Dewi Pradnyani Ni Made: „Indonesierinnen finden Schnee romantisch“
Dewi Pradnyani Ni Made stammt aus Indonesien, genauer aus der Hauptstadt der Insel Bali, Denpasar. Dort studierte sie traditionelle indonesische Tänze am Indonesischen Institut für Kunst, wo sie ihren Bachelorabschluss erwarb. Außerdem belegte sie verschiedene Kurse in indischem Tanz, Tourismus, Yoga sowie Spa-Therapie und Massage. Im Laufe ihrer Karriere unterrichtete sie indonesische und balinesische Tänze, organisierte Aufführungen und arbeitete mit den indonesischen Botschaften in Bratislava und Bukarest zusammen. Heute führt sie ein Spa in Bukarest, wo die Kunden die wohltuende Wirkung der traditionellen balinesischen Massage genießen können.

Hildegard Ignătescu und Sorin Georgescu, 13.06.2025, 17:30
„Ich habe dieses Spa vor sechs Jahren eröffnet und habe alleine mit der Massage begonnen. Dann kamen weitere Therapeuten aus Bali, die mich jetzt unterstützen; das Team besteht jetzt aus sechs Kollegen – mich eingeschlossen. Wir helfen mit Massage den Menschen in Rumänien, die Rückenschmerzen und Stress haben oder an Depressionen leiden.“
Dewi Pradnyani Ni Made ist mit einem rumänischen Staatsbürger verheiratet, und und zusammen haben sie zwei Kinder. Nach Rumänien kam sie, nachdem sie während ihres Studiums auf Bali ihren späteren Ehemann kennengelernt hatte. Wir fragten sie, wie sie die Entscheidung getroffen hat, dauerhaft in Rumänien zu bleiben.
„Ich habe meinen Mann im Sommer 2006 auf Bali am Kunstinstitut kennengelernt. Er ist Musiker und hatte ein Stipendium erhalten, um sich ein Jahr lang mit der balinesischen Musik vertraut zu machen, während ich vier Jahre lang Tanz studierte. Wir lernten uns in diesem Jahr kennen, und 2008 kam ich nach Rumänien. Damals fragte ich mich, was ich eigentlich in Bali machen kann, wo jeder die traditionellen Tänze kennt. Ich wollte eine andere Welt kennenlernen – und so traf ich meinen heutigen Ehemann, der mich nach Rumänien einlud. Ich fragte ihn, was ich dort arbeiten könnte, denn nur aus Reiselust wollte ich nicht kommen. Ich wollte etwas Sinnvolles tun. Er schlug vor, es mit Massage zu versuchen, also machte ich einen dreimonatigen Massagekurs – in der Hoffnung, hier Arbeit zu finden. Damals, 2008, gab es noch keine Spas oder balinesische Massagesalons, ich war also die erste Therapeutin dieser Art in Rumänien.
Ich hatte keine Ahnung von Rumänien oder Europa, wusste nicht einmal, wo das auf der Landkarte liegt. Damals gab es noch kein Internet wie heute. Ich dachte mir: Ich will wissen, wie es in einem anderen Land ist, wie es dort aussieht, wie die Menschen sind und so weiter. Ich war einfach neugierig.“
Dewi kam aus Neugier nach Rumänien – und entschloss sich zu bleiben, weil es ihr hier sehr gut gefiel. Sie unterrichtete traditionelle indonesische Tänze, organisierte Aufführungen im ganzen Land und freute sich darüber, in einem Land mit vier Jahreszeiten zu leben.
„Mir gefiel die Abwechslung, wie sich die Menschen verhalten, und vor allem das Wetter. Ich wollte unbedingt Schnee sehen. In Indonesien träumen besonders Frauen davon, Schnee zu sehen – und Weihnachten mit vielen Lichterketten so wie im Fernsehen zu erleben, denn bei uns gibt es das nicht. Wenn du jemanden in Indonesien fragst, was er oder sie in Europa – etwa in Paris – sehen möchte, lautet die Antwort: Schnee. Besonders die Frauen, weil es uns romantisch erscheint.
Besonders schätze ich in Rumänien die familiären Beziehungen. Alles, was mit Familie zu tun hat, ist hier wichtig – gemeinsam am Tisch sitzen, zum Beispiel. Auf Bali ist das genauso: Wir halten zusammen, feiern gemeinsam – es ist sehr ähnlich.“
Dewi stammt aus einem Land mit einer anderen Kultur, Religion, anderen Traditionen und Feiertagen. Sie liebt das rumänische Essen, vermisst aber die Küche ihrer Heimat. Wir wollten wissen, ob sie sich in Rumänien integriert fühlt.
„Ich fühle mich sehr wohl. Die Menschen sind offen, sie schauen mich nicht komisch an. Wenn ich jemanden kennenlerne und mehr über sein Leben erfahre – ich spreche oft mit meinen Kunden und wir tauschen uns über unsere Unterschiede aus – merke ich: menschlich gesehen sind wir gleich. Ich wünsche mir, respektiert zu werden, ein Lächeln zu bekommen, einander zu verstehen. Ich möchte nicht ignoriert werden oder dass jemand mich komisch anschaut, weil ich eine andere Hautfarbe habe. Bis jetzt habe ich nur gute Erfahrungen in Rumänien gemacht – ich wurde nie bestohlen und bin auch in keine unangenehme Situationen geraten. Alles war bestens.“
Die Entfernung nach Bali ist groß, doch Dewi hält – so gut es geht – Kontakt zur Familie dort. Sie hat zwei Kinder mit ihrem rumänischen Ehemann und pendelt zwischen zwei Familien auf unterschiedlichen Kontinenten. Wir fragten sie zum Schluss, ob sie ihre Familie auf Bali so oft sehen kann, wie sie möchte.
„Ja, etwa alle zwei Jahre reise ich mit meiner Familie nach Bali. Die Flugtickets sind sehr teuer, und wir sind zu viert – mein Mann, die Kinder und ich. Manchmal reise ich auch alleine, wenn ich das Bedürfnis habe, meine Eltern und die erweiterte Familie zu sehen. Wenn sich eine Gelegenheit bietet, fliegen wir alle zusammen nach Indonesien. Meine Kinder sprechen Indonesisch, Rumänisch und Englisch.“