„Emotional Soundwalking“: Tanz aus dem Theater in die Straßen von Bukarest
Am 29. April wird weltweit der Internationale Tag des Tanzes gefeiert – und das schon seit 1982. Passend zu diesem Datum startet AREAL – der Raum für choreografische Entwicklung – ein neues Projekt mit europäischer Dimension: „AREAL Coregrafic European“.

Ion Puican und Alex Sterescu, 03.05.2025, 17:19
Zum neuen Projekt gehört auch ein besonderer Workshop: „Moving Spaces“ – eine Art Audition für Tänzerinnen und Tänzer. Die Veranstaltung lief am 28. und 29. April im Pavillon des Goethe-Instituts in Bukarest – und ist Teil des europäischen Projekts „Emotional Soundwalk“. AREAL ist übrigens Mitglied im European Dancehouse Network – einem Zusammenschluss von 47 Tanzorganisationen aus 28 Ländern.
Was hinter dem Workshop steckt und warum „Moving Spaces“ mehr ist als nur Bewegung im Raum – darüber haben wir mit dem Co-Direktor von AREAL gesprochen, dem Choreografen Cosmin Manolescu.
„Im April, zum Internationalen Tag des Tanzes, startet AREAL in Bukarest ein neues Projekt: AREAL Coregrafic European. Ziel ist es, wichtige Künstler und Kuratoren aus Deutschland und Portugal mit der choreografischen Szene in Bukarest zu vernetzen. Geplant sind Performances, Workshops und auch Filme – entwickelt von AREAL-Künstlern, unter anderem in Freiburg und Wuppertal. Der Workshop „Moving Spaces“ bildet den Auftakt: eine Art Audition, und gleichzeitig der Start eines Kooperationsprojekts zwischen Bukarest und Wuppertal. Dabei arbeiten wir mit den Choreographen Thusnelda Mercy und Pascal Merighi zusammen. Die beiden betreiben einen besonderen Tanzraum – und zwar in einem Bahnhof in Wuppertal. Der Workshop ist aber nicht nur ein Auswahlverfahren – er ist auch eine Plattform für Austausch und Begegnung.Mehr als zehn Künstler wurden ausgewählt, um daran teilzunehmen. Und einer oder zwei von ihnen werden schließlich Teil der Endphase unseres Projekts „Emotional Soundwalk“.“
Der Choreograf Cosmin Manolescu hat uns auch mehr über das Projekt „Emotional Soundwalk“ erzählt – und über die beiden deutschen Choreografen, die beim Workshop „Moving Spaces“ in Bukarest mit dabei waren:
„Was ist eigentlich der „Emotional Soundwalk“? Es handelt sich um eine performative Route – entwickelt von den beiden deutschen Künstlern, die auch beim Workshop in Bukarest dabei waren. Die erste Version wurde bereits in Wuppertal gezeigt. Jetzt wird das Konzept an Bukarest angepasst – an die öffentlichen Räume hier – und gemeinsam mit einem lokalen künstlerischen Team umgesetzt. Mir ist wichtig, dass Tanz und Bewegung auch außerhalb klassischer Bühnen stattfinden – und Menschen erreichen, die sonst eher keinen Zugang zum zeitgenössischen Tanz haben. Das Projekt soll eine neue Form der Zusammenarbeit ermöglichen: internationale Arbeiten, interpretiert und weiterentwickelt von rumänischen Künstlerinnen und Künstlern – hier vor Ort in Bukarest.”
Über die deutsche Stadt Wuppertal, das Projekt „Emotional Soundwalking“ und die beiden Choreografen Thusnelda Mercy und Pascal Merighi erzählt uns der AREAL-Ko-Direktor Cosmin Manolescu mehr:
„Unsere beiden Gäste aus Wuppertal sind ehemalige Tänzer von Pina Bausch – der Begründerin des weltberühmten Tanztheaters. Ich freue mich sehr, dass wir – gemeinsam mit unserem langjährigen Partner, dem Goethe-Institut – ein neues Projekt mit diesen außergewöhnlichen Künstler starten. Wer den Film Pina kennt, weiß: Wuppertal ist eine Stadt des Tanzes. Und genau darum geht’s auch in „Emotional Soundwalking“ – Tanz raus aus dem Theater, rein in die Stadt. Die Passanten werden dabei automatisch zu Zuschauern – oder sogar zu Teilnehmenden – in diesem urbanen, choreografischen Abenteuer.”
Aber welche Art von Erfahrung müssen die Künstler eigentlich mitbringen, um an diesem Workshop teilzunehmen? Geht es eher um Fachwissen im Bereich urbaner Tanz oder steht die Kreativität und Offenheit der Teilnehmenden im Vordergrund?
„Die beiden Choreografen, die wir nach Bukarest eingeladen haben, möchten vor allem mit rumänischen Künstlern zusammenarbeiten. Es geht ihnen darum, gemeinsam ein performatives Format zu entwickeln – und vielleicht sogar eine Version, die sich von der in Wuppertal unterscheidet. Die urbane Performance, die im September Premiere feiern wird, startet am Goethe-Institut in Calea Dorobanți und endet in einem der öffentlichen Parks – vielleicht sogar im Văcărești-Nationalpark. Für uns ist es wichtig, eine Verbindung zwischen Körper und Natur herzustellen – zwischen der Stadt und den Passanten. Es haben sich 11 Künstler für den Workshop beworben. Dabei ging es nicht nur um Erfahrung im urbanen Tanz – sondern vor allem um Interesse an der Arbeit mit Bewegung und der Erkundung urbaner Räume.”
Zum Abschluss unseres Gesprächs teilte der Choreograf Cosmin Manolescu noch seine Meinung über den zeitgenössischen Tanz im rumänischen Kunstraum mit:
„Ich denke, der zeitgenössische Tanz in Rumänien findet immer noch hauptsächlich in Theatern statt – wenn er überhaupt stattfindet. Unser Projekt „Emotional Soundwalking“ ist für mich ein wichtiger Schritt nach vorne, um den Tanz näher zu den Menschen zu bringen. Wir wollen ihn raus auf die Straße, in die Parks bringen und so vielleicht stärkere emotionale Verbindungen schaffen.”