Nach den Wassermassen: Aufräumarbeiten und erste Bilanz in Bukarest
Der Montagnachmittag wird vielen noch lange in Erinnerung bleiben. Ein extrem seltener Wolkenbruch hat die Hauptstadt getroffen.
Bogdan Matei und Alex Sterescu, 10.06.2025, 14:42
Laut Apa Nova, dem Unternehmen, das für das Abwassersystem verantwortlich ist, war dies ein ‚Jahrhundertereignis‘. Binnen weniger Stunden fielen enorme Regenmengen: Im Durchschnitt 43 Liter pro Quadratmeter, örtlich sogar 70 Liter und in manchen Gebieten bis zu 120 Liter. Diese Zahlen verdeutlichen die außergewöhnliche Intensität dieses Niederschlagsereignisses.
Der heftige Wolkenbruch über Bukarest hat auch massive Auswirkungen auf den Flugverkehr gehabt. Konkret mussten gleich zwei internationale Flüge, die eigentlich in Bukarest-Otopeni landen sollten, umgeleitet werden: Der staatliche TAROM-Flug aus Paris sowie die Eurowings-Maschine aus Stuttgart wurden ins südöstliche Constanța dirigiert. Aber auch innerrumänisch gab es Verzögerungen: Der TAROM-Flug von Klausenburg nach Bukarest musste ins südwestliche Craiova ausweichen und dort auf eine Wetterbesserung warten. Die Nationale Flughafengesellschaft meldet zudem, dass zahlreiche Abflüge aus Bukarest gestern mit Verspätungen von mehreren Dutzend Minuten zu kämpfen hatten.
Der Verkehr in und um Bukarest war teilweise lahmgelegt. Eine Autobahnstrecke musste vorübergehend gesperrt werden, und in der Stadt selbst bot sich ein Bild des Chaos: Dutzende Bäume stürzten auf Straßen und Boulevards, einige von ihnen krachten auf geparkte Autos. Wichtige Verkehrsadern waren blockiert, was zu massiven Behinderungen führte. Hinzu kam, dass Stromleitungen rissen, wodurch Straßenbahnen und Oberleitungsbusse für längere Zeit stillstanden. Doch nicht nur der Verkehr litt: Selbst eines der ältesten und beliebtesten Einkaufszentren Bukarests wurde regelrecht überschwemmt. Kunden, die vom plötzlichen Regen überrascht wurden, standen knietief in Pfützen, während das Wasser durch die Gänge strömte.
Laut der Abteilung für Notfallsituationen gingen über 800 Anrufe unter der einheitlichen Notrufnummer 112 ein. Glücklicherweise gab es bei all dem Chaos keine Todesopfer zu beklagen. Dank des Einsatzes der Apa-Nova-Teams, die mit voller Kapazität arbeiteten, um das an kritischen Stellen der Stadt angesammelte Wasser abzupumpen, erwachte Bukarest wieder zum Leben. Die Aufräumarbeiten laufen auf Hochtouren, um die Spuren des außergewöhnlichen Niederschlagsereignisses zu beseitigen.
Während Bukarest sich von den Fluten erholt, geht der Leidensweg für die Einwohner von Praid im Zentrum Rumäniens weiter. Das Schicksal der berühmten Saline Praid ist ungewiss, und die Sorge wächst. Um die Saline zu retten, soll der Wasserlauf, der die Anlage bedroht, mit moderner Technik umgeleitet werden. Die Experten vor Ort, darunter rumänische und ausländische Fachleute, schlagen eine konkrete Lösung vor: Das Flussbett soll abgedichtet werden, um weitere Schäden an der wichtigen Saline zu verhindern.
Die Rettung der Saline Praid rückt in den Fokus einer bevorstehenden Krisensitzung. Wie die Präfektur des Bezirks Harghita bekannt gab, sollen hier die technischen Einzelheiten für die notwendige Umleitung des Wasserlaufs festgelegt werden. Anwesend sein werden der Planer der vorübergehenden Umleitung, der Bauunternehmer, der hydrologische Sachverständige sowie Vertreter von SALROM, dem Unternehmen, das die Salzlagerstätten des Landes verwaltet. Die Gefahr eines größeren Einsturzes hat die Behörden bereits zu drastischen Maßnahmen gezwungen: Ein Teil der Bevölkerung wurde evakuiert. Für die Bergleute, die in der Salzlagerstätte arbeiteten, bedeutet dies den Verlust ihrer Arbeit. Eine gute Nachricht gibt es aber für sie: Sie werden bis Ende des Jahres weiterhin ihre Löhne erhalten.
Die Krise um die Saline Praid hat weitreichende Folgen für die gesamte Region: Das Tourismusgebiet rund um die Saline wurde komplett geschlossen. Das bedeutet harte Zeiten für die umliegenden Restaurants und Pensionen, die jedes Jahr Tausende von Gästen begrüßten und nun vom Bankrott bedroht sind.
Doch nicht nur wirtschaftlich, auch ökologisch gibt es schlechte Nachrichten: Das Wasser des Flusses Târnava Mica, in den der Fluss Corund mündet, ist aufgrund des hohen Salzgehalts weiterhin nicht trinkbar. Die Behörden raten der Bevölkerung daher dringend, Leitungswasser ausschließlich zum Waschen zu verwenden. Für Trinkwasser werden den Menschen spezielle Behälter zur Verfügung gestellt. Die angespannte Lage in Praid hat dazu geführt, dass der Alarmzustand um weitere 30 Tage verlängert wurde.