab jetzt muss Rumänien dafür zahlen. Nichtsdestotrotz kann diese Lage nicht auf den Mangel an Interesse für die getrennte Müllentsorgung und das Recycling vonseiten der Rumänen zurückgeführt werden, sondern vielmehr auf die mangelnde Infrastruktur. Nicht einmal in den Großstädten gibt es im Moment Mülltonnen für die getrennte Entsorgung der Abfälle. Geschweige denn eine Infrastruktur zur getrennten Abfallsammlung. Adina Bagsi leitet den Verein Alucro. Der genannte Verein veranstaltete bis dato mehrere Abfallsammelkampagnen für die Sammlung von PET-Flaschen und Alu-Dosen.
Die von uns durchgeführten Studien zeigen, dass sich die Leute fürs Recycling interessieren. Die Menschen wollen recyceln, sind aber durch den Mangel eines entsprechenden Abfallsammelsystems behindert. Es gibt schon Rumänen, die ihr Müll getrennt entsorgen. Doch danach stellt sich fest, dass die Entsorgungsfahrzeuge die ganzen Abfälle zusammen abtragen, ohne auf die getrennt gesammelten Abfälle zu achten. Das kann schon frustrierend sein. Und entmutigt die Leute, die ihren Müll getrennt sammeln.“
Im Herbst des vergangenen Jahres startete der Verein Alucro in Zusammenarbeit mit der europäischen Plattform Every Can Counts“ (dt. Jede einzelne Dose zählt“) eine landesweite Recycling-Kampagne. Große Mengen an Alu-Dosen und Plastik-Flaschen wurden dabei gesammelt. Mit mehr Einzelheiten dazu Adina Bagsi:
Wir sammeln immer über 500 Kilo recyclebarer Abfälle während unserer Kampagnen. Bei der letzten Kampagne schafften wir es, 800 Kilo wiederverwertbaren Mülls zu sammeln. Es waren gemischte Abfälle, Alu-Dosen und PET-Flaschen. Wir führten die Kampagne in 10 Städten durch. In jeder einzelnen Stadt hielten wir uns drei Tage auf. Und die Menschen hatten die Möglichkeit, in dieser Zwischenzeit Alu-Dosen und Plastikflaschen zu den von uns organisierten Sammelstellen zu bringen. Im Gegenzug erhielten sie Belohnungen von uns. Ab dem 1. Januar wurde ein neues Sammelsystem eingeführt, von dem wir uns Vieles erhoffen. Das System soll in 2 Jahren vollständig funktionstüchtig sein und umfasst mehrere Sammelautomaten. Diese sollen an leicht zugänglichen Stellen gestellt werden. Die Menschen werden ihre recyclebaren Abfälle in diese Maschinen einwerfen können und einen Betrag als Gegenleistung dafür erhalten. Derzeit wird ein Entgelt von 10 Eurocent pro Einwurf vorgeschlagen, ungeachtet der Größe der entsorgten Teile oder der Verpackungsart. Wir hoffen, das System wird mit der Zeit verbessert und die Leute werden sich zufrieden zeigen und sich angeregt fühlen, wiederverwertbare Abfälle entsprechend zu entsorgen.“
Um die getrennte Müllentsorgung anzuregen, wurde in Rumänien auch ein Pfand-System eingeführt. Bei der Rückgabe der Verpackung wird das Pfand zurückgezahlt. Die Verpackungen werden in den Läden durch direkte Abgabe gesammelt oder aber mit Hilfe von Sammelautomaten in größeren Supermärkten. Die Sammelautomaten stellen einen Gutschein aus, in Wert des eingespeisten Leerguts. Der Gutschein kann danach im Laden eingelöst werden. Ziel sämtlicher Maßnahmen ist, dass Rumänien bis 2024 eine Recycling-Rate von 90% erreicht.