Der für die unterirdische Infrastruktur zuständige Anbieter könnte seine Monopolstellung missbraucht haben
Wir reden immerzu von einer Vernetzten Welt – worüber wir weniger diskutieren ist die Vernetzung selbst. In größeren rumänischen Städten hat es immer das Problem gegeben, dass die immer größere TV- und Internetdichte auch zur Verunstaltung der Landschaft geführt hat, denn nicht alles geht kabellos. Besonders betroffen war Bukarest, wo Masten unter dem Gewicht des Kabelsalats auch mal eingestürzt sind. Eine Lösung hat sich gefunden, aber sie passt offenbar dem Kartellamt nicht – und mit dieser Story befassen wir uns diesmal.
Je mehr Anbieter auf einem Markt erscheinen, desto besser wird es für die Kunden – das besagt eine ökonomische Faustregel. Als in Bukarest TV- und Internetdienstleister wie Pilze nach dem Regen auftauchten, fielen zwar die Preise, aber für das Stadtbild wurde es immer schlimmer. Jeder neue Anbieter legte seine eigenen Kabel, so dass der Himmel von zahllosen Strängen durchzogen war. Irgendwann wurde es den Kommunalverwaltern zu bunt und eine Lösung wurde gefunden – die vielen Kabel sollten unter die Erde verschwinden. Sie neu zu verlegen würde aber Geld kosten – und das war natürlich knapp. Also setzte die Stadt auf private Partner. Die Firma NetCity würde die Arbeit übernehmen und Glasfaserkabel unterirdisch legen. Die Telekomanbieter würden dann von NetCity die Kabel mieten, von dem Erlös würde NetCity dann auch Lizenzen an das Rathaus zahlen.
Die Firma machte sich an die Arbeit: Zum Ende des Jahres 2012 waren 3500 Kilometer Kabel gelegt, an das Netz waren 11 Tausend Gebäude auf 300 Straßen angeschlossen. Das war die erste Phase, die nur die Stadtmitte erfasste, im Moment sollte an der zweiten Phase gearbeitet werden, die neue Flächen außerhalb des Stadtkerns erfassen soll.
Zwischen 2009 und 2013 kassierte die Bukarester Stadtverwaltung fast zwei Millionen Euro aus der Konzession des unterirdischen Netzes – nach dem Vertrag müsste sie jährlich 12 Prozent aus dem Preis bekommen, zu dem NetCity das Netz an die Anbieter vermietet. Doch diesen passt das Arrangement kaum – besonders den kleinen und mittelgroßen Firmen scheinen die Tarife von NetCity zu hoch zu sein. Ihnen gibt die Telekomregulierungsbehörde ANCOM Recht – die Preise grenzten an Wucher, so die Behörde.
Weit mehr dürfte sich die Firma NetCity an einer Untersuchung des Kartellamts stören – letztes Jahr veröffentlichten die Wettbewerbshüter einen vorläufigen Branchenbericht. Das Kartellamt stellte bei einer Prüfung der Marktzustände fest, dass andere Dienstleister keine echte Alternative für NetCity darstellen. Netcity habe demzufolge im eigenen Einzugsgebiet eine Monopolstellung und müsse sich willkürlicher Praxis enthalten – dazu gehört auch, dass NetCity keine ungerechten Preise und Konditionen aufzwingen und den Zugang zu Netz nicht vorenthalten darf.
Am Dienstag ging das Kartellamt einen Schritt weiter: die Beamten kontrollierten unangemeldet im Hauptquartier des Unternehmens. Zwar signalisierten sie Gelassenheit und sagten, dass solche Kontrollen in einem Verfahren üblich sind und keine Vorverurteilung darstellen - aber auf einen gewissen Verdacht auf den Missbrauch einer dominanten Marktstellung weisen die Kontrollen doch hin.
In der Tat: RDS, einer der Mitbewerber auf dem Telekom-Markt, wollte laut Angaben der Firmenchefs ein unterirdisches Netz für den eigenen Datenverkehr legen. Die Stadt lehnte eine Baugenehmigung ab und verwies den Antragsteller an NetCity. Jetzt zahlen wir eben Miete an NetCity und wollen das nicht weiter kommentieren, sagte der Vizepräsident von RDS vor etwa einem halben Jahr.
Für die Bukarester ist wahrscheinlich wichtiger, dass die hässlichen Kabel unter die Erde verschwinden.
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