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Premieren im Hermannstädter Nationaltheater „Radu Stanca“

Das Hermannstädter Nationaltheater Radu Stanca“ hat in der ersten Oktoberwoche zum Auftakt der Spielzeit 2014-2015 fünf Erstaufführungen auf die Bühne gebracht, die ein begeistertes Publikum, zahlreiche Journalisten und Theaterkritiker anzogen.

Premieren im Hermannstädter Nationaltheater „Radu Stanca“
Premieren im Hermannstädter Nationaltheater „Radu Stanca“

, 11.10.2014, 15:46

Es ist bereits zu einer Tradition rumänischer Nationaltheater geworden, am Anfang der Spielzeit einige der Erstaufführungen und ihrer Projekte in Vorbereitung auf die Bühne zu bringen. Das Hermannstädter Nationaltheater Radu Stanca“, Veranstalter der berühmten Internationalen Theaterfestspiele, bildet auch keine Ausnahme. In der ersten Oktoberwoche erfreuten sich sowohl das Hermannstädter Publikum als auch zahlreiche Journalisten und Theaterkritiker der ersten fünf Premieren der insgesamt 14 in der Spielzeit 2014 — 2015.



Eröffnet wurde die Spielzeit mit der Vernissage der Kunstausstellung FOCUS TNRS: Visionen des Aufstands und der Tragödie“ der Künstler Sebastian Marcovici und Dragoş Dumitru. In der Ausstellung bebildern die jungen künstlerischen Fotografen die fünf Aufführungen, die in der ersten Oktoberwoche beim Nationaltheater im mittelrumänischen Hermannstadt dargestellt wurden. Sebastian Marcovici mit Einzelheiten:



Wir haben drei‎ßig Fotos ausgestellt, sechs für jede Aufführung. Ausgestellt werden die Fotos auf den Plakaten unseres Kunstvereins »Focus Sibiu«. Es handelt sich um repräsentative Bilder, die dem Publikum die Möglichkeit gibt, sich einen Eindruck über die Aufführung zu machen. Meiner Ansicht nach muss man zuallererst den Sinn der Aufführung verstehen, bevor man sie fotografiert. Deshalb bleibt die Theaterfotografie mein Lieblingsgenre der Fotografie. Es ist eine gro‎ße Herausforderung für mich, mich selber sehr schnell in die Stimmung zu bringen, innerhalb einer einzigen Stunde muss ich fühlen, mir ein Bild von der Aufführung machen und letztendlich fotografieren. Die Aufführungen finde ich sehr gut, sehr visuell, farbenfroh, dynamisch, und sie bieten uns allen ausgezeichnete Bilder an.“




Die Reihe der Erstaufführungen, die in der ersten Oktoberwoche dargestellt wurden, wurde von Marat/Sade“ des luxemburgischen Regisseurs Charles Muller eröffnet, einer Inszenierung nach dem Stück von Peter Weiss Die Verfolgung und Ermordung Jean-Paul Marats, dargestellt durch die Schauspielgruppe des Hospizes zu Charenton unter Anleitung des Herrn de Sade“. Das Drama war 1964 uraufgeführt worden. Der berühmte britische Regisseur Peter Brook hat das Stück in jenem Jahr in London und 1965 am Broadway inszeniert. 1966 wurde das Drama verfilmt. Das international erfolgreiche Theaterstück wurde 1966 mit dem US-amerikanischen Theater- und Musicalpreis Tony Award als bestes Theaterstück ausgezeichnet. Peter Brook wurde mit dem Preis für den besten Regisseur geehrt. Im Mittelpunkt des Dramas um die Französische Revolution stehen die beiden zentralen Gestalten Marat und De Sade mit ihren gegenseitigen Weltanschauungen und den damit einhergehenden Staatsentwürfen.



In dem Hospiz zu Charenton inszeniert der Marquis de Sade zusammen mit Patienten und politischen Gefangenen eine Aufführung über die letzten Stunden im Leben von Jean-Paul Marat, einem Schriftsteller und Politiker der Französischen Revolution, der für die Radikalität seiner Auffassung bekannt wurde. Charles Muller ist der Ansicht, dass der Text immer noch aktuell sei:



Der Dialog zwischen De Sade und Marat vertritt zwei gegenseitige Auffassungen angesichts des Sinns des Lebens. Beide müssen dabei scheitern. Heutzutage fällt es den Menschen vor dem Hintergrund der Situation in der Welt sehr schwer ein, sich das eigene Leben zu organisieren. Selbst wenn er in den sechziger Jahren des letzten Jahrhunderts entstand, ist der Text heute noch sehr aktuell. Es gibt Revolutionen in Ägypten, Tunesien, Syrien, die Situation in der Ukraine ist auch dramatisch, im Westeuropa nimmt die Arbeitslosenquote deutlich zu, genauso wie die Migrationsprobleme. Meiner Meinung nach sollte man in die Geschichte zurückblicken und verstehen, dass alle Aufstände zum Scheitern verurteilt waren. So wie die Franzosen sagen: ‚La révolution dévore ses propres enfants / Die Revolution frisst ihre eigenen Kinder‘. Es liegt in der menschlichen Natur. Ich kann verstehen, warum die französische Revolution entstanden ist, ich kann auch verstehen, dass im Oktober 1917 in Russland ein Aufstand ausbrach. Ich verstehe perfekt dass es die Menschen satt hatten und gegen ihre Regierungen aufgestanden sind, aber was danach kam, war Diktatur. Wir brauchen doch keine Diktatoren.“




Die deutsche Abteilung des Radu-Stanca-Nationaltheaters hat das Stück Amadeus“ von Peter Shaffer in der Regie von Gavriil Pinte erstaufgeführt. Das Stück begibt sich auf die Spuren Mozarts und seines rätselhaften Todes. Gerüchten zufolge sei er vergiftet worden. Beschuldigt wird Antonio Salieri, der ursprünglich erfolgreichste Komponist am Hof des Kaisers Joseph II., bevor das Wunderkind Mozart auftaucht. Doch das Rätsel interessiert den Regisseur Gavriil Pinte weniger:



Das ist nicht, was mich direkt interessierte, sondern dass der Künstler oftmals den politischen und wirtschaftlichen Bedingungen zum Opfer fällt. Heute wird unser Schicksal nicht von ideologischen, sondern von wirtschaftlichen Bedingungen geprägt. Mozart wurde mit dem Not, dem sozialen Elend und dem eingeschränkten geistigen Horizont derer konfrontiert, die ihn finanziell unterstützen sollten. Man kann das Thema Situation des Künstlers nicht ansprechen, ohne den sozialen und politischen Aspekt zu berücksichtigen, genauso wie man die ästhetische Hinsicht nicht weglassen kann. Mozart war seiner Zeit voraus. In diesem Stück handelt es sich eigentlich um die Situation des Künstlers, um den dramatischen Dialog zwischen dem begabten und dem niveaulosen Künstler, zwischen Mozart und Salieri. Es geht vielmehr um das Entzücken und die Qual der Schaffung bei Mozart sowie um das Elend der Mittelmä‎ßigkeit, den erschütternden Neid Salieris, in dem Theaterstück der einzige, der die Musik von Mozart völlig verstehen konnte und sie dennoch am stärkten hasste.“




Die Reihe der Erstaufführungen beim Hermannstädter Nationaltheater wurde von von Eugène Ionescos Lektion“ in der Regie von Mihai Măniuţiu, einem äu‎ßerst sinnvollen Text über politische Manipulation, Verführung und Grausamkeiten, De ce Hecuba?“ (Warum Hekuba?“) von Matei Vişniec in der Vision der Regisseurin Anca Bradu, einer modernen Tragödie über die Königin von Troja, Hekuba, Oedipus“ des Regisseurs Silviu Purcărete, nach einem Originaldrehbuch des Regisseurs und den ursprünglichen Texten König Oedipus“ und Oedipus auf Kolonos“ von Sophokles ergänzt. Die Aufführung Oedipus“ wurde ebenfalls bei dem diesjährigen Internationalen Theaterfestival in Hermannstadt dargestellt und soll 2014 bei den Nationalen Theaterfestspielen auf die Bühne gebracht. Im April 2015 geht die Aufführung auf Tournee nach Tokyo.




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