Doku „Eine fast perfekte Familie”: Wie Kinder die Trennung ihrer Eltern bewältigen
Die Dokumentation „O familie aproape perfectă” („Eine fast perfekte Familie”) von Tudor Platon, produziert von microFilm, ist eine intime und bewegende Geschichte über die Kommunikation zwischen Generationen.
Corina Sabău, 20.09.2025, 17:30
Der Film, der auf internationalen Festivals wie dem Ji.hlava International Documentary Film Festival (Tschechien) und DocPoint Helsinki (Finnland) gezeigt wurde, hat auch eine Reihe von Sondervorführungen in Bukarest und im ganzen Land, an denen das Team teilnimmt. Der Dokumentarfilm wurde bei den 16. Abenden des rumänischen Films „Serile Filmului Românesc” in Iași vorab gezeigt. Die Nachricht von der Trennung seiner Eltern nach 30 Jahren Ehe veranlasste Tudor Platon, die Beziehungen in seinem Umfeld mit Hilfe seiner Kamera, seinem stärksten Verbündeten, zu hinterfragen. Tudor Platon „Eines Tages kam meine Mutter zu mir nach Bukarest und erzählte mir, dass mein Vater von zu Hause weggegangen sei. Das war ein ziemlich intensiver Moment für mich, und ich hatte das Bedürfnis, eine Kamera zu nehmen und zu filmen, was um mich herum geschah. Seitdem habe ich angefangen zu filmen, seitdem meine Mutter mir diese Nachricht überbracht hat. So hat alles angefangen, aus meinem Bedürfnis heraus, die Kamera zu benutzen, wenn ich spüre, dass um mich herum etwas emotional Intensives passiert.
Und ich kann sagen, dass die Kamera mir Mut macht, mir hilft, auch auf andere Dinge zu achten, nicht nur darauf, was um mich herum passiert. Und das verschafft mir Momente der Erholung, es hilft mir, nicht alles auf einmal zu verarbeiten. Die Kamera fungiert für mich als Vermittler und hilft mir, alles rückblickend zu sehen, ich kann Momente aus der Vergangenheit wieder aufleben lassen. Das hat natürlich viel mit dem Tagebuch zu tun, und im Moment kann ich diese Gewohnheit, die Kamera mit mir zu tragen, einfach nicht aufgeben. Ich habe sogar den Ordner, in dem ich meine Videoaufnahmen speichere, „Tagebuch” genannt. „Während meine Familie zahlreiche Veränderungen durchlief, filmte ich alle mir nahestehenden Personen in intimen Gesprächen und Momenten der Verletzlichkeit, um meine Eltern besser zu verstehen und meine Angst vor der Gründung einer eigenen Familie zu überwinden“, sagte im Anschluß Tudor Platon, Regisseur, Drehbuchautor und Kameramann des Films. Die Tiefe, die Tudor Platon den von der Kamera erzählten Geschichten verleiht, verwandelt sie in einen Diskurs über generationenübergreifende Traumata, ein Thema, das im rumänischen Kino bisher kaum behandelt wurde.
Tudor Platon: „Es war emotional sehr intensiv. Ich habe 2018 mit den Dreharbeiten begonnen und 2023 den Schnitt fertiggestellt. Aber die beiden Geschichten im Film, die Geschichte der Beziehung meiner Eltern und die Geschichte zwischen mir und Carla haben nicht gleichzeitig begonnen. Alles begann mit der Nachricht von der Trennung meiner Eltern, und es war eine Zeit, in der ich versuchte, mit Hilfe der Kamera zu verstehen, was vor sich ging. Dann begann sich allmählich auch meine Beziehung zu Carla zu entwickeln, und wenn ich mir diesen Film anschaue, stelle ich fest, dass es so ist, als würde ich mein Leben vor einigen Jahren betrachten, zumal es dort Momente in meiner Beziehung zu Carla gibt, die einen chronologischen Verlauf sehr deutlich markieren, einschließlich der Tatsache, dass wir ein Kind bekommen haben”.
Der Schnitt des Films stammt von Delia Oniga und Maria Salomia, für das Sounddesign waren Ioan Filip und Dan-Ștefan Rucăreanu verantwortlich. Regie, Drehbuch und Kamera stammen von Tudor Platon. Produzenten sind Carla Fotea, Ada Solomon, Tudor Platon. Tudor Platon, Mitglied der Europäischen Filmakademie, gab sein Debüt als Regisseur mit dem Film „Casa cu păpuși” („Das Puppenhaus”), der 2020 im Dokumentarfilmwettbewerb des Filmfestivals von Sarajevo seine Premiere feierte und für das Internationale Filmfestival Transilvania, Zagreb Dox, das Astra Film Festival und das Biografilm Festival ausgewählt wurde. Als Kameramann arbeitete er an über 20 Produktionen, sowohl Dokumentar- als auch Spielfilmen, darunter „Anul Nou care n-a fost” („Das Neue Jahr, das es nie gab”, Regie: Bogdan Mureșanu), „Cadoul de Crăciun” („Das Weihnachtsgeschenk”, Regie: Bogdan Mureșanu), „4:15 P.M. Sfârșitul lumii” („4:15 P.M. Das Ende der Welt”, Regie: Gabi Șarga und Cătălin Rotaru).