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Demographie: höhere Sterblichkeitsrate, sinkende Lebenserwartung, weniger Kinder

In den letzten zwei Jahren hat der Bevölkerungsrückgang in Rumänien stark zugenommen. Die höhere Sterblichkeitsrate wurde jedoch nicht ausschließlich vom Sars-Cov2-Virus verursacht.

Demographie: höhere Sterblichkeitsrate, sinkende Lebenserwartung, weniger Kinder
Demographie: höhere Sterblichkeitsrate, sinkende Lebenserwartung, weniger Kinder

, 23.02.2022, 16:13


RadioRomaniaInternational · Demographie: höhere Sterblichkeitsrate, sinkende Lebenserwartung, weniger Kinder


2022 wird in Rumänien eine neue Volkszählung durchgeführt, die zwar schon auf vergangenes Jahr anberaumt war, aufgrund der Pandemie jedoch aufgeschoben werden musste. In Erwartung der Endergebnisse, die dann mit jenen des vorangegangenen Zensus von 2011 verglichen werden sollen, zeigen die bisherigen Statistiken jedoch eine besorgniserregende Entwicklung hinsichtlich der Natalität und der Mortalität.



Während die ohnehin niedrige Geburtenhäufigkeit seit Beginn der Pandemie relativ konstant blieb, schnellte die Sterblichkeitsrate in die Höhe. Ungeachtet der Todesursache starben im Jahr 2021 über 334.000 Menschen in Rumänien — das ist eine Zunahme um 27% im Vergleich zur Zeit vor der Pandemie. Und in den zwei Jahren seit Beginn der Pandemie starben um 100.000 mehr Menschen als in der Zeit davor. Gleichzeitig kamen in Rumänien im Laufe des Jahres 2020 um 40.000 weniger Kinder als 2019 auf die Welt. In diesen zwei vergangenen Jahren wurden überhaupt die wenigsten Kinder innerhalb der Zeitspanne der letzten hundert Jahre geboren. Das sagt Vasile Ghețău, Soziologe und Experte in Demographie. Das führt dazu, dass der natürliche Bevölkerungszuwachs, der aus der Differenz zwischen der Zahl der Neugeborenen und jener der Verstorbenen berechnet wird, negativ bleibt. Und das führe schlie‎ßlich zu einem Bevölkerungsrückgang, wei‎ß der Demograph.



Im Jahr 2019, also noch vor der Pandemie, lag der natürliche Bevölkerungsrückgang in Rumänien bei 71.000 Menschen. 2020 kletterte der Bevölkerungsrückgang auf 120.000 Menschen, und laut den verfügbaren Daten über die ersten 11 Monate des Jahres 2021 gab es einen starken Zuwachs der Todesfälle — in diesem Zeitraum ging die Bevölkerung um fast 150.000 Einwohner zurück. Wenn die Daten für Dezember 2021 verfügbar sein werden, könnten wir mit Schrecken sogar feststellen, dass allein im vergangenen Jahr 160–170 Tausend Menschen verstarben. Dies wäre eine schreckliche Zahl im Verhältnis zur Gesamtbevölkerung von 19 Mio. Einwohnern.




Doch wie kam es zu einer so hohen Sterblichkeitsrate? Der Demograph Vasile Ghețău kennt die Details:



Die starke Zunahme der Sterblichkeit in den Jahren 2020 und vor allem 2021 ist nur im moderaten Ausma‎ß durch die Covid-19-Erkrankungen zu erklären. Die zahlreicheren Todesfälle sind auf die Zunahme von Herz-Kreislauf-Erkrankungen und von Atemweg-Erkrankungen anderer Art als Covid zurückzuführen. Einen indirekten Zusammenhang mit der Pandemie gibt es dennoch. Auf die Ergebnisse einschlägiger Studien warten wir noch, doch schon jetzt wird unter Medizinern allgemein angenommen, dass im Falle der Herz-Kreislauf-Erkrankungen die Quarantäne und Isolation zu einer Zunahme der Todesfälle unter älteren Menschen geführt haben. Im Fall der Atemweg-Erkrankungen hat man eine Zunahme der Todesfälle infolge von Lungenentzündungen festgestellt. Vermutlich gibt es auch hier einen bestimmten Zusammenhang mit der Pandemie und dem Sars-Cov-2-Virus, aber erst müssen wir noch auf die Erhebung aller Daten warten, um zu eruieren, wie sich die Sterblichkeit nach verschiedenen Ursachen entwickelt hat. Erst dann werden wir präzise sagen können, welche Rolle das Coronavirus in dieser Entwicklung gespielt hat.“




Doch was kann man schon aus den bisher verfügbaren Daten ablesen? Der Soziologe Vasile Ghețău kommt erneut zu Wort:



Die Zunahme der Sterblichkeit im Oktober und November hat eine Abnahme der Lebenserwartung bei der Geburt bewirkt, was in dieser Korrelation auch zu erwarten war. Generell lag die durchschnittliche Lebenserwartung bei der Geburt in Rumänien — ungeachtet des Geschlechts — bei 76 Jahren. Nach Auswertung der Daten für die ersten 11 Monate des vergangenen Jahres liegt sie nun bei 73 Jahren, also eine Lebenserwartung um drei Jahre weniger. Wenn wir die Daten für Dezember 2021 bekommen werden, ist es wahrscheinlich, dass sich die durchschnittliche Lebenserwartung bei der Geburt für das Jahr 2021 nur noch auf 72 Jahren belief. Eine Abnahme der Lebenserwartung um vier Jahre ist enorm. Sicherlich ist es möglich, dass auch in anderen Ländern die von der Pandemie bedingte höhere Sterblichkeitsrate zu einer sinkenden Lebenserwartung geführt hat. In Rumänien sind die Zahlen allerdings viel dramatischer — selbst wenn man nur 2020 mit 2021 vergleicht.“




Die Zahlen sprechen eine klare Sprache: In Rumänien sichern die derzeitigen Geburtenzahlen und die sinkende Lebenserwartung keine tragfähige natürliche Bevölkerungsentwicklung mehr, sagt erneut der Soziologe und Demograph Vasile Ghețău.



Damit die Bevölkerung eines Landes wächst oder zumindest konstant bleibt, müsste jede Frau im Schnitt zwei Kinder auf die Welt bringen. Werden durchschnittlich mehr als zwei Kinder geboren, entsteht ein Überschuss im Generationenwechsel, also wird die Bevölkerung perspektivisch wachsen. In Rumänien war jedoch die letzte Kohorte, die einen Überschuss produzierte, die Generation der Menschen, die 1961 geboren wurden. Alle nachfolgenden Generationen haben im Schnitt weniger als zwei Kinder auf die Welt gebracht. Je mehr Generationen es ihnen gleichtun, desto mehr wird es evident, dass die Bevölkerungszahl im Sinken begriffen ist, denn der Nachschub an neuen Generationen ist nicht mehr ausreichend.“




Ein genaueres Bild über die Bevölkerung Rumäniens und die demographischen Entwicklungen wird man sich nach der Volkszählung machen können. Sie wird in zwei Etappen durchgeführt — der Online-Zensus, bei dem man die Angaben selbst im Internet machen kann, soll am 14. März 2022 beginnen; die Befragung am Domizil durch Feldforscher soll beginnend mit dem 16. Mai folgen.

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