RRI Live!

Hören Sie Radio Rumänien International Live

Gute Infrastruktur gehört zur Verteidigungsfähigkeit

Der Bedarf der EU, ihre eigene Verteidigungsfähigkeit zu stärken, ist immer deutlicher geworden. Geopolitische Entwicklungen – der Krieg in der Ukraine, der verschärfte globale Wettbewerb und Veränderungen in der US-Sicherheitspolitik – zwingen Brüssel zu einem robusteren, kohärenteren und besser abgestimmten Verteidigungsmodell. Der Wille der Union ist aus der strategischen Notwendigkeit erwachsen, bei der Sicherung des eigenen Gebiets in gerungerem Maße von anderen Akteuren abhängig zu sein.

Foto: Military_Material / pixabay.com
Foto: Military_Material / pixabay.com

, 19.12.2025, 13:34

Die NATO bleibt zwar der zentrale Pfeiler der europäischen Verteidigung, doch den Mitgliedstaaten ist zunehmend klar, dass Europa ohne höhere, besser abgestimmte und gezielt eingesetzte Investitionen gegenüber konventionellen, hybriden, cyber- und energiebezogenen Bedrohungen verwundbar bleibt. So ist das Konzept der strategischen Autonomie entstanden – nicht als Abkehr von der NATO, sondern als ergänzende Fähigkeit. Die jüngste konkrete Initiative in diesem Sinn ist der von der Europäischen Kommission vorgeschlagene sogenannte militärische Schengen-Raum. Im Mittelpunkt steht dabei die Erkenntnis, dass Mobilität entscheidend ist, wenn Reaktionszeit und Logistik über den Ausgang eines Militäreinsatzes entscheiden können. Das nötige Gegenmittel müsse bereitstehen, sagt der Journalist und Militärexperte Radu Tudor:

„Die Bedrohung wächst. Der Krieg endet nicht. Russland wird für die Sicherheit des Kontinents zur größten Gefahr, und wir müssen uns etwas schneller bewegen. Bisher haben wir unterschiedliche Geschwindigkeiten bei der Umsetzung von Projekten zur Entwicklung der Rüstungsindustrie und zur militärischen Mobilität, aber auch bei der Stationierung neuer Verteidigungssysteme an der NATO-Ostflanke. Um 50 Leclerc-Panzer nach Rumänien zu verlegen, braucht es viel zu viele Tage. Wir müssen im Ernstfall einer russischen Provokation gegen die NATO diese Zeit verkürzen, denn die Vorabstationierung von Truppen und Technik reicht nicht aus. Es müssten aus allen 31 NATO-Staaten Truppen, Technik, Waffen, Munition und Logistik kommen – das gilt für Rumänien ebenso wie für Polen oder die baltischen Staaten. Aus meiner Sicht sollte die Europäische Kommission rasch eine verbindliche Verordnung für alle Mitgliedstaaten erlassen, die innerhalb von zwölf Monaten umzusetzen ist. Das bedeutet Änderungen von Abkommen, von Rechtsvorschriften und eine Anpassung der Infrastruktur an den Transport schwerer Technik.“

Vier Ziele soll das militärische Schengen verfolgen: die schnelle Verlegung von Truppen und Ausrüstung innerhalb der EU, den Abbau grenzüberschreitender Bürokratie, die Anpassung ziviler Infrastruktur – Brücken, Bahnstrecken, Straßen und Häfen – an militärische Bedürfnisse sowie schnelle Reaktionen in Krisenlagen. Nach dem Vorschlag der Kommission sollen die Mitgliedstaaten den Durchmarsch von Truppen in Friedenszeiten innerhalb von drei Tagen ermöglichen, in Notfällen sogar innerhalb von nur sechs Stunden. Die Zollformalitäten würden vereinfacht, konkret auf eine bloße gegenseitige Meldung zwischen den Staaten reduziert.

Der Druck durch den Krieg in der Ukraine und die Aggressivität Russlands zwingt Europa zu diesem Kraftakt, der vor allem auf dem Aufbau glaubwürdiger Abschreckung beruhen muss, sagt auch der Außenpolitik-Analyst Victor Boștinaru, ehemaliges Mitglied des Ausschusses für Sicherheit und Verteidigung des Europäischen Parlaments:

„Europa hat nicht vor, irgendeine offensive Handlung durchzuführen – anders als es Putin oder Peskow darstellen. Europa muss aber bei seiner Abschreckungsfähigkeit überzeugend sein. Und hier zeichnen sich mehrere Bereiche klar ab. Erstens stellt Europa zum ersten Mal tatsächlich Mittel für den Aufbau einer Verteidigungsfähigkeit bereit. Das gab es bislang nicht, doch es gibt nur noch eine Lösung, damit das europäische Projekt tragfähig bleibt: eine solide Verteidigungsfähigkeit. Zweitens muss Europa in die Produktion militärischer Ausrüstung einsteigen, die einerseits der russischen Bedrohung etwas entgegensetzen kann und andererseits zumindest teilweise die Abhängigkeit von Lieferungen aus den USA verringert. Drittens nimmt dieses ehrgeizige Projekt ziviler Infrastruktur mit doppeltem Zweck schneller Gestalt an, als wir noch im vergangenen Jahr vermutet haben. Gemeint ist der Bau von Straßen- und Schieneninfrastruktur, die sowohl dem zivilen Bereich als auch der Verteidigung dient – Infrastruktur, die hohe Lasten aushält: Autobahnen, Bahnlinien, Brücken, um den schnellen Transport von Ausrüstung und Personal in mögliche Einsatzgebiete zu ermöglichen. Nicht zuletzt erleben wir einen deutlichen Ausbau der europäischen Rüstungsindustrie, Kooperationsabkommen oder Zusammenschlüsse in Schlüsselbereichen – vom Gegenstück zu Elon Musks Satellitensystem bis hin zur Entwicklung und Produktion von Raketen und anderen Verteidigungssystemen.“

Eine höhere militärische Mobilität soll sowohl den Ausbau der Infrastruktur in den Mitgliedstaaten bedeuten als auch einen Notfallmechanismus umfassen, der vom Rat der Europäischen Union aktiviert wird, wenn in einer Krise große Konvois mit Militärtechnik und Soldaten verlegt werden müssen.

(Foto: Mediamodifier / pixabay.com)
Das globale Dorf Freitag, 12 Dezember 2025

Rumäniens Wirtschaft steht vor Herausforderungen an vielen Fronten

Die Daten zeigen: Rumäniens Inflation lag im Oktober mehr als dreimal über dem EU-Schnitt. Die Nationalbank erwartet steigende Teuerungen zum...

Rumäniens Wirtschaft steht vor Herausforderungen an vielen Fronten
fake news (foto Pixabay)
Das globale Dorf Freitag, 05 Dezember 2025

Desinformation in der Ära Künstlicher Intelligenz

Universitätsprofessorin Dr. Alina Bârgăoanu ist Mitglied im Beirat des Europäischen Observatoriums für digitale Medien und Expertin für die...

Desinformation in der Ära Künstlicher Intelligenz
sursă foto: facebook.com/p/Institutul-de-Politici-pentru-Migratie
Das globale Dorf Freitag, 21 November 2025

Rumäniens großer Exodus: Warum das Land seine klügsten Köpfe verliert

Fast 5,7 Millionen Rumäninnen und Rumänen – leben heute im Ausland. Das zeigt der Migrationsbericht der Vereinten Nationen aus dem Jahr 2024....

Rumäniens großer Exodus: Warum das Land seine klügsten Köpfe verliert
Foto: pixabay.com
Das globale Dorf Freitag, 14 November 2025

Europas Gretchen-Frage: Wie geht der Ukraine-Krieg aus?

Der Vorstoß der Europäischen Union, ihre Verteidigung und ihre strategische Rolle neu zu denken, kommt in einer Welt voller Spannungen und...

Europas Gretchen-Frage: Wie geht der Ukraine-Krieg aus?
Das globale Dorf Freitag, 24 Oktober 2025

Europäische Klimaneutralität bis 2050: ein zu ehrgeiziges Ziel?

Die Europäische Union hat dieses Ziel im Rahmen des europäischen Grünen Deals als rechtsverbindliches Ziel festgelegt und strebt darauf  an, der...

Europäische Klimaneutralität bis 2050: ein zu ehrgeiziges Ziel?
Das globale Dorf Freitag, 10 Oktober 2025

Moldau wählt Zukunft: Proeuropäische Mehrheit entscheidet

Die Republik Moldau hat gewählt – und sich für Europa entschieden. Die proeuropäische Partei Aktion und Solidarität (PAS) von Präsidentin...

Moldau wählt Zukunft: Proeuropäische Mehrheit entscheidet
Das globale Dorf Freitag, 03 Oktober 2025

Kognitive Kriegsführung: die große Herausforderung der Welt von heute

Der Krieg in der benachbarten Ukraine hat Auswirkungen, die weit über die Front hinausgehen. Es handelt sich um einen hybriden Krieg, der...

Kognitive Kriegsführung: die große Herausforderung der Welt von heute
Das globale Dorf Freitag, 19 September 2025

Europa schwitzt und überflutet: Die Klimakrise im Überblick

In diesem Jahr haben Brände in der Europäischen Union über eine Million Hektar Land zerstört – so viel wie noch nie seit Beginn der...

Europa schwitzt und überflutet: Die Klimakrise im Überblick

Partner

Muzeul Național al Țăranului Român Muzeul Național al Țăranului Român
Liga Studentilor Romani din Strainatate - LSRS Liga Studentilor Romani din Strainatate - LSRS
Modernism | The Leading Romanian Art Magazine Online Modernism | The Leading Romanian Art Magazine Online
Institului European din România Institului European din România
Institutul Francez din România – Bucureşti Institutul Francez din România – Bucureşti
Muzeul Național de Artă al României Muzeul Național de Artă al României
Le petit Journal Le petit Journal
Radio Prague International Radio Prague International
Muzeul Național de Istorie a României Muzeul Național de Istorie a României
ARCUB ARCUB
Radio Canada International Radio Canada International
Muzeul Național al Satului „Dimitrie Gusti” Muzeul Național al Satului „Dimitrie Gusti”
SWI swissinfo.ch SWI swissinfo.ch
UBB Radio ONLINE UBB Radio ONLINE
Strona główna - English Section - polskieradio.pl Strona główna - English Section - polskieradio.pl
creart - Centrul de Creație Artă și Tradiție al Municipiului Bucuresti creart - Centrul de Creație Artă și Tradiție al Municipiului Bucuresti
italradio italradio
Institutul Confucius Institutul Confucius
BUCPRESS - știri din Cernăuți BUCPRESS - știri din Cernăuți

Mitgliedschaften

Euranet Plus Euranet Plus
AIB | the trade association for international broadcasters AIB | the trade association for international broadcasters
Digital Radio Mondiale Digital Radio Mondiale
News and current affairs from Germany and around the world News and current affairs from Germany and around the world
Comunità radiotelevisiva italofona Comunità radiotelevisiva italofona

Provider

RADIOCOM RADIOCOM
Zeno Media - The Everything Audio Company Zeno Media - The Everything Audio Company