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Regisseurin verwertet Privatarchive für Dokumentarfilm

Der Dokumentarfilm „Triton“ von Ana Lungu, der inzwischen auch in den rumänischen Kinos läuft, hatte seine Weltpremiere im Internationalen Wettbewerb des Filmfestivals FID Marseille. Er erhielt den Sonderpreis der Jury für die Verwertung privater Materialien von Archivio Aperto Bologna sowie den FIPRESCI-Preis beim Transilvania International Film Festival. Außerdem war „Triton“ für die Semaine de la critique in Montréal und für das Astra Film Festival nominiert.

Documentarfilm
Documentarfilm "Triton" von Ana Lungu

, 22.11.2025, 11:18

Der Dokumentarfilm „Triton“ von Ana Lungu, der inzwischen auch in den rumänischen Kinos läuft, hatte seine Weltpremiere im Internationalen Wettbewerb des Filmfestivals FID Marseille. Er erhielt den Sonderpreis der Jury für die Verwertung privater Materialien von Archivio Aperto Bologna sowie den FIPRESCI-Preis beim Transilvania International Film Festival. Außerdem war „Triton“ für die Semaine de la critique in Montréal und für das Astra Film Festival nominiert.

Triton ist der größte der 13 Monde des Neptun und er ist ungewöhnlich, weil als einziger großer Mond in unserem Sonnensystem seinen Planetem in entgegengesetzter Richtung zu dessen Rotation umläuft. Aber das Wort Triton bezeichnet auch drei Töne, drei Klänge – und der Film besteht aus drei stilistisch unterschiedlich erzählten Geschichten, verbunden durch eine weibliche Stimme. Es geht um die Story eines Vaters, der die Kindheit seiner Tochter im Rumänien der 1980er Jahre filmt; dann um die eines Musiklehrers, der in den 1960er und 1970er Jahren das Leben seiner Familie und seiner Freunde dokumentiert, und schließlich um die Geschichte eines Aristokraten, der Eindrücke vom Sommer 1942 festhält, als Rumänien mit Nazi-Deutschland verbündet war. Der Film beruht ausschließlich auf Archivmaterial – seltene Amateuraufnahmen aus der Zeit zwischen dem Zweiten Weltkrieg und der Revolution von 1989. Die Zusammenarbeit mit dem Regisseur Dane Komljen, geboren in Bosnien-Herzegowina und in Berlin ansässig, der auch den Schnitt verantwortet, sei für das Projekt entscheidend gewesen, sagt Ana Lungu.

„Den Film aus drei stilistisch unterschiedlich behandelten Teilen zusammenzuschneiden habe ich entschieden, as ich bereits ein Jahr lang allein daran arbeitete. Schon damals spürte ich, dass es besser passt, wenn diese drei Teile getrennt bleiben und nicht durch einen fiktiven Rahmen auf gezwungene Art verbunden werden. Dane Komljen habe ich zunächst gebeten, mir beim Voice-over beratend zur Seite zu stehen, weil ich bisher nie mit Voice-over gearbeitet habe, während Dane dieses Mittel in all seinen Filmen nutzt. Ich wusste schon, dass er literarisch begabt ist und vor seinem Filmwerk Gedichte veröffentlicht hat. und das war für meine Wahl ebenfalls sehr wichtig. Dane kam dann mit der Idee, dass das Voice-over ebenso unterschiedlich sein sollte wie die drei stilistisch verschiedenen Teile. Im ersten Teil sollte es in der ersten Person gehalten sein, im zweiten in der dritten Person und im letzten Teil in der zweiten Person, in einer Briefform, als direkte Anrede. Ich fand das ehr passend. Und im Mittelteil, in der Geschichte mit der Erzählerin, gibt es dann einen kleinen Verweis auf den Roman Fahles Feuer von Vladimir Nabokov. Nabokov und auch andere literarische Referenzen bildeten gewissermaßen die Grundlage meiner Zusammenarbeit mit Dane.“

Festivalkurator und Programmgestalter Andrei Tănăsescu sieht in „Triton“ einen neuen Abschnitt im Werk von Ana Lungu.

„Als Ana Lungu die Archive entdeckte, die sie in Triton verwendet, hat sie stilistisch und formal eine Filmsprache eröffnet, die sich deutlich von jener unterscheidet, die sie bisher in ihren Spielfilmen angewandt hat. Ihre bisherigen Spielfilme griffen biografische Elemente der Schauspieler auf, die in ihren Besetzungen auftauchten. Diesmal aber arbeitet Ana mit gefundenem Material, found objects, also in diesem Fall mit privaten Archiven, die als filmische oder visuelle Objekte bereits eine eigene Autonomie besitzen. Sie gibt ihnen einen Ausdrucksraum, interpretiert sie aber zugleich neu – und das auf ethische Weise, was bei der Arbeit mit Archiven sehr wichtig ist. Bei einem Montagefilm liegt das Schaffen im Schnitt selbst. Doch Triton ist offensichtlich ein sehr durchdachter kreativer Akt, und damit meine ich sowohl die Erzählweise als auch den Ton des Films. Es ist ein vielschichtiger Film, den man mehrmals sehen sollte, weil das Publikum jedes Mal etwas anderes, etwas Neues entdecken wird. Jedes Mal bestätigt sich dem Zuschauer eine bestimmte Botschaft oder Wahrnehmung im Hinblick auf die Art der Erzählung oder auf die Archive selbst – oder auch nicht. ich bewundere, dass sich rumänische Filme, Montagefilme wie hybride Dokumentarfilme, immer stärker mit Archiven beschäftigen. Triton bietet uns dabei in besonderer Weise Zugang zu selten gesehenen privaten Archiven, sei es im Film oder über andere mediale Wege.“

Ana Lungu, Jahrgang 1978, hat bislang unabhängig mehrere Spielfilme realisiert, die auf internationalen Festivals liefen – in Locarno („Der Bauch des Wals“, 2010), Rotterdam („Selbstporträt eines braven Mädchens“, 2015) oder Sarajevo („Ein Prinz und eine Hälfte“, 2018). Sie erhielt den Preis für den besten Film beim Festival Crossing Europe in Linz und den Publikumspreis beim Europäischen Filmfestival 2015. Seit 2019 ist sie Mitglied der Europäischen Filmakademie. Produzenten von „Triton“ sind Adrian Sitaru und Ana Lungu.

sursă foto: filmedefestival.ro/les-films-de-cannes
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