Via Transilvanica: auf Umwegen quer durch Rumänien
Ein Wanderweg, der im hohen Norden Rumäniens, genauer in der Nähe des Putna-Klosters, beginnt und im Südwesten, an der Donau endet. Unter dem Namen Via Transilvanica schlägt uns der Verein Tăşuleasa Social diesen Weg vor.
Christine Leșcu, 11.06.2020, 18:00
Es ist ein 950 km langer Wanderweg, der ursprünglich von Norden nach Süden durch die Landesmitte führen sollte, ein Weg, der von der üblichen touristischen Infrastruktur mit asphaltierten Straßen abweicht und auf weniger bekannten Pfaden durchs Gebirge, an Flussläufen entlang und durch verstreute Dörfer zieht. Eine Einladung zur Entschleunigung, glaubt Alin Uhlmann-Ușeriu, der Vorsitzende des Vereins Tăşuleasa Social, der die Idee des Projektes Via Transilvanica hatte.
Wir haben diesen Weg begonnen. Er muss zu Fuß zurückgelegt werden bzw. mit dem Fahrrad oder zu Pferd. Der Reittourismus könnte sehr viele Touristen bringen, denn er passt sehr gut zu den rumänischen Dörfern. Wir reden jetzt aber über die Wanderung. Jeder Kilometerstein ist aus Andesit, wiegt 250 kg und wurde von rumänischen oder ausländischen Künstlern gehauen. Wir wollten etwas Dauerhaftes schaffen, um, sagen wir mal so, nicht vom Weg abzukommen. Unser Projekt ist nicht billig, vor allem wegen dieser Steine, die fast Kunstobjekte sind und die den Wanderern Kilometer für Kilometer Freude bereiten. Die Wegzeichen sind auch von sehr guter Qualität, wir haben bei nahezu jedem Kilometer ein Wegzeichen, entweder an einer Kreuzung aufgestellt oder an einem Baum befestigt. Aller 50 Meter gibt es an Bäumen, Zäunen oder Hausecken eine Wegbeschreibung. Auf der Internetseite viatransilvanica.com ist auch eine Online-Wegbeschreibung abrufbar. Dort gibt es eine umfassende Beschreibung des Landes und des Wanderweges, mit all seinen touristischen Sehenswürdigkeiten. Wir denken, dieser Weg könnte ein Hauptwanderweg sein, von dem aus andere Wanderwege beginnen.“
Weil die Via Transilvanica das Projekt einer NGO ist, wird es aus privaten Spenden oder durch Sponsoring finanziert. Überraschender Weise hat es an Geld nicht gemangelt, sagt uns Alin Uşeriu.
Wir glaubten, wir würden in den nächsten 30 Jahren mit diesem Projekt beschäftigt sein. Unsere Ansprüche waren hoch, auch wenn wir glaubten, Zeit unseres Lebens die Via Transilvanica nicht fertigstellen zu können. Das sollten andere zu Ende führen. Doch jetzt, am 12. Juni, genau nach nur 2 Jahren, sind 400 Kilometer fertiggestellt und dieses Jahr werden weitere 240 Kilometer hinzukommen. Die Finanzierung ist gewährleistet und wir können auf Menschen zählen, die es kaum erwarten, am Projekt mitzuarbeiten. Die lokalen Behörden haben sich auch stark eingesetzt. Es bleiben noch 350 Kilometer bis zum Ende des Weges übrig. Rumänien ist ein schönes Land, das man nicht schnurgerade bereisen sollte. Man sollte auf Umwegen gehen, denn die sind vielmals die schönsten und sehenswertesten. Darum ist der Weg von Putna aus, wo er seinen Anfang nimmt, und bis Turnu Severin — genau vor der Donaubrücke des Apolodor — mehr als 1000 Kilometer lang.“
Als Vorbild dienten uns die spanischen Pilgerwege und Trails in den USA und Indien. Wir sahen, dass solche Wege Kulturen beeinflusst, Gemeinschaften geschaffen und zur Entwicklung der Gebiete beigetragen haben“, schreiben die Leiter des Projektes Via Transilvanica auf der Internetseite. Der Wanderweg ermöglicht den Rumänen, das Land besser kennenzulernen und seine integrative kulturelle Vielfalt zu entdecken, glaubt Alin Uşeriu.
Wer den Weg vom Anfang bis zum Ende gehen will, sollte ihn nicht an einem Stück zurücklegen, denn das würde ca. 50 Tage dauern. Man kann den Weg in Etappen aufteilen und so nimmt man sich Zeit, Rumänien und vor allem Siebenbürgen besser kennenzulernen. Langfristig werden uns auf diese Weise immer mehr Menschen so sehen, wie wird sind. Auch wir Rumänen kennen uns selbst nicht so gut, wie wir es glauben. Ich sage dies aus eigener Erfahrung, denn seit dem ich an der Via Transilvanica arbeite, habe ich ein ganz anderes Rumänien entdeckt. Ein Jahr, nach dem wir den Wanderweg durch Bistrița-Năsăud markiert haben, kamen über 500 Touristen aus Südafrika, Neuseeland, Deutschland und England hierher. Es kamen auch sehr viele rumänische Touristen. Es tut sich was rund um diesen Weg. Fast alle lokalen Gemeinschaften haben uns mit offenen Armen empfangen und nahmen bedingungslos an dem Projekt teil.“
Ende Juni 2020 ist vorgesehen, die Teilstrecke Mureş-Harghita der Via Transilvanica zu eröffnen.