Die Weinstraße von Prahova – Ein kulturell-touristisches Juwel unweit von Bukarest
Nur eine kurze Fahrt von Bukarest entfernt findet man eine außergewöhnliche kulturell-touristische Route: das Weinland Prahova.
Daniel Onea, 26.10.2025, 19:58
Inspiriert von ähnlichen Routen in Frankreich oder der Toskana, offenbart dieser „Weinweg“ eine faszinierende Verbindung von Weinanbautradition, spektakulären Landschaften und kulturellem Erbe. Die Strecke ist so konzipiert, dass sie ein umfassendes Bild des weinbaulichen und kulturellen Potenzials der Region vermittelt.
Adrian Voican, Präsident des Vereins zur Förderung und Entwicklung des Tourismus in Prahova, beschreibt das Konzept und die Geografie dieser Route:
„Das Konzept eines ‚Weinlands‘ oder einer Region für Weintourismus gibt es in vielen Teilen der Welt, etwa in Frankreich oder in der italienischen Toskana. Wir haben dieses Modell an die Bedingungen in Rumänien angepasst – eine Kreuzung von Weinanbautradition, bemerkenswerten Landschaften und kulturellem Erbe. Die touristische Route in der Region Prahova-Buzău erstreckt sich über etwa 58 bis 60 Kilometer. Von Ost nach West umfasst sie Orte wie Izvor, Tohani, Ceptura, Urlați, Jercălăi, Valea Călugărească und führt weiter über Vărbila, Bucov, Seciu bis zu den Ortschaften Mănăstirea Zamfira, Băicoi, Florești und Filipeștii de Pădure. Besonders ist auch Azuga, wo seit vielen Jahren Schaumwein für das Königshaus von Rumänien produziert wird.“
Die Region Dealu Mare vereint eine beträchtliche Zahl von Produzenten – über 45 Weingüter sind hier tätig. Die Entwicklung des Sektors in den letzten 20 Jahren hat zu einem breiten und vielfältigen Angebot geführt. Besucher können sowohl moderne Weingüter mit nachhaltiger Technologie als auch traditionelle Weingüter in historischen Herrenhäusern besichtigen, die auf natürliche Methoden setzen. Diese Vielfalt ermöglicht es den Gästen, unterschiedliche Perspektiven auf die Weinproduktion im heutigen Rumänien zu gewinnen – von technologisch fortschrittlichen Ansätzen bis hin zu klassisch-handwerklichen Methoden. Adrian Voican berichtet weiter:
„Man kann zwischen modernen Weingütern mit umweltfreundlicher Architektur, die auf nachhaltigen Tourismus ausgerichtet sind – etwa einem modernen Weingut, das in einen Hügel eingebettet und mit Gras bedeckt ist – und traditionellen, rustikalen Weingütern unterscheiden. In letzteren erfolgt die Weinherstellung auf natürliche Weise, ohne Maschinen oder Elektrizität, größtenteils unter Nutzung der Schwerkraft. Der Prozess beginnt oben mit Trauben und Most und verläuft schrittweise nach unten, bis der Wein in Fässer und Flaschen gelangt – ohne mechanische Eingriffe. So gibt es in der Region Optionen für jeden Geschmack.“
Aus önologischer Sicht ist die Region Dealu Mare besonders für ihre Rotweine bekannt – eine Eigenschaft, die auf ihre Lage am 45. Breitengrad zurückzuführen ist, vergleichbar mit derjenigen der Weinberge in Bordeaux, Frankreich. Ein zentrales Aushängeschild ist die autochthone Rebsorte Fetească Neagră. Wie Adrian Voican erklärt, hat diese Sorte zahlreiche internationale Preise gewonnen und gilt als repräsentativ für den rumänischen Wein – sie ist besonders bei Kennern beliebt, die das Lokalkolorit verstehen möchten. Adrian Voican:
„In der Region Dealu Mare sind die bekanntesten Weine Rotweine, da wir uns auf derselben Parallele wie Bordeaux befinden. Rumänische Sorten wie Merlot, Cabernet Sauvignon und Pinot Noir sind auch für französische Touristen interessant, die sie verkosten möchten. Doch die wichtigste Sorte ist die Fetească Neagră, die als Botschafterin der rumänischen Weine gilt. Es handelt sich um eine besondere einheimische Sorte mit Waldbeeraromen, die zahlreiche internationale Medaillen gewonnen hat. Zwar gibt es auch aromatische Weißweine wie Riesling oder Sauvignon Blanc, aber die Rotweine – insbesondere die Fetească Neagră – sind die treibende Kraft der Region.“
Das touristische Angebot in der Region geht weit über einfache Weinverkostungen hinaus. Neben diesen beinhalten die Programme lokale Gastronomie, Käse- und Feinkostkombinationen sowie Besuche kultureller Sehenswürdigkeiten wie Klöster oder Museen. Eine wichtige, in jüngster Zeit entwickelte Komponente ist der aktive Tourismus. Die Infrastruktur ermöglicht mittlerweile Radtouren zwischen den Weinbergen, die durch den Einsatz von E-Bikes auch einem breiteren Publikum zugänglich gemacht werden. Die Reaktionen ausländischer Touristen auf die Weinregion sind überwiegend positiv. Viele Besucher haben keine klare Vorstellung von Rumänien als Weinreisedestination und sind überrascht von der Qualität der Weine und Dienstleistungen. Besonders geschätzt werden die Gastfreundschaft und die Authentizität der Erfahrung, die im Vergleich zu etablierten internationalen Destinationen als weniger kommerziell empfunden wird.
Ausländische Touristen, darunter auch Kenner aus Frankreich, sind begeistert von der Qualität der rumänischen Weine und der Gastfreundschaft. Die Präsentation erfolgt mit Herz – sie ist nicht rein kommerziell. Eine Verkostung besteht nicht einfach aus einem Stück Käse und Toastbrot; die Rumänen sind großzügig, wenn sie zeigen wollen, was sie haben. Die Besucher sind angenehm überrascht von der rumänischen Gastfreundschaft und der Schönheit des Landes und entdecken, dass Rumänien ein zivilisiertes, sicheres und schönes Land ist.
Fazit: Der Weintourismus im Kreis Prahova bietet ein strukturiertes Erlebnis, das hochwertige Weinverkostungen mit kulturellen, gastronomischen und aktiven Elementen verbindet. Die Nähe zum internationalen Flughafen Bukarest und die Vielfalt des Angebots machen diese Region zu einer attraktiven Wahl für Weinliebhaber und alle, die eine neue europäische Destination entdecken möchten.