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Rumänisch-italienische Choreographin zählt auf emotionale Tiefe nach der Pandemie

Die Choreographin Valentina de Piante-Niculae lebt seit 1998 in Rumänien. Sie unterrichtet Tanztechnik und Tanzkomposition und ist die erste Expertin in Rumänien, die die körperorientierte Feldenkrais-Methode in ihrer Pädagogik anwendet.

Rumänisch-italienische Choreographin zählt auf emotionale Tiefe nach der Pandemie
Rumänisch-italienische Choreographin zählt auf emotionale Tiefe nach der Pandemie

, 28.04.2020, 18:00

Valentina de Piante-Niculae ist Choreographin und lebt in Rumänien seit mehr als 20 Jahren. In ihrer Heimatstadt Udine hat unsere Gesprächspartnerin klassische Philologie sowie klassischen und zeitgenössischen Tanz studiert. 1998 hat sie sich für Rumänien entschieden. In Bukarest hat sie die Nationale Hochschule für Kino und Theater (UNATC) I.L. Caragiale“ absolviert, wo sie derzeit unterrichtet. Valentina de Piante Niculae ist Künstlerin und Forscherin, sie unterstützt unabhängige Tanzprojekte und ist die erste Expertin in Rumänien, die die körperorientierte Feldenkrais-Methode in ihrer Pädagogik anwendet. Einige ihrer Projekte hat die Choreographin den Kindern mit kognitiver und Sehbehinderung gewidmet. Die dreifache Mutter erzählt wie sie in Isolation die Arbeit mit der Mutterrolle verbindet.



Ich bin sehr froh, dass ich meine Gedanken mit Ihnen teilen darf. Ich nutze vor allem die Bewegung als wichtiges Wahrnehmungsmittel, weil ich an der Hochschule für Theater und Film in Bukarest Komposition und Tanztechnik unterrichte, und der Tanz erlaubt mir, meine Stimmung und meine Gedanken durch Bewegung zum Ausdruck zu bringen. Die Zukunft kann man weder kontrollieren noch vorhersagen, was wir aber tun können, ist, kreative Lösungen für jede Situation zu finden. Was die Familie angeht, glaube ich, dass man sich ohne Disziplin nicht organisieren kann. Meistens machen wir uns abends den Plan für den nächsten Tag und ich glaube, dass sich auch unser Zeitmanagement unter den aktuellen Umständen geändert hat. Jetzt müssen wir nicht mehr ständig aktiv sein, den ganzen Tag hin und her laufen, um in verschiedenen Kontexten präsent zu sein. Meine Mutterrolle musste ich natürlich auch vorher erfüllen, ich mache also nichts Neues, es handelt sich bei mir eher um eine Umorganisierung der Aufgaben, die ich als Umorganisierung der Gedanken betrachten möchte. Ich mache alles, einschlie‎ßlich der Hausarbeit, sehr gerne.“




Nach Italien zu reisen, war in dieser Zeit unmöglich, und Valentina de Piante konnte einen Teil ihrer Familie, die in Italien lebt, auch nicht zu Ostern besuchen:



Die Familienfeier zu Ostern war leider unmöglich. Dieses Fest trägt für meine Familie eine besondere Bedeutung. Für mich stellt es vor allem die Wiedergeburt des Menschen dar, aber dieses Jahr mussten wir eine Umorganisierung des Alltags erleben. Mal sehen, was in den kommenden Monaten passiert. Meine Familie in Italien ist sehr gro‎ß, und dort habe ich auch viele Freunde. Der Tod gehörte leider zum Alltag in meinem Heimatland. Ich bete für mein Land und für mein Volk, dass es diese gro‎ße Herausforderung bewältigen kann. Das italienische Gesundheitssystem ist hoffnungslos überfordert. Diese Pandemie wird ohne Zweifel die Gesellschaft verändern.“




Die Kreativität spielt in Zeiten der Krise eine grö‎ßere Rolle als zuvor und Künstler gehen auch mit schmerzhaften Themen wie Krankheit und Tod um. Für welche Themen wird sich die Choreographin Valentina de Piante-Niculae nach dieser Erfahrung entscheiden?



Dass wir unser Leben und das Leben der anderen schätzen müssen, dass die Familie sehr wertvoll ist. Es gibt so viele Themen, die einen neuen Suchmotor darstellen können, so zum Beispiel die soziale Interaktion, ohne zu viel zu sagen, denn unser Körper sagt mehr als tausend Worte. Ich freue mich darauf, meine Gedanken und Gefühle in der Isolation durch Tanz zum Ausdruck zu bringen. Ein weiteres Thema wären die negativen Emotionen, die wir meistens ignorieren, selbst wenn sie auch ein starkes Gefühl darstellen. Ich bin mir der vielfältigen Nuancen und der emotionalen Tiefe des Menschen bewusst und ich wei‎ß, dass wir, je mehr wir unsere Emotionen wahrnehmen, desto besser verstehen, was die anderen fühlen, weil wir die jeweiligen Stimmungen bei uns erkennen. Der Mensch sollte meiner Meinung nach in jeder Situation im vollen Bewusstsein da sein und fühlen, dass er selber über sein Leben entscheiden kann. Wir können uns entscheiden, auch unter den aktuellen Umständen glücklich zu sein und dieses Gefühl mit den anderen zu teilen.“

Foto: Piers Posner / eigenes Archiv
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