Maria Claudia Jimeno: bolivianische Seelenärztin seit über 20 Jahren
Die aus Bolivien stammende Psychologin studierte in Rumänien und blieb anschließend hier.
Roxana Vasile, 08.05.2015, 17:55
Maria Claudia Jimeno kommt aus Bolivien und seit 1993 lebt sie in Bukarest:
1993 kam ich nach Bukarest mit einem Studienstipendium im Fach Psychologie. 1997 machte ich meinen Studienabschluss, und dann begann der lange Weg der Perfektionierung im Bereich Relationale Kommunikation, in dem ich heute beruflich tätig bin. Ich beschloss, nicht mehr nach Bolivien zurückzukehren, weil in meinem Heimatland die Studenten während der Studienzeit auch arbeiten müssen, um ihr Lebensunterhalt zu bestreiten. In Rumänien ist das nicht der Fall – deshalb hatte ich mich vorerst aus pragmatischen Gründen für Rumänien entschieden. Abgesehen davon hätte ich in Bolivien ohne Arbeitserfahrung keine Chance gehabt, einen Arbeitsplatz zu bekommen. Daher beschloss ich, auch meinen Doktor zu machen, um etwas länger in Rumänien zu bleiben, um zu arbeiten, um etwas Erfahrung zu sammeln, in der Perspektive einer Rückkehr in die Heimat. Aber schließlich blieb ich hier.“
Seit zwei Jahren hat Maria Claudia Jimeno neben der bolivianischen auch die rumänische Staatsangehörigkeit. 2001 gründete sie in Bukarest das Zentrum für Persönliche Entwicklung AMANESER, das moderne Techniken für Kommunikation und emotionelle Befreiung verwendet. Mit anderen Worten hilft die Beraterin, Trainerin und Expertin für persönliche Entwicklung Maria Claudia Jimeno ihren Kunden, Heilung für die Seele und den Weg zum Verstehen des Lebens zu finden:
Ich helfe den Menschen, sich selbst zuzuhören, um zu verstehen, wie sie seelisch gebaut sind, wie es dazu kommt, dass sie wütend werden, dass sie Konflikte mit anderen Menschen haben, wie sie gewisse Situationen überwältigen können, so dass sie mit sich selbst und mit ihren Mitmenschen besser kommunizieren können. Die meisten Leute kommen mit Beziehungsproblemen zu uns — es geht um das Eheleben, um die Kinder, um das Selbstvertrauen – und wir versuchen, ihnen zu helfen, glücklicher zu sein und den Anschluss zu ihrer eigenen Psyche wiederzufinden. Um glücklicher zu werden sollte man vor allem die Art der Kommunikation korrigieren. Normalerweise ist die Kommunikation zwischen den Menschen eine auf DU basierende Kommunikation — wir sagen immer DU musst dies und das tun, warum hast DU dies und das nicht getan, DU nervst mich… Das ist die Basis für eine schlecht funktionierende Kommunikation, die sehr viel Leiden verursacht. Die erste Regel der psychischen Beziehungshygiene, die wir unbedingt benutzen sollten, ist die auf ICH basierende Kommunikation — ICH bin genervt, ICH wünsche mir dies und das, ICH habe Angst, ICH bin einverstanden, ICH kann dies und das nicht ausstehen…“
Maria Claudia Jimeno setzt auf die Arbeitsmethode Espere des französischen Sozialpsychologen Jacques Salome. Die von ihm vor mehr als 30 Jahren gegründete Methode „ESPERE“ (Énergie Specifique Pour une Écologie Relationnelle Essentielle — Spezifische Energie Für eine Essentielle Relationale Ökologie) wird heute von Ausbildern des Instituts ESPERE in Paris gelehrt. Er ist der Lehre von der gewaltfreien Kommunikation verpflichtet und engagiert sich dafür, dass eines Tages Kommunikation als eigenständiges Fach an Regelschulen gelehrt wird. Auf Einladung von Maria Claudia Jimeno ist Jacques Salome mehrmals nach Bukarest gekommen.
Auch wenn sie seit mehr als 20 Jahren in Bukarest lebt und ein erfülltes professionelles Leben hat, packt manchmal Maria Claudia Jimeno die Sehnsucht nach ihrer Heimat. Sie versucht, mindestens zweimal im Jahr ihre Familie in Bolivien zu besuchen. Die meiste Zeit verbringt sie aber damit, den Rumänen zu helfen, ihr Leben positiv zu betrachten und auf jedes Problem die beste Lösung zu finden. Auf die Frage über das Kommunikationsverhalten der Rumänen antwortete Maria Claudia Jimeno:
Jedes Land, jedes Volk hat prägende Ereignisse in seiner Geschichte. Es gibt gewisse kulturelle Prägungen, die sich in der Mentalität, im sozialen Verhalten, in den sozialen Beziehungen bemerkbar machen. Die Rumänen haben lange Jahre im Kommunismus gelebt, und das führte dazu, dass die Leute etwas in sich gekehrt sind. Soweit ich weiß, war während des Kommunismus die Angst immer präsent im Leben der Menschen, und die Angst macht jeden verschlossen. Das war aber nicht nur in Rumänien der Fall, das kann in allen Ländern passieren. Die Rumänen sind kommunikativ, sie reden gern miteinander, und genauso gibt es auch eine Übertreibung der negativen Emotionen — die Leute regen sich sehr schnell auf, sie schreien sich an, sie sind nachtragend und neigen dazu, ihren Ärger in sich hineinzufressen. Das sind entgegengesetzte Aspekte, die in Rumänien, wie auch in vielen anderen Ländern, parallel existieren. Der Unterschied liegt im Kontext und in der Stärke der Emotionen. Glücklicherweise lernte ich sehr viele nette Menschen kennen, mit denen ich jetzt gut befreundet bin. Mit diesen Freunden hatte ich viele schöne Erlebnisse, viel mehr als andere Ausländer, die in Rumänien leben. Mein Leben in Rumänien ist bunt gemischt, selbstverständlich nervt mich auch, wenn ich Schlange stehen muss, wenn ich immer wieder zu irgendeinem Schalter muss, um endlich eine Urkunde oder eine Bescheinigung zu bekommen — es liegt am Kontext, an der Landespolitik, an der Bürokratie… Aber unsere Haltung macht die Differenz — wir selbst machen uns das Leben glücklich oder unglücklich!“