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Klimakrise: Die wahren Verursacher

Neue Studien zeigen: Fossile Brennstoffe sind für 90 % der vom Menschen verursachten CO₂-Emissionen verantwortlich. Sie treiben die Erderwärmung an, versauern die Ozeane und beschleunigen das Artensterben. Sollte sich die fossile Industrie nicht grundlegend verändern, könnte in den nächsten 50 Jahren jede dritte Art verschwinden

Klimakrise: Die wahren Verursacher
Klimakrise: Die wahren Verursacher

, 20.08.2025, 17:00

Daria Hau, Absolventin eines Masterstudiums in internationalem Wirtschaftsrecht mit Schwerpunkt Klimawandel in Amsterdam und ehemalige Beraterin im Umweltministerium, hält die Debatte über den Klimawandel für von Mythen durchzogen.

„Es gibt mindestens zwei Mythen, die von großen umweltschädlichen Konzernen verbreitet werden und die bislang nicht ausreichend entkräftet wurden: der Mythos vom Recycling von Plastik und der Technologiemythos. Viele von uns sind mit der Vorstellung aufgewachsen, dass wir durch konsequentes Recycling die Umwelt schützen. Und Recycling ist auch bei vielen Materialien sinnvoll – bei Plastik jedoch ist das eine unvollständige, ja irreführende Geschichte. Denn tatsächlich wird der allergrößte Teil des weltweit produzierten Plastiks – über 90 Prozent – überhaupt nicht recycelt. Die meisten Plastikarten sind gar nicht dafür gemacht, recycelt zu werden, und werden es auch nie. Dieser Mythos funktioniert wie eine Nebelwand: Er lässt uns glauben, wir seien selbst schuld an der Plastikflut in unseren Haushalten, während die Produktion von Einwegplastik weiter zunimmt.

Der zweite Mythos ist der Technologiemythos: die Idee, dass wir unsere Emissionen nicht drastisch senken müssen, weil es bald technologische Wunderlösungen geben wird – etwa das Einfangen von CO₂ aus der Atmosphäre. Das Problem ist: Diese Technologien sind extrem teuer und werden – nebenbei bemerkt – stark subventioniert. Und nicht nur das: Sie sind ineffizient und global gesehen völlig marginal. Vor allem große Ölkonzerne treiben sie voran, um die Illusion aufrechtzuerhalten, man könne weiterhin Öl und Gas fördern und später die Emissionen technisch bereinigen. Ich zitiere hier sinngemäß sogar einen CEO eines Ölkonzerns, der öffentlich erklärte, diese Technologien würden der Industrie eine Betriebslizenz für weitere 70 bis 80 Jahre geben. Das sagt eigentlich alles: Ihr Zweck ist es, das Weiterlaufen der fossilen Industrie zu legitimieren – unter dem Deckmantel, man werde später schon alles „sauber“ machen.“

Daria Hau betont, dass Recycling und technologische Innovationen keineswegs überflüssig sind oder nicht weiterentwickelt werden sollten. Das Problem sei vielmehr, dass sie überhöht als Allheilmittel dargestellt werden. In Wirklichkeit dient diese Darstellung vor allem dazu, von den eigentlichen Ursachen abzulenken: der Verantwortung der großen Verschmutzer und der Notwendigkeit mutiger, systemischer Klimapolitik.

Ein weiteres Mittel des Greenwashings, so Hau, sei die übermäßige Betonung individueller Verantwortung:

„Slogans wie ‚Der Wandel beginnt bei dir‘ oder ‚Was tust du für den Umweltschutz?‘ sind an sich gute Fragen, die wir uns stellen sollten. Aber wenn sie von den größten Umweltverschmutzern kommen, um von ihrer eigenen Verantwortung abzulenken, dann ist das problematisch. Das beste Beispiel ist für mich ein Ölkonzern, der in den 2000er Jahren das Konzept des individuellen CO₂-Fußabdrucks eingeführt hat – samt einem Online-Rechner, mit dem man berechnen konnte, wie viel CO₂ man als Privatperson ausstößt – nur um zu leben, zu arbeiten, zu existieren. Diese PR-Kampagne, denn nichts anderes war es, basierte auf keinerlei wissenschaftlicher Grundlage. Und ihre Wirkung spüren wir bis heute: Lokale Unternehmen haben das Konzept übernommen und weiterverbreitet, sodass die Verantwortung auf das Verhalten des Einzelnen abgewälzt wurde. Aber leider lässt sich die Klimakrise nicht allein durch Mülltrennung oder Fahrradfahren aufhalten. Wirklicher Wandel muss durch öffentliche Politik geschehen, die klimafreundliches Verhalten unterstützt – und durch die Reduktion von Emissionen an der Quelle, also dort, wo sie massenhaft durch die Industrie entstehen.“

Daria Hau ist überzeugt: Als Einzelpersonen können wir die Klimakrise nicht alleine bekämpfen – aber wir können uns informieren, unsere Stimme nutzen und wissen, was wir von politischen Entscheidungsträgern fordern müssen. Gefragt nach der echten Lösung jenseits der Mythen und Nebelkerzen, antwortet sie:

„Ich glaube, der erste Schritt muss sein, die Ursache ganz klar zu benennen: Fossile Brennstoffe stehen im Zentrum dieser Krise, die die Stabilität des Lebens auf der Erde in seiner ganzen Komplexität gefährdet. Jede Stufe der fossilen Lieferkette setzt Treibhausgase frei, die den Planeten erwärmen, Millionen frühzeitige Todesfälle verursachen, Schäden in Billionenhöhe anrichten und die Ökosysteme destabilisieren. Wenn wir den Klimawandel wirklich aufhalten wollen, müssen wir die Abhängigkeit von diesen Energiequellen beenden. Natürlich braucht es einen gerechten Übergang – für die Arbeitskräfte und Gemeinden, die auf fossile Energie angewiesen sind. Wir müssen besonders auf jene achten, die am stärksten betroffen sind: Kinder, Frauen – vor allem im globalen Süden. Und all das muss bis spätestens 2050 geschehen – wenn wir überhaupt noch eine Chance haben wollen, die kritische 1,5°C-Marke nicht weit zu überschreiten. Wobei die aktuellen Daten leider zeigen, dass wir diese Grenze bereits zu reißen beginnen.“

Der Weltbankbericht „Climate and Development Country Report“ von 2023 zeigt: Rumänien hat das Potenzial, sein Bruttonationaleinkommen in den kommenden 30 Jahren zu verdreifachen – vorausgesetzt, das Land setzt weiter auf Klimaschutz und Emissionsreduktion. Gleichzeitig stellt der Bericht fest, dass Rumänien besonders anfällig für die Folgen des Klimawandels ist – etwa für Überschwemmungen und Dürren. Der CO₂-Ausstoß der rumänischen Wirtschaft liegt 2,5-mal höher als der EU-Durchschnitt. Die steigenden Temperaturen und zunehmenden Hitzewellen stellen eine reale Gefahr für Bevölkerung, Wirtschaft und Infrastruktur dar.

Foto: Mathias Reding / Unsplash
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