Allan Bourgeais aus Frankreich: „Das Kulturerbe Rumäniens ist einzigartig”
Der Franzose Allan Bourgeais hat Rumänien zum ersten Mal vor sieben Jahren besucht und sich gleich entschieden, hier zu bleiben.
Hildegard Ignătescu, 02.07.2021, 16:00
Allan Bourgeais kommt aus dem Westen Frankreichs, wurde in Angers geboren, besuchte dann das Gymnasium in Laval und die Universität von Nantes, wo er Soziologie studierte. In Frankreich wagte er sich nicht allzu weit von zu Hause weg, wie Allan selbst gerne scherzt, aber irgendwann ergab sich die Gelegenheit, mit einem europäischen Freiwilligenprojekt nach Rumänien zu kommen. Allan hat auch ein Praktikum im Freilichtmuseum Astra in Sibiu absolviert, eine Stadt, die sein Herz eroberte: Vor acht Jahren kam ich in den Ferien für zwei Wochen als Freiwilliger nach Rumänien, irgendwo zwischen Iași und Roman. Es hat mir so gut gefallen, dass ich beschlossen habe, noch ein bisschen länger zu bleiben. Ich organisierte mehrere Workshops zur Restaurierung von Denkmälern und nach drei Monaten nahm ich eine kurze Auszeit in Bukarest. Danach fand ich die Möglichkeit eines Vertrags mit verschiedenen Vereinen und konnte für den Winter nach Moldawien fahren. Es war eine interessante Erfahrung, für das erste Jahr in Rumänien habe ich nicht vorausgesehen, dass es so kalt und so hart sein würde, in einem so kleinen Dorf zu leben, aber es war eine schöne Erfahrung. Ich hatte das Glück, einen Vertrag mit der Europäischen Union zu haben und mit dem Astra-Museum zu arbeiten, wo ich für die Koordination der Freiwilligen zuständig war.”
Nach diesen Projekten beschloss Allan, nach Rumänien zu ziehen und suchte nach Arbeit, insbesondere bei multinationalen Unternehmen mit Sitz in Bukarest. Er hatte verschiedene Jobs im Bereich Kundenbetreuung und IT. Er lernte schnell Rumänisch, sein Leben änderte sich und Allan wollte nie wieder in seine Heimat Frankreich zurückkehren. Was hat ihn dazu bewogen, in Rumänien zu bleiben? Es gibt mehrere Faktoren. Als erstes, fand ich es einfacher, hier einen guten Job zu finden als in Frankreich. Ich mochte auch die Sprache und die Kultur und im Allgemeinen hat meine Erfahrung hier ihre Spuren hinterlassen. Ich entschied mich, hier zu bleiben, um noch ein bisschen mehr von dem zu sehen, was ich entdeckt hatte: die Solidarität der Menschen und viele andere Dinge, die in Rumänien interessant sind. Für die Arbeit ist die Situation in Frankreich in der Tat etwas schwieriger. Es ist schwieriger, einen Job zu finden, der ein bisschen bequemer ist, in einem Büro.
Es war interessant, wie ich die Sprache gelernt habe, nicht durch Unterricht, sondern indem ich den Leuten zugehört habe. Ich war sehr aufmerksam und habe recht schnell aufgeholt, aber manchmal dachte ich auch, ich hätte etwas verstanden und ich hatte es eigentlich falsch verstanden. Alles änderte sich sehr, als ich anfing, die Sprache zu benutzen. Bei der Arbeit zum Beispiel, nachdem ich ein Jahr auf dem Land gelebt hatte, lernte ich so viel wie möglich, hörte den Leuten zu und versuchte zu sprechen. Auf der Arbeit habe ich jedoch nichts gesagt, als ich in Bukarest ankam, und das war überraschend und dann war es einfacher, mit den Leuten außerhalb der Arbeit, im Laden zum Beispiel, zu sprechen. Überall ist es viel einfacher, wenn man Rumänisch lernt, als wenn man bei seiner eigenen Sprache bleibt oder auf Englisch kommuniziert.”
Allan wagte sich nicht weit von zu Hause weg, als er in Frankreich lebte, aber sobald er in Rumänien war, reiste er durch das ganze Land. Er war in Sibiu, Timișoara, Baia Mare, Deva, Iași, hat Berge bestiegen und sich an der rumänischen Küste gesonnt. Er sagt, er habe noch viele Orte zu sehen und würde gerne nach Suceava, Galați und Craiova fahren. Was gefällt ihm am meisten an Rumänien? Was mir gefallen hat und was mir geholfen hat, ist die Tatsache, dass ich fast sechs Monate im Dorfmuseum in Sibiu verbracht habe und dort gesehen habe, wie vielfältig die rumänische Kultur sein kann und wie man in alten Häusern immer noch ein Stück Kultur finden kann, das durch den Kommunismus und harte Zeiten hindurch erhalten geblieben ist. Eine Art Tradition, die in Frankreich verloren gegangen war, ist hier erhalten geblieben. Es ist hier authentischer als das, was wir jetzt in Frankreich haben. Dort war es auch authentisch, aber jetzt scheint es mir, dass die rumänische Kultur mehr vom ursprünglichen Charakter bewahrt hat.”
Da er gerne durch das Land reist und Rumänien recht gut kennengelernt hat, fragten wir Allan, was er an Rumänien ändern würde, wenn er könnte und wie er ausländische Touristen ermutigen würde, nach Rumänien zu kommen: Für einen Urlaub ist Rumänien perfekt und für westliche Menschen recht günstig. Die Berge sind wunderschön – leider hilft das, was mit dem illegalen Holzeinschlag passiert, nicht – aber es gibt überall erhaltenes Kulturerbe, Orte wie Sibiu, Hunedoara, Viscri. In Rumänien gibt es viele Orte zu sehen. Wenn ich ein bisschen Macht hätte, etwas zu ändern, würde ich eine Menge ändern, wenn ich das sagen darf. Mir gefällt sehr gut, was hier ist, aber ich würde mir ein bisschen mehr Kommunikation wünschen, eine bessere Infrastruktur, um nicht dreimal zum gleichen Thema zurückzukehren. Das die Rumänen alles zu Ende bringen, was sie anfangen, das ist es, was ich mir für dieses Land wünsche: eine bessere Kommunikation zwischen den Menschen, nicht Dinge dreimal zu machen.” Was ist die eine Sache, die Allan so lange wie möglich hier behalten möchte? Was ich gerne behalten würde, wenn ich könnte, ist die Herzlichkeit der Menschen in Rumänien. Es ist etwas, das man zu schätzen weiß. Und, wie ich schon sagte, die Kultur und die Traditionen.”