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Journalistin Marianna Prysiazhniuk: „Der Krieg hat zur Vertiefung der Beziehungen zwischen der Ukraine und Rumänien geführt“

Marianna Prysiazhniuk kommt aus der ukrainischen Hauptstadt Kiew, spricht sehr gut Rumänisch und ist Journalistin, Politikwissenschaftlerin und Kommunikationsexpertin. Vor ihrer Umsiedlung nach Rumänien hatte Sie in der Ukraine zunächst ein Studium im Bildungsbereich absolviert.

Marianna Prysiazhniuk
Marianna Prysiazhniuk

und , 24.07.2025, 17:30

 

RadioRomaniaInternational · Journalistin Marianna Prysiazhniuk: „Der Krieg hat zur Vertiefung der Beziehungen zwischen der Ukraine und Rumänien geführt“

 

Zunächst einmal danke ich für die Einladung, in Ihrer Sendung auftreten zu dürfen. Ich habe mehrere Abschlüsse – der erste war im Bereich Bildung, dann habe ich Psychologie studiert. Danach habe ich beschlossen, ins Ausland zu gehen, und ich habe mich entschieden, nach Rumänien zu kommen. Meine Entscheidung war interessant, weil die meisten Ukrainer nach Polen gehen – zumindest für die erste Auslandserfahrung während der Studienzeit. Ich habe entschieden, nicht dorthin zu gehen, wo alle hingehen, damit ich in Ruhe studieren kann. Ich war 26 Jahre alt, als ich diese Entscheidung getroffen habe, und ich war sehr ernsthaft in meinem Vorhaben, etwas zu lernen und neue Erfahrungen zu sammeln. Jetzt sind wir viele Ukrainer hier und ich danke für die Hilfe, für alles, was ihr für meine Landsleute tut – sowohl im Bereich der Hochschulbildung als auch im Bereich humanitärer Unterstützung.

Für mich war Rumänien schon vor dem Krieg mein zweites Zuhause, aber jetzt ist es das zweite Zuhause für viele Ukrainer geworden, und das macht mich glücklich. Das ist sozusagen der positive Effekt der Tragödie, die sich in der Ukraine abspielt.“

 

Nach ihrer Ankunft in Rumänien hat sich Marianna Prysiazhniuk für ein Studium an der Bukarester Hochschule für Politik- und Verwaltungswissenschaften (SNSPA) entschieden. Dort hat sie einen Master belegt und ist derzeit Doktorandin in Politikwissenschaft und internationalen Beziehungen. Sie arbeitet schon seit einiger Zeit im Fachgebiet, ist Analystin für das Projekt Atena im Bereich Cybersicherheit und Koordinatorin des Projekts Delta, das sich mit der regionalen Zusammenarbeit zwischen der Ukraine, Moldawien und Rumänien beschäftigt. Außerdem ist sie als Politikexpertin Mitglied eines ukrainischen Thinktanks und arbeitet aktiv im Bereich der Bekämpfung von Fake News in der Ukraine und in Rumänien. Sie schreibt für zahlreiche Publikationen in der Ukraine, in Rumänien und in der Republik Moldau, ist Sonderreporterin und wurde für ihre Arbeit bereits mehrfach ausgezeichnet.

Wir fragten sie weiter, wann sie nach Rumänien gekommen ist und warum sie das Land als zweites Zuhause betrachtet.

 

Ehrlich gesagt bin ich in allen drei Ländern ansässig – denn auch wenn ich verschiedene Projekte habe, dreht sich jedes einzelne um das, was in unserer Region passiert – in Rumänien, Moldawien und der Ukraine – sowie um gemeinsame und unterschiedliche Interessen. Alles, was mit regionaler Entwicklung, Sicherheit, Informationsresilienz usw. zu tun hat. Deshalb reise ich viel, aber ich habe hier meinen Hauptstandort und auch in Kiew. Ich hätte 2018 nicht gedacht, dass ich mich so sehr mit Rumänien verbunden fühlen würde. Dieses Land ist ein Teil meiner Identität geworden – zumindest meiner beruflichen Identität –, weil ich mir meine Arbeit heute ohne die rumänische Sprache oder ohne diese Region nicht mehr vorstellen kann.

Ich beobachte und analysiere sehr genau, was hier politisch passiert, und ich bin geehrt, die Journalistin aus der Ukraine zu sein, die wenigstens ein bisschen versteht, was bei euch vor sich geht – denn manchmal sind eure politischen Situationen sehr kompliziert, selbst für erfahrene Journalisten in Rumänien. Besonders im letzten Jahr mit gleich vier Wahlkämpfen. Das ist mein tägliches Leben. Ich arbeite sehr viel, ich schreibe sehr viel, und ich glaube, ich bin die einzige Journalistin in Kiew, die Rumänisch spricht und über Rumänien schreibt. Ich möchte mich auf diesem Gebiet weiterentwickeln. Ich mag Rumänien, und ich sehe dieses Land und unsere Region als einen Raum guter Nachbarschaft und zur Förderung europäischer Prinzipien – über die wir alle reden, aber weniger handeln. Und dafür möchte ich mich einbringen.“

 

Was gefällt der jungen ukrainischen Journalistin und Politikwissenschaftlerin am meisten in Rumänien?

 

Ich liebe die rumänische Sprache sehr. Ich lese auf Rumänisch und habe 2018 angefangen, die Sprache zu lernen. An der Universität in Pitești hatte ich ein sehr intensives Vorbereitungsjahr, in dem ich Rumänisch gelernt habe. Ich lerne auch heute noch privat mit einer Lehrerin weiter. Ich liebe die rumänische Sprache sehr und auch diesen kulturellen Raum sowie die gesellschaftliche Haltung gegenüber bestimmten Phänomenen. Ich würde sagen, dass die rumänische Gesellschaft überhaupt nicht konfliktgeladen ist, und das gefällt mir.

Ich habe in vielen Ländern gearbeitet, und wenn es in einer Gesellschaft zu viel Radikalisierung und emotionale Spannungen gibt, ist es psychisch sehr schwer, es dort auszuhalten. Hier ist es ruhiger, und ich weiß, dass ich nach Rumänien nicht nur zum Arbeiten, sondern auch zur Erholung kommen kann. Und das gefällt mir sehr. Es ist mein zweites Zuhause.“

 

Doch was vermisst sie aus der Ukraine, ihrer ersten Heimat?

 

Ich liebe meine Landsleute, ich mag, dass sie mutig und stark sind, und manchmal vermisse ich diese gegenseitige Unterstützung, die Ukrainer einander geben. Das ist etwas Besonderes an unserer Mentalität.“

 

Gibt es eine Entwicklung in den rumänisch-ukrainischen Beziehungen, die erst durch den Krieg entstanden ist? Das wollten wir zum Schluss unseres Gesprächs von der ukrainischen Journalistin und Politikwissenschaftlerin Marianna Prysiazhniuk erfahren.

 

Ich würde sagen, seit Beginn dieses groß angelegten Krieges hat Rumänien angefangen, die Ukraine zu entdecken – und die Ukraine entdeckt Rumänien. Als ich herkam, hätte niemand in Rumänien fünf Städte in der Ukraine aufzählen können.

Jetzt wissen alle sehr gut, was im Osten passiert, was im Westen geschieht – zumindest diejenigen Rumänen, die sich für die Situation in der Ukraine interessieren. Genauso in der Ukraine – alle wissen, wo sich die Flüchtlinge konzentrieren, wo sich alternative Routen für den Getreidetransport aus der Ukraine befinden. Diese ganzen technischen Dinge haben uns geholfen, einander besser kennenzulernen – und das ist sehr gut. Wir sollten diese Situation nutzen, um die Beziehungen zu vertiefen – nicht nur politisch, nicht nur wirtschaftlich, sondern auch kulturell, über die Menschen, die gemeinsame Geschichte und vieles mehr.“

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