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Konformitätsdruck: Das Theater-Projekt „Bestiar. Konsumgut”

Das unabhängige Theaterensemble Vanner Collective ist bekannt für seine originellen Initiativen in der rumänischen Kulturszene. Brisante soziale Themen werden dabei in Theateraufführungen übertragen. Das neueste Projekt heißt „Bestiar. Konsumgut“, dieses wurde vom Bürgermeisteramt Bukarest mitfinanziert.

Il progetto Bestiario - Bene di consumo
Il progetto Bestiario - Bene di consumo

, 05.10.2024, 09:14

Das Projekt eröffnet die Debatte über die besorgniserregende Spannung der die Jugendlichen heutzutage ausgesetzt sind. Es ist die Spannung zwischen dem Bedürfnis der Jugendlichen nach Individualität und dem Konformitätsdruck, den die Gesellschaft und die Online-Umgebung, die sozialen Netzwerke, ausüben. Die Frage nach der Inspirationsquelle für das Projekt stellten wir Anca Spiridon, verantwortlich für die Öffentlichkeitsarbeit im kulturellen Bereich.

Die Inspiration für das Theaterstück und später für die Aufführung „Bestiar“, die jüngste Produktion von Vanner Collective, waren die Herausforderungen für die heutige Jugend. Es geht insbesondere um ihre Präsenz in den sozialen Netzwerken und den Druck der vorgeschlagenen Modelle in Sachen Verhalten, Aussehen und Erfolg.

Junge Menschen fühlen sich unter Druck gesetzt, sich an Maßstäbe anzupassen, die nicht ihre eigenen sind. Es sind besonders willkürliche, besonders starre Maßstäbe, die ihnen nicht erlauben, ihre Individualität, ihre Persönlichkeit oder ihre Authentizität zum Ausdruck zu bringen. Sie werden eher gezwungen, sich in eine Zone der Konformität zu begeben.  

Heutzutage entsteht offensichtlich diese Spannung zwischen dem Bedürfnis nach Selbstdarstellung und dem Druck, sich bestimmten Normen anzupassen. Menschen aller Altersgruppen, aber insbesondere junge Menschen, spüren das überwiegend im Internet und den sozialen Netzwerken. Die Modelle dort sind nicht für uns alle gültig. Im Projekt wollten wir also vor allem die Onlinepräsenz und ihre Risiken beleuchten.

Anca Spiridon sprach im Interview auch über die Beweggründe des Ensembles Vanner Collective bei der Wahl des Themas.

Das Vanner-Team spricht häufig heikle Themen in seinen Projekten an. Es will dem Publikum, insbesondere den jüngeren, zeigen, dass wir alle irgendwann einmal gesellschaftlichem Druck ausgesetzt waren. Sei es die Universität, die wir besuchen wollten, der Beruf, den wir ausüben wollten, ein Lebensstil, eine bestimmte Sichtweise und unsere Entscheidungen im Allgemeinen. Wir wollten mit diesem Projekt, mit der Aufführung „Bestiar“, einen sicheren Raum schaffen, in dem sie sich ausdrücken können, in dem sie sehen, dass sie nicht allein sind, und in dem sie sich wohler fühlen, wenn sie ihre Individualität zum Ausdruck bringen. 

Doch wie hat sich das Projekt „Bestiar“ entwickelt? Welche künstlerischen Forschungs- und Ausdrucksmethoden wurden bei dem Projekt angewandt? Diese Fragen stellten wir Anca Spiridon, verantwortlich für die Öffentlichkeitsarbeit im Kulturbereich.

Während des Projekts haben wir eine Reihe von Workshops mit Teenagern und Jugendlichen veranstaltet. Als Feedback erhielten wir die Idee, dass die Gesellschaft in der Tat ziemlich viel Konformität von ihnen zu verlangen scheint. Sie haben das Gefühl, dass sie besser beherrschbar sind, dass es besser ist, fügsam zu sein, als ihre Meinung zu äußern oder ihre Persönlichkeit zum Ausdruck zu bringen. Und das bestärkte uns in der Überzeugung, dass wir eine gute Diskussion eröffnet haben und dass wir einen Rahmen bieten können, in dem Individualität zum Ausdruck kommen kann.

Wir haben die Metapher der Opfertiere eben als Ausgangspunkt benutzt, um Stereotypen und Konformität zu untersuchen. Diese bedeutet vielleicht die Opferung des Selbst, der Persönlichkeit. Das Team Vanner ging von der Idee aus, dass man, wenn man sich anpasst, einen Teil von sich selbst verliert, man verliert, was man werden könnte. Man verliert den Stamm, die Herde, die eigentlich zu einem gehört, wenn einem gesagt wird, man solle sich an Normen und Standards anpassen.

Am Ende unseres Gesprächs erzählte uns Anca Spiridon von der Theateraufführung „Bestiar“, die das Endergebnis des gesamten Projekts war.

Die Aufführung „Bestiar“ basiert auf einem neuen dramatischen Text, der von Raluca Mănescu und Denisa Nicolae, Mitbegründerin des Vanner Colective, geschrieben wurde. Denisa Nicolae ist auch für das Konzept und die Regie verantwortlich. Das Team besteht aus langjährigen Mitarbeitern des Vanner Colective, aber die Schauspieler, die in „Bestiar“ zu sehen sein werden, sind allesamt sehr junge Schauspieler.  

Mit „Bestiar“ wollte sich das Team des Vanner Collective den Jugendlichen nähern, über ihre spezifischen Probleme sprechen und mit ihnen in einen dauerhaften Dialog treten. Es wollte deren Herausforderungen auch einem Publikum präsentieren, das sie vielleicht in der heutigen Form nicht erlebt hat oder das sich vielleicht nicht an sie erinnert. Eltern, Lehrer und Freunde sollen sich mit dem Druck der sozialen Medien auseindandersetzen.

Foto: Adi Mărineci
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